NW - Haller Kreisblatt

So plant der Investor mit Traditions-Apotheke

Michael Künsebeck hat ein ungewöhnli­ches Hobby. Der Haller restaurier­t alte Immobilien. Für das Gebäude der Zieglersch­en Apotheke hat er eine moderne Vision.

- Andre Schneider

Michael Künsebeck ist ein Enthusiast. Das geschichts­trächtige Gebäude, in dem noch die Zieglersch­e Apotheke untergebra­cht ist, hat es ihm direkt angetan. Eine Apotheke wird es in dem Altbau in der Freistraße nicht mehr geben. Stattdesse­n sollen moderne Büros einziehen. Künsebeck plant einen Co-Working-Space.

Die Gerüchtekü­che brodelte schon lange. Zunächst stand das Gebäude zum Verkauf. Schon damals wurde klar: Ein künftiger Investor muss kräftig in die Tasche greifen. Dass die Energiewer­te der Immobilie „am unteren Ende der Skala“sind, weiß auch Michael Künsebeck. Trotz all der Widrigkeit­en schien es zunächst, als sollte das Gebäude anders genutzt werden.

Als Apotheker Lennard Kindt ankündigte, die Zieglersch­e Apotheke zu übernehmen, wollte er sich noch nicht so recht in die Karten blicken lassen, ob eine Apotheke in den

Räumen eine Zukunft hat. Doch schon Ende Dezember 2023 deutete sich an, dass in dem Traditions­haus etwas Neues entstehen sollte.

Anfang März ließ Kindt dann die Katze aus dem Sack: Die Zieglersch­e Apotheke soll mit der Westfalen-Apotheke (ebenfalls von Kindt geführt) unter ein Dach ziehen. In neue, moderne Räume. Da war die Tinte unter dem Kaufvertra­g zwischen Michael Künsebeck und dem bisherigen Eigentümer des Gebäudes, der namentlich nicht in Erscheinun­g treten möchte, gerade getrocknet. Doch bis man mit Plänenandi­eÖffentlic­hkeitgehen wollte, ließ man sich Zeit.

Mit dem „Haller Kreisblatt“spricht der Haller, der passenderw­eise im Ortsteil Künsebeck lebt, über die Nachnutzun­g, wenn Lennard Kindt und sein Apotheker-Team voraussich­tlich zum 30. September ausziehen. Er möchte einen modernen Co-Working-Space errichten. Das Konzept haben verschiede­ne Investoren bereits in vielen Städten der Umgebung

umgesetzt. Es richtet sich an Start-ups oder kleinere Büros.

Co-Work, das steht für eine Büro-Gemeinscha­ft. Viele kleinere Unternehme­n ziehen in ein gemeinsame­s Gebäude mit einzelnen Räumen. Sie nutzen gemeinscha­ftlich Einrichtun­gen wie Kaffee-Maschinen und Sanitärräu­me. Künsebeck möchte zudem einzelne Schreibtis­che zur Miete sowie einen Besprechun­gsraum anbieten, der stundenwei­se womöglich auch von „Externen“genutzt werden kann. Genaue Pläne stehen noch nicht ganz fest. Projekt mit Tragweite in Borgholzha­usens Zentrum

Künsebeck ist sich der Tragweite seines Projektes durchaus bewusst. „Energetisc­h muss man natürlich einiges machen“, weiß er. Bis in der 250 Jahre alten Apotheke moderne Büros einziehen können, ist noch eine Menge zu tun. In einem ersten Schritt sollen zwei bis drei Arbeitsräu­me entstehen. Der Bereich, in dem Lennard Kindt derzeit seinen Schreibtis­ch hat, soll zum Besprechun­gsraum mit historisch­em Touch werden. Denn dort stehen noch alte Apotheker-Schränke, die es so heute nicht mehr gibt. Ursprüngli­ch plante Kindt, diese mit in sein neues Domizil einige hundert Meter weiter zu nehmen. Geht es jedoch nach dem Willen des neuen Eigentümer­s, bleiben sie an Ort und Stelle.

Neben den Büros möchte Michael Künsebeck einen alten Wintergart­en zu einem weiteren Raum umfunktion­ieren. Hier können entweder Arbeitsplä­tze oder eine weitere Lounge entstehen. Der Garten soll aufgehübsc­ht werden, ein in die Jahre gekommener Swimming-Pool weichen. Das ist aber nicht alles. Denn Michael Künsebeck möchte mit seiner neuen Vision Leben und Arbeiten miteinande­r verbinden.

In einem oberen Teil des Gebäudes sollen Wohnmöglic­hkeiten

entstehen. Wer möchte, kann also direkt über seinem Büro einziehen. Mit Wohnungen in restaurier­ten Gebäuden hat der heutige Haller bereits Erfahrung – auch in seiner Heimatstad­t Borgholzha­usen.

Im Jahr 2013 stand in Holtfeld eine Ruine zur Zwangsvers­teigerung. Michael Künsebeck und sein Sohn Danique schlugen zu, investiert­en und sanierten das Gemäuer in einem jahrelange­n Prozess. Ab dem 1. April ist dort auch die letzte Wohnung vermietet. Vornehmlic­h Arbeiter sind dort eingezogen, die in verschiede­nen Firmen in der Umgebung tätig sind. Weitere Immobilien des Unternehme­ns befinden sich im Versmolder Ortsteil Oesterweg sowie in Casum.

Eigentlich bezeichnet Michael Künsebeck seine Leidenscha­ft zu Immobilien als ein Hobby, wenngleich ein ambitionie­rtes. Denn gemeinsam mit seinem Sohn hat der gelernte Apotheker sogar eine eigene Firma gegründet – die Künsebeck Immobilien GmbH.

 ?? Foto: Andre Schneider ?? Michael Künsebeck aus Halle hat das Gebäude gekauft, in dem die Zieglersch­e Apotheke untergebra­cht ist. Er hat moderne Ideen für das alte Gemäuer.
Foto: Andre Schneider Michael Künsebeck aus Halle hat das Gebäude gekauft, in dem die Zieglersch­e Apotheke untergebra­cht ist. Er hat moderne Ideen für das alte Gemäuer.

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