Sechs Streamingtipps für den April
Diese Serien-Highlights starten bei Netflix und Co. zum Monatsanfang. Ein Hollywoodstar ist in Versailles zu bewundern.
Eine blutige deutsche Räuberpistole, eine düstere Dystopie aus Norwegen und Michael Douglas als US-Gründervater Benjamin Franklin: Wir stellen die interessantesten Neuerscheinungen vor, die im April bei Streaminganbietern oder in Mediatheken starten. „Ripley“
Er ist einer der faszinierendsten Krimischurken der Literaturgeschichte: Der smarte Hochstapler Tom Ripley aus der Feder von Patricia Highsmith. Alain Delon spielte den gierigen Schwindler im Leinwandklassiker „Nur die Sonne war Zeuge“, Matt Damon in der 90er-Jahre-Adaption „Der talentierte Mr. Ripley“. Netflix macht aus der bekannten, in die Sonne italienischer Badeorte getauchten Geschichte um Mord, Betrug und Highlife nun eine Serie mit Andrew Scott (bekannt als fieser Moriarty in der Reihe „Sherlock“). Er spielt Ripley als schillernden und sexy Gauner, der im New York der 60er Jahre von einem Millionär angeheuert wird, um dessen Lebemann-Sohn aus Italien zurück nach Amerika zu holen. Von Gier gepackt, tut Ripley wirklichalles,umselberdaslässige Luxusleben der Hautevolee genießen zu können. Die acht Episoden sind edel und stilbewusst in Schwarz-Weiß gehalten,inweiterenRollender coolen Literaturadaption sind StarswieDakotaFanningzusehen.
◆ Zu sehen ab 4. April auf Netflix „Crooks“
Die neue deutsche Netflix-Serie „Crooks“ist eine saftige Räuberpistole mit viel Action und Gewalt, die zwischen Wiener Rotlichtmilieu und Berliner Clankriminalität angesiedelt ist. Frederick Lau spielt den Ex-Safeknacker Charly, der sich zur Ruhe gesetzt hat und in der Rolle als treu sorgender Familienvater aufgeht. Dann holt ihn die Vergangenheit ein: Charly wird in den Diebstahl einer millionenteuren Goldmünze aus einem Berliner Museum verstrickt, der Coup endet mit einem Blutbad auf offener Straße.
Rivalisierende Gangs gehen aufeinander los, und Charly flieht durch halb Europa. Dabei steht ihm Joseph (Christoph Krutzler) bei, ein Ganove
aus Wien mit Wampe und viel Schmäh. Die Serie über zwei Galgenvögel auf der Flucht geizt nicht mit stark gezeichneten Figuren und ist teilweise recht brutal. Frederick Laus Masche als Straßenköter mit Herz, die er seit „4 Blocks“immer wieder spielt, hat sich mittlerweile leider etwas erschöpft.
◆ Läuft ab 4. April bei Netflix „Sugar“
Er ist zwar nicht der neue James Bond geworden, wie spekuliert wurde, doch dafür ist Colin Farrell jetzt der wunderbare Held dieser famosen Krimiserie, die eine Hommage an die großen Gangsterfilme der 50er und 60er Jahre ist. John Sugar ist ein Privatdetektiv, der im Auftrag reicher Leute verschollene Angehörige sucht.
Als ein Hollywoodmogul ihn bittet, seine verschwundene Enkelin zu finden, kann der eigentlich dringend urlaubsreife Sugar nicht nein sagen.
Er ist besessener Cineast, fährt das Kultauto aus vielen Hollywood-Filmen – ein alte Corvette Stingray – und ist in allem ein zweiter Philip Marlowe: ein harter, unbestechlicher Einzelgänger, aber auch ein sentimentaler Romantiker. Wie der Achtteiler mit Schwarz-weiß-Sequenzen, anderen Stilelementen und vielen Filmzitaten den Charme von Leinwandklassikern aus den Zeiten von Glenn Ford oder Humphrey Bogart heraufbeschwört, ist extrem charmant. Wer die coole Krimiserie „Bosch“liebt, der wird auch „Sugar“mögen.
◆ Startet am 5. April bei AppleTV+ „Franklin“
Früher war es für die meisten Kinostars unter ihrer Würde, in Serien mitzuspielen, doch das hat sich mit dem Streamingboom längst geändert. In der Historiensaga „Franklin“schlüpft Oscar-Preisträger Michael Douglas mit Gehrock und Dreispitz auf dem ergrauten Haupt in die Rolle von Benjamin Franklin (1706 – 1790), einen der Gründerväter der Vereinigten Staaten.
Das Kostümepos basiert auf dem Buch „A Great Improvisation“von Stacy Schiff, die darin mit viel Witz und Anekdotenreichtum über ein kaum bekanntes Kapitel in der Geschichte schreibt: Es geht um jene Zeit ab 1776, als der Staatsmann für mehrere Jahre in Paris lebte, um im Kampf für Amerikas Unabhängigkeit ein Bündnis mit Frankreich zu erwirken. Gedreht wurden die acht Folgen mit Hollywoodstar Douglas in Versailles, Regie führte mit Tim Van Patten einer der renommiertesten Serienregisseure der USA – unter anderem hat er 20 Folgen der „Sopranos“inszeniert.
◆ Läuft ab 12. April bei AppleTV+ „The Fortress“
Der Trend zu dystopischen Serien hält an: Finstere Geschichten aus einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Totalitarismus, Klimawandel, Seuchen und andere Zumutungen die Welt in einen grausamen Ort verwandelt haben. Aus Norwegen kommt nun „The Fortress“, zu Deutsch: die Festung. Im Jahr 2037 hat sich das skandinavische Land hinter Mauern und Stacheldraht verschanzt und lebt autark von seinen eigenen Erzeugnissen, vor allem Lachs, um unabhängig von anderen Ländern zu sein – die schutzsuchenden Massen an den Grenzen werden von waffenstarrenden Soldaten abgedrängt. Als es in Norwegens Zuchtbetrieben zu einem massenhaften Fischsterben kommt, wird die Insel der Glückseligen plötzlich ein von Hunger bedrohtes Gefängnis: Das Land muss für seine Abschottungspolitik die Zeche zahlen. Eine spannende Story, die aber eher langsam in Fahrt kommt.
◆ Zu sehen ab 12. April in der ARD „Almania“
Wenn es das Wort „cringe“nicht schon gäbe, müsste man es für ihn erfinden: Lehrer Frank Stimpel (unnachahmlich: Phil Laude) ist ein Musterbeispiel für jemanden, der bei seinen Mitmenschen Fremdscham auslöst. In der zweiten Staffel der Comedyserie muss sich Stimpel erneut mit den pädagogischen Härtefällen an einer Gesamtschule in Stuttgart auseinandersetzen – dabei merkt der laktoseintolerante, komplett naive Pädagoge und Hobbytänzer gar nicht, wie sehr seine Schüler die Augen über ihn verdrehen.
Mit viel Wortwitz und Komik werden der Alltag an einer Multikulti-Schule beleuchtet und Klischees aufs Korn genommen: nett.
◆ Läuft ab 19. April in der ARD-Mediathek