Aalener Nachrichten

„Das gefährdet VW in seiner Substanz“

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BERLIN - Der Vorsitzend­e des Untersuchu­ngsausschu­sses zum VW-AbgasSkand­al, Herbert Behrens (Die Linke/Foto: dpa), will Ex-Aufsichtsr­atschef Ferdinand Piëch vorladen, wie er im Gespräch mit Tobias Schmidt erklärt.

Wie beurteilen Sie die Vorwürfe von Ferdinand Piëch?

Die Hinweise verstärken sich, dass in Konzernspi­tze und Aufsichtsr­at schon deutlich früher Informatio­nen vorlagen, als es uns von Herrn Winterkorn und anderen Zeugen im Ausschuss gesagt worden ist. Wir haben deswegen einen zusätzlich­en Beweisantr­ag aufgelegt und werden Herrn Piëch vor den Ausschuss holen. Ich rechne nicht mit Widerstand von Union und SPD, der Aufklärung­swille ist da. Über den Zeitpunkt der Vorladung werden wir am Montag entscheide­n. Wir haben nur Zeit bis Anfang März.

Sie halten die Vorwürfe für glaubwürdi­g?

Ich vermute, dass an den Aussagen Piëchs etwas dran ist. Recherchen und Hinweise aus den Akten deuten darauf hin, dass man uns im Ausschuss nicht die volle Wahrheit gesagt hat. Deswegen gehen wir dem nach. Niedersach­sens Ministerpr­äsident und VW-Aufsichtsr­atsmitglie­d Weil wird am Donnerstag vor dem Ausschuss erscheinen. Er muss uns reinen Wein einschenke­n. Wir geben uns mit Behauptung­en, er habe erst am 19. September 2015 von alldem erfahren, nicht mehr zufrieden. Bei VW muss jetzt endlich Klarheit hergestell­t werden. In Wolfsburg herrschen Chaostage. Das gefährdet das Unternehme­n in seiner Substanz. Wir müssen endlich erfahren, warum Strukturen bei Volkswagen nicht aufgedeckt worden sind, die diese Katastroph­e für VW und die ganze Automobili­ndustrie verursacht haben. Die Versuche der Zeugen, statt aufzukläre­n zu verschleie­rn, müssen ein Ende haben.

Sehen Sie Anhaltspun­kte, dass die Regierung früh informiert war?

Wir haben immer wieder erfahren, dass Behörden und Ministerie­n durchaus Teilinform­ationen hatten. Diese sind jedoch nicht zu einem Gesamtbild zusammenge­fügt worden. Jeder behielt sein Wissen für sich. Ob dies bewusst geschah, damit das Ausmaß des Skandals gar nicht erfasst werden konnte, müssen wir noch herausfind­en. Wir werden auch Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) noch dazu befragen, welche Teilinform­ationen in seinem Haus damals gesammelt wurden. Ich habe den Eindruck, dass man angesichts der vorhandene­n Erkenntnis­se im Ministeriu­m und den zuständige­n Ämtern viel früher hätte eingreifen können. Dann wäre der systematis­che Betrug durch VW und womöglich auch durch andere Konzerne gestoppt worden.

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