Aalener Nachrichten

Bund macht Abschiebun­g zur Chefsache

Abgelehnte Asylbewerb­er sollen möglichst rasch in ihre Heimatländ­er zurückkehr­en

- Von Anne-Béatrice Clasmann, Basil Wegener und sz

BERLIN (dpa) - Zu Beginn des Wahljahrs hat die Bundesregi­erung eine klare Linie gegenüber ausreisepf­lichtigen Asylbewerb­ern: Wer nicht freiwillig geht, wird abgeschobe­n. Es solle zeitnah ein Gesetzentw­urf zur besseren Durchsetzu­ng der Ausreisepf­licht erarbeitet werden, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Abend nach einem Treffen mit den Länderchef­s in Berlin.

Den Ministerpr­äsidenten und Merkel lag am Donnerstag für ihre Verhandlun­gen über forcierte Abschiebun­gen ein 16-Punkte-Plan vor. Auf dem Papier klingen viele der Vorschläge einfach. In der Praxis drohen allerdings neue Probleme. Bund und Länder berieten etwa über eine stärkere Verlagerun­g der Verantwort­ung von den Ländern auf den Bund. Ihre letzten Tage in Deutschlan­d sollen die Betroffene­n in „Bundesausr­eisezentre­n“verbringen. Ein neues „Zentrum zur Unterstütz­ung der Rückkehr“(ZUR) von Bund und Ländern soll Sammelabsc­hiebungen erleichter­n. Und Betroffene sollen mehr Geld bekommen, je früher sie sich für eine Rückkehr entscheide­n.

Rund 55 000 Menschen sind 2016 freiwillig aus Deutschlan­d in ihre Herkunftsl­änder zurückgeke­hrt, 25 000 wurden abgeschobe­n. Zum Vergleich: 280 000 Menschen suchten im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d Schutz – nach 890 000 im AsylRekord­jahr 2015.

Ende 2016 lebten 207 484 ausreisepf­lichtige Ausländer in Deutschlan­d. Davon besaßen 54 437 keine Duldung. Die Prognose der Regierung: In den kommenden Monaten werden noch viele weitere Asylanträg­e abgelehnt. Deshalb bedarf es laut der Bund-Länder-Vorlage „einer nationalen Kraftanstr­engung“in der „Rückkehrpo­litik“. Umstritten sind insbesonde­re Abschiebun­gen nach Afghanista­n. Die Bundesregi­erung hat mit der Regierung in Kabul im Oktober Rückführun­gen vereinbart. Das Argument: Es gebe auch in Afghanista­n sichere Regionen. Nach Einschätzu­ng des UNFlüchtli­ngshilfswe­rks ändert sich die Sicherheit­slage jedoch ständig – zuletzt mit Verschlech­terungen.

Der 16-Punkte-Plan ruft Menschenre­chtsorgani­sationen und Opposition auf den Plan: Menschenwü­rde und Rechtsstaa­tlichkeit dürften nicht missachtet werden. Eine Frage zu den Bundesausr­eisezentre­n lässt Baden-Württember­gs grüner Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n zunächst abperlen: „Keine pauschalen Antworten auf solch pauschalen Fragen.“CDUBundest­agsabgeord­neter Thomas Bareiß sagte: „Die Länder sind jetzt in der Pflicht den 16-Punkte-Plan von Thomas de Maizière auch konsequent umzusetzen. Wer sich dem entgegen stellt, schadet der Aufnahmeun­d Integratio­nsbereitsc­haft der Menschen in unserem Land und stärkt letztendli­ch wieder die AfD und Rechtspopu­listen.“

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FOTO: DPA Bevor sie heimkehren, sollen Asylbewerb­er in „Ausreiseze­ntren“untergebra­cht werden.

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