So plant der Investor mit Traditions-Apotheke
Michael Künsebeck hat ein ungewöhnliches Hobby. Der Haller restauriert alte Immobilien. Für das Gebäude der Zieglerschen Apotheke hat er eine moderne Vision.
Michael Künsebeck ist ein Enthusiast. Das geschichtsträchtige Gebäude, in dem noch die Zieglersche Apotheke untergebracht ist, hat es ihm direkt angetan. Eine Apotheke wird es in dem Altbau in der Freistraße nicht mehr geben. Stattdessen sollen moderne Büros einziehen. Künsebeck plant einen Co-Working-Space.
Die Gerüchteküche brodelte schon lange. Zunächst stand das Gebäude zum Verkauf. Schon damals wurde klar: Ein künftiger Investor muss kräftig in die Tasche greifen. Dass die Energiewerte der Immobilie „am unteren Ende der Skala“sind, weiß auch Michael Künsebeck. Trotz all der Widrigkeiten schien es zunächst, als sollte das Gebäude anders genutzt werden.
Als Apotheker Lennard Kindt ankündigte, die Zieglersche Apotheke zu übernehmen, wollte er sich noch nicht so recht in die Karten blicken lassen, ob eine Apotheke in den
Räumen eine Zukunft hat. Doch schon Ende Dezember 2023 deutete sich an, dass in dem Traditionshaus etwas Neues entstehen sollte.
Anfang März ließ Kindt dann die Katze aus dem Sack: Die Zieglersche Apotheke soll mit der Westfalen-Apotheke (ebenfalls von Kindt geführt) unter ein Dach ziehen. In neue, moderne Räume. Da war die Tinte unter dem Kaufvertrag zwischen Michael Künsebeck und dem bisherigen Eigentümer des Gebäudes, der namentlich nicht in Erscheinung treten möchte, gerade getrocknet. Doch bis man mit PlänenandieÖffentlichkeitgehen wollte, ließ man sich Zeit.
Mit dem „Haller Kreisblatt“spricht der Haller, der passenderweise im Ortsteil Künsebeck lebt, über die Nachnutzung, wenn Lennard Kindt und sein Apotheker-Team voraussichtlich zum 30. September ausziehen. Er möchte einen modernen Co-Working-Space errichten. Das Konzept haben verschiedene Investoren bereits in vielen Städten der Umgebung
umgesetzt. Es richtet sich an Start-ups oder kleinere Büros.
Co-Work, das steht für eine Büro-Gemeinschaft. Viele kleinere Unternehmen ziehen in ein gemeinsames Gebäude mit einzelnen Räumen. Sie nutzen gemeinschaftlich Einrichtungen wie Kaffee-Maschinen und Sanitärräume. Künsebeck möchte zudem einzelne Schreibtische zur Miete sowie einen Besprechungsraum anbieten, der stundenweise womöglich auch von „Externen“genutzt werden kann. Genaue Pläne stehen noch nicht ganz fest. Projekt mit Tragweite in Borgholzhausens Zentrum
Künsebeck ist sich der Tragweite seines Projektes durchaus bewusst. „Energetisch muss man natürlich einiges machen“, weiß er. Bis in der 250 Jahre alten Apotheke moderne Büros einziehen können, ist noch eine Menge zu tun. In einem ersten Schritt sollen zwei bis drei Arbeitsräume entstehen. Der Bereich, in dem Lennard Kindt derzeit seinen Schreibtisch hat, soll zum Besprechungsraum mit historischem Touch werden. Denn dort stehen noch alte Apotheker-Schränke, die es so heute nicht mehr gibt. Ursprünglich plante Kindt, diese mit in sein neues Domizil einige hundert Meter weiter zu nehmen. Geht es jedoch nach dem Willen des neuen Eigentümers, bleiben sie an Ort und Stelle.
Neben den Büros möchte Michael Künsebeck einen alten Wintergarten zu einem weiteren Raum umfunktionieren. Hier können entweder Arbeitsplätze oder eine weitere Lounge entstehen. Der Garten soll aufgehübscht werden, ein in die Jahre gekommener Swimming-Pool weichen. Das ist aber nicht alles. Denn Michael Künsebeck möchte mit seiner neuen Vision Leben und Arbeiten miteinander verbinden.
In einem oberen Teil des Gebäudes sollen Wohnmöglichkeiten
entstehen. Wer möchte, kann also direkt über seinem Büro einziehen. Mit Wohnungen in restaurierten Gebäuden hat der heutige Haller bereits Erfahrung – auch in seiner Heimatstadt Borgholzhausen.
Im Jahr 2013 stand in Holtfeld eine Ruine zur Zwangsversteigerung. Michael Künsebeck und sein Sohn Danique schlugen zu, investierten und sanierten das Gemäuer in einem jahrelangen Prozess. Ab dem 1. April ist dort auch die letzte Wohnung vermietet. Vornehmlich Arbeiter sind dort eingezogen, die in verschiedenen Firmen in der Umgebung tätig sind. Weitere Immobilien des Unternehmens befinden sich im Versmolder Ortsteil Oesterweg sowie in Casum.
Eigentlich bezeichnet Michael Künsebeck seine Leidenschaft zu Immobilien als ein Hobby, wenngleich ein ambitioniertes. Denn gemeinsam mit seinem Sohn hat der gelernte Apotheker sogar eine eigene Firma gegründet – die Künsebeck Immobilien GmbH.