Frau Müller muss her
Landestheater Dinkelsbühl landet mit „Frau Müller muss weg“einen Volltreffer
DINKELSBÜHL - So etwas adelt ein Stück: Schon vor der Premiere von „Frau Müller muss weg“sind alle Vorstellungen ausverkauft. Frau Müller macht sozusagen Überstunden. Karten gibt es nur noch für die Zusatzvorstellung am Samstag, 22. April, um 20 Uhr im Theaterhaus am Spitalhof.
Bei der Premiere am Mittwochabend wurde schnell klar, warum das Stück so gefragt ist. Nicht nur wegen der Verfilmung von Sönke Wortman. Was die Autoren Lutz Hübner und Sarah Nemitz – und natürlich die der Inszenierung von Johannes Lang – da bieten, das ist Pflichtprogramm für Lehrer, Eltern – aber auch für Schüler.
Dabei ist das Stück eigentlich keine Komödie, dafür ist es viel zu nahe an der Realität. Das wird jeder bestätigen, der schon mal das Vergnügen eines Elternabends mit klärendem Gespräch zwischen der Lehrerin und ihren Kritikern hatte. Und trotzdem – oder gerade deswegen – ist es zum Lachen. Und wie. Lächerlich. „Schuhle ist doof!“prangt an der Tafel.
Kurz zur Handlung: Die Eltern (fast alle, wie oft genug betont wird) sind mit der pädagogischen Arbeit von Frau Müller, die die Klasse 4b unterrichtet, nicht zufrieden, stehen doch die Empfehlungen für die weiterführenden Schulen an, „Weichen werden gestellt“.
Die Eltern einigen sich auf ein Misstrauensvotum, „Frau Müller muss weg“, keine Mitgefühle, keine Konzessionen. Schnell wird klar: Es geht nicht um schulische Leistungen – und schon gleich gar nicht um die Kinder. Es geht darum, so der Begleittext, „die blöden Bälger irgendwie durchzukriegen“. Kurzum: Die Fetzen fliegen und am Ende kommt alles ganz anders – sonst wär’s ja keine Komödie.
Das Landestheater Dinkelsbühl macht daraus ein kurzweiliges Stück, das die Balance zwischen Lachern und offener Spiegelung falscher Elternansprüche, zwischen knackigen Zitaten und durchaus berechtigter Kritik am Eltern-Lehrer-Verhältnis, zwischen langen Monologen und der Spannung aufs Ergebnis stets zu halten weiß.
Vor allem gefällt Maike Frank in der Rolle der toughen Geschäftsfrau Jessica Höfel, die genau weiß, dass ihr Töchterchen Laura nicht „die hellste Kerze im Kronleuchter“ist. „Mein Gott“, ruft sie einmal, „jetzt lasst uns doch bloß bitte nicht über die Kinder reden.“Aber auch Bernd Berleb, der den arbeitslosen Vater von Janine spielt, darf ein ums andere Mal so richtig mit der Faust auf den Tisch hauen. Den – sowohl in humoristischer, aber auch entlarvender Hinsicht – auffälligsten Auftritt hat aber Andreas Peteratzinger, der Papa von ADS-Lukas. Er darf mal so richtig ausrasten, quasi ein Solo: „Ich geh doch nicht in Hartz IV, nur damit der Bub einen Freund zum Fußballspielen hat!“
Witzig ist auch, dass, im Gegensatz zur Filmvorlage, das geheime Verhältnis zweier Elternteile in Langs Inszenierung ein gleichgeschlechtliches ist. Fazit: Frau Müller muss her. Man muss das Stück unbedingt gesehen haben, bevor man zum nächsten Elternabend geht.
für die Zusatzvorstellung gibt es zu den Kassenöffnungszeiten des Landestheaters und telefonisch unter 09851 / 902600 sowie online unter www.landestheater-dinkelsbuehl.de.