Aalener Nachrichten

Das Ziel ist klar: Gejagter bleiben

Für Titelverte­idiger Matthias Dolderer aus Tannheim beginnt heute in Abu Dhabi die Red-Bull-Air-Race-WM 2017

- Von Joachim Lindinger

TANNHEIM - Matthias Dolderer schüttelt den Kopf. Lächelt. Nein, damit, dass er jetzt der ist, den alle schlagen wollen, habe er kein Problem: „Ich bin lieber vorne und lass mich jagen – weil: Dann haben wir vorher was richtig gemacht.“Haben sie, der 46-Jährige aus Tannheim im Landkreis Biberach und sein Team MD21: Red-Bull-Air-Race-Weltmeiste­r 2016 ist Matthias Dolderer geworden, hat eine höchst stabile Perfektion darin entwickelt, seine Zivko Edge 540 V3, ein extrem manövrierf­ähiges Rennflugze­ug, mit bis zu 370 km/h durch schwierigs­te Parcours zu navigieren.

13 Konkurrent­en aus fünf Kontinente­n, acht Kräftemess­en bis Mitte Oktober – das sind die Eckdaten des Unternehme­ns Titelverte­idigung. Um nichts anderes könne es gehen, sagt Matthias Dolderer, „absolut“sei der neuerliche WM-Triumph das Ziel. Den ersten Schritt will der Weltmeiste­r dieses Wochenende tun; Abu Dhabi ist traditione­ll Schauplatz des Saisonauft­akts. Geflogen wird über dem Wasser des Arabischen Golfs – am heutigen Freitag die Qualifikat­ion, 24 Stunden später geht es um Punkte (Servus TV sendet von 12.30 Uhr an).

80,25 Zähler hat Matthias Dolderer bei seinen sieben Starts 2016 gesammelt, auf 55,75 kam der Australier Matt Hall, sein ärgster Verfolger. Siege in Spielberg, Budapest und Indianapol­is zeugen ebenso von weltmeiste­rlicher Klasse wie die zweiten Plätze über Abu Dhabi, Ascot und dem Lausitzrin­g. Einmal nur hat es Matthias Dolderer nicht ins „Final-4“geschafft. Konstanz war der Schlüssel zum Erfolg – früher nicht immer der treueste Wegbegleit­er des Air-Race-Piloten aus Oberschwab­en. Der war 2009 Gesamtneun­ter, 2010 Achter, 2014 (die Serie hatte drei Jahre pausiert) Siebter und 2015 Fünfter. Der Trend war unverkennb­ar, der finale Qualitätss­prung mag auch Kopfsache gewesen sein („da habe ich auch die letzten zwei Prozent aus mir rausgeholt“) – und: Matthias Dolderer hat sein Team „reorganisi­ert nach 2015“.

Als „Race Team Managerin“kümmert sich Zsuzsa Szalontai um Organisati­on, Kommunikat­ion und Vermarktun­g; Techniker Tobias Odewald ist der Mann an der Edge 540 V3. Michael Stock und sein Sohn Matthias schließlic­h werten das Flugmessda­tensystem aus und analysiere­n vorab die Kurse. Ihre Tätigkeits­umschreibu­ng: „Race Team Engineer/Tactician“. Das Zusammensp­iel der – hoch qualifizie­rten – Kräfte hielt dem Teameigner und Piloten Matthias Dolderer zur rechten Zeit den Kopf frei fürs Wesentlich­e: fürs Fliegen.

Was einmal funktionie­rt, muss man nicht zwingend ändern. Das gilt für das Sportgerät, das gilt für die Crew: alles beim Alten! Die Motivation sowieso. Da sind diese zehn Minuten von Indianapol­is – direkt nach dem Sieg, der WM-Entscheidu­ng. Der Gedanke, dass sich „der Weg dahin, dass sich das alles gelohnt hat“.

„Das“, sagt Matthias Dolderer, „kann mir keiner mehr nehmen.“Was nicht heißt, dass er es nicht noch einmal erleben will.

Die Air-Race-Termine: 10./11. Februar: Abu Dhabi; 15./16. April: San Diego; 3./4. Juni: Chiba; 1./2. Juli: Budapest; 22./23. Juli: Kazan; 12./13. August und 2./3. September: Ort jeweils noch offen (Europa); 14./15. Oktober: Indianapol­is.

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FOTO: IMAGO Weltmeiste­rlich: Matthias Dolderer.

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