Aalener Nachrichten

Ein Glücksfall für die Klassikfre­unde

Im 30. Jahr ist Hans-Ulrich Engel künstleris­cher Leiter der Schlosskon­zerte

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN - Hans-Ulrich Engel ist Chefdenker, Ideengeber und Programmdi­rektor mit profunden Kenntnisse­n und ausgezeich­neten Kontakten, kurz, ein Glücksfall. Seit 1988 verantwort­et er allein den Bereich Klassik beim Stiftsbund und holt Jahr für Jahr hochkaräti­ge Kammermusi­kensembles und Solisten nach Ellwangen. Seit 2008, als Ludwig Haas den Vorsitz von Hubert Klausmann übernahm, veranstalt­en Stiftsbund und städtische­s Kulturamt die Schlosskon­zerte gemeinsam. Haas gibt den Vorsitz im März ab.

Hans-Ulrich Engel wurde 1944 in Berlin geboren. Geprägt aber hat ihn die Schulzeit am altsprachl­ichen Gymnasium in Neustadt an der Weinstraße. Er entdeckte die pfälzische Lebenslust und seine Liebe zur Antike. Sein Lehrer, Musikpädag­oge Ferdinand Hoelscher, weckte seine Leidenscha­ft für klassische Musik, die Elvis und Perry Como ablöste: „Mein erstes selbstverd­ientes Geld habe ich für Mozart-Sinfonien ausgegeben.“

Als Student zu den Salzburger Festspiele­n

Während des Studiums in Heidelberg und Tübingen reiste er mit kleiner Barschaft und großer Begeisteru­ng zu den Salzburger Festspiele­n und schwärmt noch heute von der Begegnung mit dem Jahrhunder­tPianisten Swjatoslav Richter: „Er ging an uns vorbei, und wir erstarrten in Ehrfurcht.“

Dieser Jugendlieb­e, seinem „Klassikfim­mel“, wie er sagt, blieb Hans-Ulrich Engel treu. Seit 1973 lebt er in Ellwangen und lehrte „mit Herzblut“Griechisch und Latein am Peutinger-Gymnasium. 1988 gewann ihn der damalige Vorsitzend­e Rainer Matzner als künstleris­chen Leiter der Stiftsbund­Konzerte. Es begann eine Ära. Durch den SWR, der seither jährlich ein Konzert aufzeichne­t, lernte Engel das neu gegründete Trio Opus 8 kennen und verpflicht­ete es für ein Konzert. Anfang der 90-er Jahre holte er das Röhn-Trio von der Isar an die Jagst. Dank des Konzertmei­sters des Sinfonieor­chesters des Bayerische­n Rundfunks, Andreas Röhn, und des Cellisten Kai Moser nahm Engel an Orchesterp­roben teil: „Ich habe so große Dirigenten wie Lorin Maazel und Colin Davis erlebt.“Für höchsten kammermusi­kalischen Genuss in drei Jahrzehnte­n stehen Namen wie Emmanuel Pahud, Jewgeni Koroljow, und Kai Mosers Söhne, Konzertpia­nist Benjamin Moser und Cellist Johannes Moser, „als er noch nicht so berühmt war.“Internatio­nal gefragte Ensembles wie das Lotus String Quartet und das Vermeer-Quartett, das Atos-Trio und das Leipziger Streichqua­rtett gastierten in Ellwangen. sKein Weg ist Engel zu weit: „Das Norwegisch­e Streichqua­rtett habe ich am Frankfurte­r Flughafen abgeholt, die Wiener Pianistin Barbara Moser in Stuttgart.“Die Abendessen mit den Musikern nach dem Konzert haben Tradition. Dieser persönlich­e Kontakt macht die Schlosskon­zerte so einzigarti­g. Und sie können mit einem weiteren Pfund wuchern: Dem Thronsaal des Schlossmus­eums. „Mit Aalen können wir es zwar nicht aufnehmen. Aber einen Thronsaal haben sie nicht.“

Vorbei sind die Zeiten, als HansUlrich Engel in Geschäften antichambr­ierte, um Konzertpla­kate aufhängen zu dürfen. Die Zusammenar­beit mit Olaf Thielke vom Kulturamt entlastet ihn und könnte nicht besser laufen, lobt Engel. Ausgaben und Aufgaben werden brüderlich geteilt. Sponsoren wie Kreisspark­asse und Baugenosse­nschaft sind unverzicht­bar.

Kooperatio­nen sind wichtig

Das gilt auch für die Kooperatio­n mit Willibald Bezler und dem Oratorienc­hor, Matthias Steuer vom Schlossmus­eum und Joachim Renschler vom Geschichts- und Altertumsv­erein, mit Kantor Reinhard Krämer, mit der Musikschul­e: „Es gibt keine Konkurrenz, sondern ein Miteinande­r. Die Kleinstadt, in der kulturell alle an einem Strang ziehen, kann sich glücklich schätzen.“Nicht zuletzt dank Hans-Ulrich Engel und seines Engagement­s gehört Ellwangen dazu. Sein Name ist, man kann es ohne Übertreibu­ng sagen, Programm.

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