NW - Haller Kreisblatt

Kassen warnen Lauterbach vor Milliarden­loch Ab 2025 rechnet die gesetzlich­e Krankenver­sicherung mit steigenden Beiträgen.

- Carolin Nieder-Entgelmeie­r und Tim Szent-Ivanyi Berlin/Bielefeld.

Die von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Eingriffe in die Mittel der gesetzlich­en Krankenver­sicherung werden nach Angaben der Kassen zu Milliarden­löchern in der Kranken- und der Pflegevers­icherung führen. In der Folge rechnen die Kassen mit weiter steigenden Beiträgen.

In beiden Sozialvers­icherungen gibt es nach Angaben der DAK-Gesundheit eine stärkere Ausgabendy­namik als bisher erwartet. „In der Krankenver­sicherung wird bis Ende 2024 ein Defizit von bis zu 2,5 Milliarden Euro auflaufen. Und das ist eine sehr vorsichtig­e Schätzung“, erklärt Vorstandsc­hef Andreas Storm. Auch die Pflegevers­icherung werde anders als von Lauterbach zugesagt nicht mit den Beitragsei­nnahmen auskommen, sondern im Minus landen. „Eigentlich versuchen Regierunge­n immer, die Beiträge in einem Wahljahr stabil zu halten. Aber diesmal läuft es auf saftige Erhöhungen der Sozialabga­ben hinaus.“Trete die Prognose ein, ergebe sich in der gesamten Wahlperiod­e ein Plus von 1,5 Prozentpun­kten.

Läuft die Entwicklun­g ungebremst weiter, werden die Kassen laut Storm zum Jahreswech­sel2024/2025nurnoc­h

über Rücklagen in Höhe von 5,5 Milliarden Euro verfügen und damit gerade noch die Höhe der gesetzlich vorgeschri­ebenen Mindestres­erve erreichen. „Das hat es seit der Einführung des Gesundheit­sfonds vor 15 Jahren nicht gegeben. Die Krankenkas­sen fahren auf der Felge.“

Aus Sicht des Vorstandes der Bertelsman­n BKK, Thomas Johannwill­e, herrscht im Gesundheit­ssystem ein Ungleichge­wicht zwischen Einnahmen und Ausgaben. „Wir haben nicht zu wenig Geld im System. Doch anstatt die Strukturen zu optimieren, wurde in den vergangene­n Jahren mehrfach auf Rücklagen der Kassen zurückgegr­iffen.“Diese Rücklagen seien jedoch dafür da, um den Beitragssa­tz möglichst konstant zu halten. „In der Folge müssen immer mehr Kassen Beiträge erhöhen“, warntderSp­recherderA­rbeitsgeme­inschaft der sieben BKK in OWL. Allein die BKK in OWL haben laut Johannwill­e 2021 und 2023 zusätzlich zu den laufenden Zahlungen 68 Millionen Euro aus ihren Rücklagen an den Gesundheit­sfonds abführen müssen.

Auch bei der Pflegevers­icherung rechnet Storm damit, dass die gesetzlich­e Mindestrüc­klage zum Jahresende unterschri­tten wird.

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