Gestürzte
Für das spanische Königshaus gehen sechseinhalb schwierige Jahre zu Ende. Jahre, die dem Ansehen der Bourbonen massiv geschadet haben – so sehr, dass das Verhältnis von König Felipe VI. zu seiner Schwester, der Infantin Cristina, Beobachtern zufolge mittlerweile eisige Temperaturen erreicht hat. Auch Vater Juan Carlos pflegt kaum noch Kontakt zu der 51-Jährigen. Am Freitag ist Cristina von dem Vorwurf, Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben, freigesprochen worden. Ihr Ehemann aber, der frühere Handballprofi Iñaki Urdangarin, ist wegen millionenschwerer Veruntreuung von Steuergeldern, Betrugs und weiterer unschöner Vergehen zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Cristina, die seit 1997 mit dem 49-jährigen Ex-Sportler verheiratet ist und vier Kinder mit ihm hat, scheint jedenfalls weiter von seiner Unschuld überzeugt, wie sie über ihren Anwalt verlauten ließ.
Ein Blick zurück, März 2016: Cristina muss vor Gericht in Palma Rede und Antwort stehen. So eine Szene hatte es in Spanien noch nicht gegeben, nie zuvor stand eine direkte Angehörige der Royals als Angeklagte vor Gericht.
Und die Vernehmung wurde zudem noch live im Fernsehen übertragen – eine Schmach für die Infantin, die dennoch tapfer ihre Unschuld beteuerte und erklärte, sie habe ihrem Mann in finanziellen Dingen voll vertraut. Die Gazetten sprachen vom „Prozess des Jahres“und jubelten, die spanische Justiz habe endlich bewiesen, „dass sie unabhängig ist und Einmischungen politischer und institutioneller Mächte nicht zulässt“.
Dennoch galt es bereits vor der Urteilsverkündung als relativ sicher, dass zumindest Cristina glimpflich davonkommen würde, hatte doch selbst die Staatsanwaltschaft für sie auf Freispruch plädiert. (dpa)