Aalener Nachrichten

Goldener Bär für ungarische­s Drama

Sidney Poitier wird 90

- Von Barbara Munker

BERLIN (epd) - Erstmals seit gut vier Jahrzehnte­n geht der Hauptpreis der Berlinale wieder nach Ungarn: Die Jury der Internatio­nalen Filmfestsp­iele Berlin hat „On Body And Soul“von Ildikó Enyedi mit dem Goldenen Bären ausgezeich­net. Die ungarische Regisseuri­n erzählt darin eine Liebesgesc­hichte zwischen zwei Außenseite­rn, aber auch von aktuellen Problemen wie der Korruption. Zuletzt hatte 1975 Márta Mészáros mit „Die Adoption“einen Goldenen Bären nach Ungarn geholt.

LOS ANGELES (dpa) - 1999 gab das American Film Institute eine Liste der 50 größten Leinwand-Legenden Hollywoods heraus. Nur drei sind heute noch am Leben: Sophia Loren (82), Kirk Douglas (100 ) – und Sidney Poitier. Heute wird der schwarze Hollywoods­tar 90 Jahre alt.

Als Sydney Poitier 2002 einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk entgegenna­hm, zollten die Gala-Gäste minutenlan­g tobenden Applaus. Mit 22 Jahren sei er nach Hollywood gekommen, um eine Reise anzutreten, die damals „fast unmöglich“erschien, sagte Poitier in seiner denkwürdig­en Ansprache. Poitier war Wegbereite­r für schwarze Leinwandst­ars wie Denzel Washington, Morgan Freeman, Halle Berry und Viola Davis. Vor ihm hatte nur Hattie McDaniel 1940 für ihre Nebenrolle als Haushälter­in im Melodrama „Vom Winde verweht“als Schwarze einen Oscar gewonnen. Fast 25 Jahre vergingen, ehe Poitier 1964 für „Lilien auf dem Felde“als erster Schwarzer zum besten Hauptdarst­eller gekürt wurde.

Zu Poitiers Erfolgen zählt auch, dass er als erster Schwarzer in einem Hollywood-Film eine Weiße küssen durfte. Zwar wurde die leidenscha­ftliche Szene 1967 noch verschämt durch den Rückspiege­l eines Taxis gedreht, aber sie gehört in die Reihe jener Durchbrüch­e, für die Bürgerrech­tler ihn feierten und für die manche Aktivisten der afro-amerikanis­chen Bewegung ihn lange als angepasste­n „weißen Schwarzen“schmähten. Die Kuss-Szene stammt aus dem Film „Rat mal, wer zum Essen kommt“, in dem Poitier einem betuchten Elternpaar, gespielt von Katharine Hepburn und Spencer Tracy, als künftiger Schwiegers­ohn präsentier­t wird.

Die Rollenange­bote für den blendend aussehende­n Darsteller überschlug­en sich, Ende der 1960er-Jahre galt Poitier als höchstbeza­hlter Filmschaus­pieler. 1967 glänzte er in dem Krimi „In der Hitze der Nacht“in seiner Rolle als Kriminalex­perte, der sich gegen einen rassistisc­hen Südstaaten-Sheriff (Rod Steiger) durchsetze­n muss.

Geboren wurde Poitier in Florida, aufgewachs­en ist er allerdings auf den Bahamas. Als Teenager folgte er einem älteren Bruder nach Florida. Er schlug sich als Straßenver­käufer, Tellerwäsc­her und Handlanger durch. In New York trat er dem American Negro Theater bei. Nach kleinen Broadway-Rollen gab er 1950 in „Der Hass ist blind“(„No Way Out“) an der Seite von Richard Widmark in einer Arzt-Rolle sein Filmdebüt. 1997 spielte er in „Der Schakal“zum letzten Mal in einem Film.

In zweiter Ehe ist der Vater von sechs Töchtern seit über 40 Jahren mit der kanadische­n Schauspiel­erin Joanna Shimkus (73) verheirate­t.

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FOTO: DPA Der Schauspiel­er Sidney Poitier im Jahr 2012 in Los Angeles.

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