Schwarze Diva mit Welterfolg
Sopranistin Leontyne Price wird heute 90
NEW YORK (dpa) - Mit Superlativen ist die „New York Times“äußerst sparsam, doch bei der schwarzen Opernsängerin Leontyne Price ließ sich die große Zeitung der Millionenmetropole hinreißen: „Diva aller Diven“taufte das Blatt Price und stellte sie über alle großen Sopranistinnen der Gegenwart. Heute feiert die afroamerikanische Gesangskünstlerin ihren 90. Geburtstag.
Das hohe Loblied der „Times“kam (unter anderem) im Jahr 1981, als Price bei der Gala zum 100. Geburtstag des Boston Symphony Orchestra gesungen hatte. Arien von Komponisten wie Giuseppe Verdi, Richard Strauss und Giacomo Puccini sang sie „mit so strahlender Wärme und Frische“, dass der Kritiker sie in den musikalischen Himmel hob.
Neun Jahre war das als Mary Leontyne Violet Price im US-Bundesstaat Missouri geborene Mädchen alt, als sie klassische Musik bei einem Konzert erstmals richtig wahrnahm. Sie nahm Klavierunterricht, sang im Chor, und ihre Eltern erkannten ihr Talent. Price wollte Musiklehrerin werden und sang während des Studiums im Verein, eine Gesangskarriere schien ihr da noch zu abwegig.
Weltberühmt wurde sie 1952, als sie in George Gershwins „Porgy and Bess“auftrat. Als Tosca sang sie zum ersten Mal klassische Oper. In den 1950er-Jahren gab es kaum schwarze Opernsängerinnen, es war eine Sensation, als Herbert von Karajan „die Price“als Aida in der Wiener Staatsoper herausbrachte. In New York an der Metropolitan Opera, wo nur wenige schwarze Sängerinnen vor ihr aufgetreten waren, gab es für ihre Darbietung als Leonora im „Troubadour“Ovationen – 42 Minuten lang.
1985 verabschiedete sie sich von der Opernbühne. „Es war wunderschön, gefragt zu werden, warum ich aufhöre, statt gefragt zu werden, wann ich aufhöre“, sagte sie. Auch Jahre später zeigte Price vor der Kamera eine Mischung aus Stolz, Entschlossenheit und Glanz. „Lass’ sich deinem Fokus, etwas zu erreichen, niemals etwas Negatives in den Weg stellen“, sagte sie, n achdem das staatliche Förderprogramm „National Endowment for the Arts“(NEA) sie 2008 mit dem begehrten OpernPreis ausgezeichnet hatte.