NW - Haller Kreisblatt

Warum Eltern nicht vorlesen: Ausreden im Check

Größerer Wortschatz, mehr Kreativitä­t und leichter Lesenlerne­n sind positive Effekte, wenn Kindern regelmäßig vorgelesen wird. Gründe, die dagegen sprechen, haben Leseprofis gecheckt.

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Eltern wissen zwar, dass Vorlesen gut für die Entwicklun­g des Kindes ist. Doch laut der Stiftung Lesen bekommt jedes dritte Kind zwischen einem und acht Jahren nur selten oder gar nicht vorgelesen. Die Gründe der Eltern dafür reichen von Zeitmangel bis zu falschen Vorstellun­gen übers Vorlesen.

Vier häufig genannte Gründe von Vorlesemuf­fel hat die Stiftung einem Check unterzogen. Hier die Ergebnisse und ihre Tipps:

1. „Mein Kind ist zu unruhig“

Wenn Kinder unruhig sind und die Vorleser immer wieder unterbrech­en, verlieren Eltern oft den Spaß am Vorlesen. Ihr Schluss: Mein Kind hat kein Interesse am Zuhören oder versteht nicht, was ich vorlese.

Tipp: Vorlesen lässt sich flexibel gestalten. Bilder und Geschichte­n in Kinderbüch­ern sollen zum Austausch anregen: Nicht alle Sätze müssen vorgelesen werden. Über die gezeigten Bilder kann auch frei erzählt werden.

Warum nicht auch Fragen an die Kinder formuliere­n? So geraten sie selbst ins Erzählen. Nur die eine „richtige Art vorzulesen“gibt es nicht, so die Experten

2. „Ich kann nicht gut schauspiel­ern“

Eltern glauben, sie müssten beim Vorlesen schauspiel­ern und fühlen sich schon unwohl beim Gedanken daran, den verschiede­nen Charaktere­n eine andere Stimme zu verleihen und mit besonderer Betonung Spannung aufzubauen. Doch das seien meist hohe Ansprüche, die Erwachsene vor allem an sich selbst stellen, geben die Leseprofis Entwarnung.

Tipp: Vorlesende können unbesorgt mit ihrer normalen

Stimme vorlesen. Denn die meisten Kinder genießen die gemütliche Atmosphäre und die gemeinsame Zeit mit ihren Eltern.

3. „Vorlesen ist altmodisch“

Fast jede Familie hat Smartphone­s und Tablets, die das Vorlesen digital übernehmen könne.

So entsteht der Eindruck: Vorlesen ist altmodisch. Es gibt zwar in der Tat sinnvolle Apps und Digital-Angebote, die beim Lesenlerne­n unterstütz­en können. Aber wer selbst schon einmal eine Fremdsprac­he gelernt hat, weiß: Um Sprache wirklich zu beherrsche­n, bringt der Austausch am meisten. So ist es auch beim Vorlesen. Tipp: Digitale und analoge Leseanläss­e gemeinsam nutzen.

4. „Ich habe gerade kein Buch dabei“

Vorlesen geht auch ohne Buch – und zwar digital.

Tipp: Ob Wartezeit beim Kinderarzt oder die Fahrt mit Bus und Bahn: Familien können etwa Apps wie „einfach vorlesen!“für Alltagspau­sen nutzen, um gemeinsam Geschichte­n zu entdecken. Jede Woche gibt es drei neue Geschichte­n, geprüft von Experten der Stiftung Lesen.

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Foto: Christin Klose/dpa Für die Entwicklun­g eines Kindes ist Vorlesen wichtig.

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