Es steht viel auf dem Spiel
Deutschland hat 2016 mehr Waren im Ausland verkauft als Waren außerhalb der Bundesrepublik eingekauft. Die Differenz – der sogenannte Exportüberschuss – stieg auf den Rekordwert von 252,9 Milliarden Euro. Die Zahl zeigt erst einmal, wie wettbewerbsfähig die deutsche Wirtschaft ist. Autos, Maschinen, Chemieerzeugnisse sind begehrt, weil sie qualitativ hochwertig und – preislich attraktiv sind.
Doch der hierzulande oft so gefeierte Titel Exportweltmeister erhält mehr und mehr einen schalen Beigeschmack: Politiker aus Großbritannien und Frankreich und nun allen voran auch US-Präsident Donald Trump klagen darüber, dass der Nutzen des weltweiten Handels allein bei Deutschland liegt und die übrigen Länder sich mit Schulden und Arbeitslosigkeit auseinandersetzen müssen. In diesen Tagen suchen die Kritiker ihr Heil im Protektionismus: Großbritannien steigt aus der Europäischen Union aus, Frankreich diskutiert über eine patriotische Ökonomie, und die USA wollen Importe mit horrenden Strafzöllen belegen.
Das zeigt, auf welch tönernen Füßen der auf Export basierende deutsche Wohlstand steht. Für Deutschland ergeben sich daraus zwei Konsequenzen: Politik und Wirtschaft müssen für Freihandel und gegen abgeschottete Märkte kämpfen – zum Nutzen beider Seiten. Denn in einer isolierten Volkswirtschaft verteuern sich die Importe zu Leidwesen der Bürger, und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie sinkt langfristig.
Außerdem sollte Deutschland bestrebt sein, den Handelsbilanzüberschuss wieder zu senken, um sich einerseits weniger anfällig gegenüber zunehmend unkontrollierbaren Entwicklungen auf Auslandsmärkten zu machen und die Handelspartner andererseits nicht vollends zu verprellen. Möglich ist das durch eine Stärkung der Binnennachfrage. Würde im Inland mehr nachgefragt, sänken die Exporte und stiegen die Importe. Erreichen könnte man das durch höhere Lohnsteigerungen und vermehrte Staatsausgaben. So hätte der Bürger nicht nur mehr Geld in der Tasche, sondern auch die marode Infrastruktur könnte erneuert werden.