Kämpferin um Menschenleben
Oberkochenerin Miriam Boettcher war für Ärzte ohne Grenzen in Zentralafrika
OBERKOCHEN - Die aus Oberkochen stammende Ärztin Miriam Boettcher hat von Mai 2016 bis Januar 2017 für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“in der Zentralafrikanischen Republik in der Stadt Bossangoa gearbeitet. Sie wird am Montag, 20. Februar, um 19 Uhr im Schillerhaus über ihren Einsatz in Afrika einen Vortrag halten. Ärzte ohne Grenzen wird auch vom Oberkochener „Umsonstladen“– im früheren Postamt beim Bahnhof – unterstützt.
Konflikte prägen das Land
Die Zentralafrikanische Republik gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 dominieren Konflikte zwischen den verschiedenen Volksgruppen die Geschichte des Landes. Die staatliche Ordnung ist 2013 weitgehend zusammengebrochen, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Bevölkerung und ihre auch schon in Friedenszeiten prekäre gesundheitliche Versorgung. Bossangoa, wo Miriam Boettcher mit einem internationalen Team von Ärzte ohne Grenzen und einheimischen Kräften im Einsatz war, liegt etwa 300 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bangui am Fluss Ouham.
Miriam Boettcher, so erzählt sie, hat sich schon während ihres Medizinstudiums in Tübingen und während ihrer ersten Berufsjahre in Garmisch für Not leidende Menschen in der dritten Welt interessiert. Sie hat arabisch gelernt und nach dem Studium auch ein halbes Jahr in Ägypten gelebt. Nach entsprechender Vorbereitung wurde sie im Mai 2016 von Ärzte ohne Grenzen nach Bossangoa entsandt. Im dortigen Krankenhaus mit etwa 150 Patienten wurde sie vor allem mit Malaria und Unterernährung bei kleinen Kindern konfrontiert, aber auch die Behandlung von Lungenentzündung, Tetanus und Typhus sowie die Versorgung von Schusswunden und Verletzungen durch Macheten gehörten zum Tagesgeschehen.
Ohne moderne Gerätemedizin
Diese medizinischen Herausforderungen mussten weitgehend ohne die hierzulande übliche moderne Gerätemedizin gemeistert werden. Neben den belastenden Momenten, auch durch die aus Sicherheitsgründen stark eingeschränkte Bewegungsfreiheit, gab es jedoch immer wieder auch freudige und hoffnungsvolle Situationen. So erzählt Miriam Böttcher von Mandela, einem dreijährigen unterernährten Jungen, der im Koma und mit schwerer Malaria in die Notaufnahme eingeliefert wurde. Sie hatte nachts am Bettchen gesessen, als er zu ersticken drohte und reanimiert werden musste. Es war ungewiss, ob er die Nacht überleben würde. Erst nach wochenlanger, intensiver medizinischer Behandlung konnte er die Klinik verlassen.
Nach ihrem Einsatz in Afrika wird Miriam Boettcher wieder im Klinikum in Garmisch arbeiten. Sie wolle aber weiterhin für Ärzte ohne Grenzen zur Verfügung stehen.