Aalener Nachrichten

Hier schwingt König Dübeli das Zepter

Die Hintere Ledergasse feiert 25-jähriges Bestehen – Fastnachts­hits auf drei CDs

- Von Annika Grunert

ELLWANGEN - Jedes Jahr zur Fastnacht öffnet sich in Ellwangen eine ganz besondere Tür: Dann kommen die Bewohner der Hinteren Ledergasse aus ihrer geheimen Straße hervor. Und das seit 25 Jahren.

1992 hat alles angefangen: Da saßen Martin Unfried und Franz Brenner in der Kanne und warteten auf die Schwarze Schar. Doch der Pennäler Schnitzelb­ank ließ sich lange nicht blicken und so zogen die beiden selbst los. In den Ellwanger Wirtschaft­en trällerten sie Unfrieds Fastnachts­hit „Das macht einen Fuffi“. Schnell war klar, sie wollen für Ellwangen eine zweite Schar. So bekam der Pennäler Schnitzelb­ank ab 1993 von zehn Elwanger und Ellwangeri­nnen Gesellscha­ft, die ihr am Faschingss­onntag dicht auf den Fersen sind. Meist kurz nachdem die Schwarze Schar ein Wirtshaus verlassen hat, kommen die kostümiert­en, fröhlichen Bewohner der Hinteren Ledergasse in die Stuben und singen ihre selbst geschriebe­nen und komponiert­en Lieder – auf Schwäbisch, versteht sich.

„Leider schaffen wir es nicht, jedes Wirtshaus zu besuchen, weil wir einen knappen Zeitplan haben“, erzählt Franz Brenner beim Pressegesp­räch. Die meisten von den inzwischen etwa 25 Mitbewohne­rn müssen schließlic­h am nächsten Tag wieder ran an die Arbeit. Trotzdem versuchen sie innerhalb von fünf Stunden, so vielen Menschen wie möglich das Kloreiche Ellwangen (Nette Toilette) näher zu bringen oder mit „Kuddeldidu­pp, lecker lecker Kuddelsupp“den Kopf zu verdrehen.

Jeder kommt jedes Jahr in anderer Verkleidun­g

Die Bewohner der Hinteren Ledergasse sind nicht mehr wegzudenke­n aus dem Ellwanger Fasching. Am meisten freuen sich die Kleinsten auf den Feinsten der Hinteren Ledergasse­nbewohner: Auch wenn es den Hofrat deprimiert und die Blumenkübe­l frustriert, regiert der König Dübeli völlig ungeniert. Im roten Bademantel mit blauen Blumen drauf, Krone auf dem Haupt und roter Nase im Gesicht schreitet er am Gumpendonn­erstag die Marienstra­ße entlang.

Die Kinder warten schon und singen mit den anderen Hinteren Ledergasse­nbewohnern lauthals: „Der König Dübeli hat eine Allergie, ja gegen Blümeli, im Blümenkübe­li.“

Und wie es einem König gebührt, hat auch der Dübeli alias Michael Brenner ein Sonderrech­t: Nur er allein darf jedes Jahr der Gleiche sein. Alle anderen kleiden sich dem jeweiligen Motto entspreche­nd. Nur in diesem Jahr fällt das Motto sozusagen aus, denn das Jubiläum ist die große Sause: Glitzernd, pompös und überdreht soll es werden. „Mut zur Hässlichke­it“, lautet für Franz Brenner beim Verkleiden die Devise.

Die Hintere Ledergasse ist übrigens nur kurz vor und bis zum Fastnachts­sonntag bewohnt, sonst verteilt sich die Schar von Ellwangen über München bis hin nach Maastricht. Erst am zweiten Weihnachts­feiertag treffen sie sich wieder, um die jährlichen Ereignisse der Stadt mit witzigen Sprüchen und lustigen Ohrwürmern musikalisc­h zu gestalten. In den vergangene­n 25 Jahren sind 61 Lieder entstanden, die von der Bürgermeis­terwahl und Rattenplag­e bis zur netten Toilette und dem Biber reichen. Die Hits, die bis jetzt am besten angekommen sind, haben die Hintere Ledergasse bereits auf drei CDs verewigt. „Eine vierte ist schon geplant, aber wir wollen noch ein paar neue Hits sammeln“, sagte Andreas Hunke. Der Stadt Ellwangen sind sie nicht nur mit ihren Texten treu, sondern auch der Fastnacht. So verzichten sie auf das Event am Fastnachts­sonntag in Stockach: den Wettbewerb „Der närrische Ohrwurm“, bei dem sie 2011 den dritten Platz belegten.

Wer die Hintere Ledergasse in Ellwangen sucht, sucht sie übrigens vergebens, denn die Gasse öffnet nur zu Fasching ihre Pforten. „Den Namen hatte Martin Unfried bei unseren ersten Auftritt einfach spontan gesagt. Er hatte in Nürnberg nämlich bei einem Radiosende­r in der Hinteren Ledergasse gearbeitet. Allen hat es gefallen und so hat es auch etwas Mystisches wie die Schwarze Schar“, sagte Franz Brenner.

Die Bewohner können es kaum erwarten, am Donnerstag endlich wieder ihre Gasse zu verlassen und die Stadt mit ihrem musikalisc­hen Schabernac­k zu erfreuen.

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FOTO: HINTERE LEDERGASSE Mit Pauken und Trompeten ziehen die kostümiert­en Musiker, Tänzer, Sänger und Kinder der Hinteren Ledergasse jeden Fastnachts­sonntag durch die Ellwanger Wirtshäuse­r.

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