NW - Haller Kreisblatt

Nach langer Reise: Hüne kehrt heim

Acht Jahre tourt Matthias Stockamp (32) durch Europa, um seinen Traum als Profi-Sportler zu leben. Jetzt schlägt er in Deutschlan­d ein neues Kapitel seiner Laufbahn auf.

- Dennis Bleck

Halle. Matthias Stockamp hat indenverga­ngenenTage­nviele Nachrichte­n bekommen. Von der Familie, von Freunden und von alten Weggefährt­en. Inhaltlich waren sie sich oft ähnlich. „Alle haben sich für mich gefreut und gesagt, dass sie mal vorbeikomm­en wollen“, berichtet er. Nach insgesamt acht Jahren, in denen der 32-Jährige quer durchEurop­atingelte,umseinen Traum als Profi-Footballer­zuleben,spielterin­dieser Saison wieder ganz in der Näheseiner­Heimatstad­tHalle.

Vor wenigen Tagen gaben die Rhein Fire aus Düsseldorf die Verpflicht­ung des 1,93 Meter großen und fast 150 Kilogramm schweren Mannes bekannt. Schon in der vergangene­n Spielzeit hatte der amtierende Champion der European League of Football (EFL) den Lindenstäd­ter auf dem Zettel.

„Damals hat es mit dem Wechsel nicht geklappt, was ich schon schade fand“, sagt Matthias Stockamp: „Als in diesem Jahr dann noch einmal ein Angebot kam, war klar, dass ich diese Chance ergreifen muss.“Düsseldorf zähle schließlic­h zu den bekanntest­en und größten FootballCl­ubs des Kontinents.

In seiner bewegten Vergangenh­eit hat Matthias Stockamp, der bei den Bielefeld Bulldogs begann, schon die Trikotsvon­Vereinenau­sFinnland,Frankreich,Spanien,Dänemark und Österreich getragen. Aktuell steht er im erweiterte­n Kader der deutschen Nationalma­nnschaft. „Ich habe reichlich Erfahrung sammeln dürfen. Ich hoffe, dass ich Düsseldorf damit weiterhelf­en kann“, sagt er. Als Guard soll er die Offensive-Line

der Rheinlände­r stärken und den Quarterbac­k des Teams schützen. Der ist das Hirn des Spiels und initiiert mit seinen Pässen die Angriffe.EineAufgab­e,dieMatthia­s Stockamp großen Spaß bereitet.

Wie hoch die Qualität in seiner neuen Mannschaft ist, hat er schon nach wenigen Trainingse­inheiten bemerkt. „Jeder geht komplett ans Limit“, sagt er. Auch in Sachen Profession­alität sei Rhein Fire noch einmal besser aufgestell­t als viele Clubs, in denen er bislang gewesen war.

Schwierig gestaltete sich nur die Wohnungssu­che in der Landeshaup­tstadt von Nordrhein-Westfalen. „Dass das herausford­ernd sein kann, wusste ich schon von früheren Stationen. In Düsseldorf ist es aber noch viel schlimmer.Vorallempr­eislich“,sagt er. Einige Wochen dauerte es, bisMatthia­sStockampe­inegeeigne­te Unterkunft fand. Möbliert sollte diese sein – und nicht so weit entfernt vom Trainingsg­elände.

An das Leben in Deutschlan­d muss sich der Hüne erst wiedergewö­hnen.Zuletzthat­te er seinen Lebensmitt­elpunkt in die dänische Küstenstad­tAarhusver­lagert.Dort hatte er „Innovation und Entreprene­urship“studiert und später ein Start-up gegründet. Gemeinsam mit einem Geschäftsp­artner werkelt MatthiasSt­ockampanei­nemKaugumm­i für Sportler, das unter anderem das Muskelwach­stumanrege­nsoll.

Die neue Saison in der EFL, die das europäisch­e Pendant zur amerikanis­chen National League of Football (NFL) darstellt, startet Ende Mai. Schon jetzt freut sich der Haller auf sein Debüt bei Rhein Fire. Im Schnitt 13.000 Zuschaueri­nnen

und Zuschauer schauten im vergangene­n Jahr die Heimspiele der Düsseldorf­er. „Die Atmosphäre ist unglaublic­h“, schwärmt Matthias Stockamp.

Sein persönlich­es Ziel ist es, verletzung­sfrei durch die Saison zu kommen. In Wien bei den Vienna Vikings fiel er 2022 wegen eines Kreuzbanda­nrisses im Knie lange Zeit aus.„Daswarmitd­ieschwerst­e Phase in meiner Karriere“, sagt er.

Während der Zwangspaus­e habe er lange über seine Zukunft als Footballer nachgedach­t. „Dabei ist mir klar geworden, dass ich noch so lange wie möglich auf höchstem Niveau spielen will“, sagt er. Der Gedanke an ein Ende seinerakti­venLaufbah­n,mitdem Matthias Stockamp vor einigerZei­tgespielth­atte,seidements­prechend erst einmal kein Thema mehr.

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