Goldener Bär für ungarisches Drama
Sidney Poitier wird 90
BERLIN (epd) - Erstmals seit gut vier Jahrzehnten geht der Hauptpreis der Berlinale wieder nach Ungarn: Die Jury der Internationalen Filmfestspiele Berlin hat „On Body And Soul“von Ildikó Enyedi mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Die ungarische Regisseurin erzählt darin eine Liebesgeschichte zwischen zwei Außenseitern, aber auch von aktuellen Problemen wie der Korruption. Zuletzt hatte 1975 Márta Mészáros mit „Die Adoption“einen Goldenen Bären nach Ungarn geholt.
LOS ANGELES (dpa) - 1999 gab das American Film Institute eine Liste der 50 größten Leinwand-Legenden Hollywoods heraus. Nur drei sind heute noch am Leben: Sophia Loren (82), Kirk Douglas (100 ) – und Sidney Poitier. Heute wird der schwarze Hollywoodstar 90 Jahre alt.
Als Sydney Poitier 2002 einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk entgegennahm, zollten die Gala-Gäste minutenlang tobenden Applaus. Mit 22 Jahren sei er nach Hollywood gekommen, um eine Reise anzutreten, die damals „fast unmöglich“erschien, sagte Poitier in seiner denkwürdigen Ansprache. Poitier war Wegbereiter für schwarze Leinwandstars wie Denzel Washington, Morgan Freeman, Halle Berry und Viola Davis. Vor ihm hatte nur Hattie McDaniel 1940 für ihre Nebenrolle als Haushälterin im Melodrama „Vom Winde verweht“als Schwarze einen Oscar gewonnen. Fast 25 Jahre vergingen, ehe Poitier 1964 für „Lilien auf dem Felde“als erster Schwarzer zum besten Hauptdarsteller gekürt wurde.
Zu Poitiers Erfolgen zählt auch, dass er als erster Schwarzer in einem Hollywood-Film eine Weiße küssen durfte. Zwar wurde die leidenschaftliche Szene 1967 noch verschämt durch den Rückspiegel eines Taxis gedreht, aber sie gehört in die Reihe jener Durchbrüche, für die Bürgerrechtler ihn feierten und für die manche Aktivisten der afro-amerikanischen Bewegung ihn lange als angepassten „weißen Schwarzen“schmähten. Die Kuss-Szene stammt aus dem Film „Rat mal, wer zum Essen kommt“, in dem Poitier einem betuchten Elternpaar, gespielt von Katharine Hepburn und Spencer Tracy, als künftiger Schwiegersohn präsentiert wird.
Die Rollenangebote für den blendend aussehenden Darsteller überschlugen sich, Ende der 1960er-Jahre galt Poitier als höchstbezahlter Filmschauspieler. 1967 glänzte er in dem Krimi „In der Hitze der Nacht“in seiner Rolle als Kriminalexperte, der sich gegen einen rassistischen Südstaaten-Sheriff (Rod Steiger) durchsetzen muss.
Geboren wurde Poitier in Florida, aufgewachsen ist er allerdings auf den Bahamas. Als Teenager folgte er einem älteren Bruder nach Florida. Er schlug sich als Straßenverkäufer, Tellerwäscher und Handlanger durch. In New York trat er dem American Negro Theater bei. Nach kleinen Broadway-Rollen gab er 1950 in „Der Hass ist blind“(„No Way Out“) an der Seite von Richard Widmark in einer Arzt-Rolle sein Filmdebüt. 1997 spielte er in „Der Schakal“zum letzten Mal in einem Film.
In zweiter Ehe ist der Vater von sechs Töchtern seit über 40 Jahren mit der kanadischen Schauspielerin Joanna Shimkus (73) verheiratet.