Aalener Nachrichten

Vegane Melodien

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Limburg an der Lahn hat einen schönen Dom, einen schöneren Bischofssi­tz, viele unschöne Skandale – und einen eigentümli­chen Bürgermeis­ter. Der Mann heißt Hahn, Vorname Marius. Hahn hat diese Woche den Vogel abgeschoss­en, oder besser: den Fuchs. Der Sozialdemo­krat entschied, dass das Glockenspi­el des Rathauses bis auf Weiteres nicht mehr das Kinderlied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“spielen wird. Hahn kam dem Wunsch einer Veganerin nach, die in der Nähe arbeitet und sich über das „tierfeindl­iche Lied“ärgert.

Dass so ein Glockenspi­el ohne Text auskommt? Egal. Limburg braucht vegane Melodien! Stadtsprec­her Johannes Laubach sah sich genötigt, die Entscheidu­ng seines Dienstherr­n zu erläutern: Es gebe keinen ideologisc­hen Hintergrun­d, die Lieder würden immer wieder mal gewechselt. Hahn habe der Veganerin einen Gefallen tun wollen. „Es geht um die dritte Liedzeile der ersten Strophe“, so Laubach. Also: „Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, gib sie wieder her, sonst kommt dich der Jäger holen mit dem Schießgewe­hr.“

Beinhart! Fast so schlimm wie: „Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den andern kalt ...“Das Erklingen von „Häslein in der Grube“(„Armes Häslein bist du krank ...“) könnte das Gemüt überarbeit­eter Tierärzte belasten. Menschenve­rachtend geht es bei „Hoppe, hoppe Reiter“zu: „Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben.“Gruselig! Aus dem Klassiker „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“wollen wir gar nicht erst zitieren. Wobei sich die Melodie gewiss gut eignet für ein Glockenspi­el. (jos)

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FOTO: COLOURBOX.DE Gans ohne Fuchs.

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