DieCapitalRegionist einFestfürFrauen-Power
EineReiseaufdenSpurenaußergewöhnlicherFraueninderCapitalRegion,von WashingtonDCüberVirginianachMarylandzuHarrietTubmansStatueBeaconofHope.
Für das schwarze Amerika ist Harriet Tubman die Königin aller Freiheitskämpferinnen“, erklärt Erika. Sie bringt Kaffee und ein deftiges Frühstück. Draußen über dem Logan Circle gehtdieSonneauf.UnddasquirligeViertel rund um die 14th Street NW mit seinen Designläden, Bars und Restaurants startet in einen neuen Tag. Gut behütet von zwei Kriegerinnen, deren Wandgemälde an der Hausfassade des Hotels ZENAweitüberdenStadtteilblicken.Sie wachen über Mother Earth und das einzige Hotel, das sich einen modernen FeminismusaufdieFahnengeschriebenhat. UnddasinmittendervonPolitikundMännern dominierten Welt von Washington, DC.
NirgendwoalsimHotelZENAkönntemeineSuchenachdenprägendenFrauender Capital Region besser beginnen, hier, unter den Augen von Mrs. „I dissent“, einem gewaltigen Porträt der ehemaligen US-Bundesrichterin Ruth BaderGinsburg, kurz RBG. Mit ihren EinsprüchenamSupremeCourterlangtesieWeltruhm.RBGwareineInstitutionamobersten US-Gericht und schon zu Lebzeiten eine Ikone im Kampf für Frauenrechte. Immerbereit,einStatementzusetzenfür Frauenrechte.SowiedasZENAeinStatementsetztundeineHommageandieKraft der Frauen ist. „Mit subtilem Design und den 60 Kunstwerken von internationalen Künstlerinnen zu allen Facetten des Frau-Seins feiern wir ein Fest für Frauen“, sagt Rezeptionschef Hezekiel Mango. „Wir feiern ihren Einfluss auf die Gesellschaft und auf diese Stadt an 365 TagenimJahr–undnatürlichauchmitMännern.“
A Tour of Her Own
An diesem Morgen führt mich Rebecca Grawl durch das weibliche Washington, DC. Ich treffe sie am Post Pub. „In derGeschichtederUSAhattenFrauenimmer eine prägende Rolle“, sagt sie. Wie groß ihr Einfluss war, ahnten Kaitlin CalogeraundRebeccaGraw,alssieihreUniAbschlüssealsHistorikerinneninderTasche hatten. Nur sah es keiner. „Deshalb gründeten wir kurzerhand TOHO, ,A Tour of Her Own’, in der Gäste Washingtons ,Sheroes’ kennenlernen.“Auf unserem Weg zur Pennsylvania Avenue liegen acht der Herstoric Call boxes, die überall in der Stadt öffentlich zugänglichsind.EhemaligeNotrufsäulen,diezu kleinen Monumenten wurden, an denen sichWashingtonvorseinenstarkenFrauen verneigt. Nicht selten haben sie die Weltverändert.WieKathrinGraham,Washingtons
mutige Verlegerin, die RichardNixonindieKniezwang.Unterihrer Leitung veröffentlichte die Washington Post jene Pentagon Papers, die den Watergate-Skandal ins Rollen brachten. Sie istnureinevonweitmehralsHundertAktivistinnen, Wegbereiterinnen oder Geschäftsfrauen, wie Küchenchefin Amy Brandwein eine ist, in deren preisgekröntemRestaurantCentrolinameinTag am Abend endet.
National Museum of Women in the Arts
Zuvor aber führt meine Spurensuche ins
PenQuaterzumNationalMuseumofWomeninTheArts(NMWA).Esistdasgrößte Museum, das ausschließlich Kunstwerke von Frauen zeigt. Die Ausstellung umfasst 5.500 Werke vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Darunter Werke von Gabriele Münter. ArchitektinSandraVicchiohatdas1981vonWilhelmina Holladay gegründete Museum aufwendig saniert. „Siehst du?“, fragt sie mich auf dem Weg durch die Ausstellung an der Installation mit neon-gelbemSchriftzug.DieseFragestelleichmir immerwieder.„Whatifwomenruledthe world?“Waswäre,wennFrauendieWelt regierten?„KeineAhnung!“,fügtsiegleich an. „Das hängt wohl sehr von den Frauen ab, die sie regieren würden.“
Mein Museumsbesuch endet in Amy Brandweins trendigem Centrolina im Downtown City Center. Zwischen Pasta, Dolce und ausgesuchten Weinen treffen sich hier Washingtons Macherinnen.Manhörtsielachen,debattierenund feiern. Der Kellner grüßt mich mit Feinem aus Amys italienischer Küche. Als Tochter einer Feministin hat sie früh gelernt:„Frauenkönnenallestun,wasMänner auch tun. Fußball spielen zum Beispiel“,
sagt sie. „Das hilft mir, den stressigen Job in der Küche zu meistern.“Für Amyistklar,warumD.C.’sFrauensostark sind:„DieStadtistdieHeimatunsererDemokratie. Es ist unmöglich, hier zu leben, ohne es für alle besser zu machen“, sagt sie. „Deshalb kommen vor allem Frauen nach D.C., die den Unterschied machen wollen.“
Maggie L. Walker: die Mutter der Mikrokredite
EinflussreicheFrauenhateszuallenZeitengegeben.DaszeigtdieGeschichtevon Maggie Lena Walker in Virginias Hauptstadt Richmond. Gut zwei Autostunden südlich von Washington, DC. Walker gründete 1903 als erste Frau und freie Afroamerikanerin der USA eine eigene Bank, die St. Luke Penny Savings Bank. Ihr ehemaliges Wohnhaus gehört heute zum National Park Service, der Touren durch die Welt der erfolgreichen Finanzmanagerin anbietet. Maggie Walker hat die schwarze Gemeinschaft in der Stadt amJamesRivererststarkgemacht.„IhrErbeistnochimmerlebendig“,sagtKelliLemon, Moderatorin bei 8@4 und Mitbegründerin des Richmond Jackson Ward Collective, ein Projekt zum Aufbau einer schwarzen Unternehmenskultur. Wie einst Walker vergibt das Collective Mikrokredite an afroamerikanische Kleinunternehmer. „Die älteren Mitglieder“, sagt Kelli, „nennen uns junge Mitstreiterinnen gerne Maggie’s Girls“.
In der Afroamerikanischen Gemeinschaft der Ostküstenstaaten waren Frauen von je her die Chefs in den Familien. Das hat auch Kelli so erlebt. „Mein Dad war großartig“, sagt sie. „Aber Mam war diejenige, die gutes Geld nach Hause brachte.“Deshalb hat sie selbst neben dem Job beim Richmond Times Dispatch die Urban Hang Suite aufgebaut.DerCoffeeshopmitsozialemTouch liegtmittenimhistorischenTeilderBlack Community, in Richmonds angesagtem ViertelJacksonWard.Dortredenwirüber das Leben, Gott und die Herausforderung, in Amerika Frau zu sein und eine Schwarze obendrein. Walker ist für Kelli ebenso eine Inspirationsquelle wie Harriet Tubman, die sich und 70 Menschen ausderSklavereibefreite.Frauenwiesie sehe man jetzt im Land. „Richmond und Cambridge machen da einen guten Job“, sagt sie und hastet zu einem Interview. ImletztenAbendlichtgeselleichmichzu den bronzenen weiblichen Pionieren des Virginia Women’s Monument am Capitol Square Park und staune über all die Kraft der Frauen.