SPD erstmals seit zehn Jahren vor Union
CDU-Generalsekretär Peter Tauber hält den „Schulz-Effekt“für vorübergehend
BERLIN (dpa) - Mit ihrer WahlkampfLokomotive Martin Schulz (Foto: dpa) zieht die SPD in einer EmnidUmfrage erstmals seit einem Jahrzehnt wieder an der Union vorbei. Im „Sonntagstrend“für die „Bild am Sonntag“stieg die SPD im Vergleich zur Vorwoche um einen Punkt auf 33 Prozent. Die CDU/CSU verlor einen Punkt und kam auf 32 Prozent. Linke (8 Prozent) und Grüne (7 Prozent) blieben unverändert. Dadurch hätte ein rot-rot-grünes Bündnis derzeit eine knappe Mehrheit. Die FDP lag erneut bei 6 Prozent, die AfD fiel um einen Punkt auf 9 Prozent – ihren schlechtesten Wert im „Sonntagstrend“seit einem Jahr. Die SPD hat seit der Nominierung von Schulz zum Kanzlerkandidaten in allen Umfragen deutlich zugelegt.
Die Linke ist nach Ansicht von Arbeitsministerin Andrea Nahles aber noch nicht regierungsfähig: „Was mich bei der Linkspartei erstaunt, ist ihre flache Lernkurve“, sagte die SPD-Parteilinke den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Es kann sonst etwas auf der Welt passieren, doch die Linkspartei erzählt den gleichen Quark wie in den neunziger Jahren.“
Das ließ Linken-Frontfrau Sahra Wagenknecht nicht auf sich sitzen: „Nahles Aussagen werfen kein gutes Licht auf die Gerechtigkeitsrhetorik des SPD-Kanzlerkandidaten Schulz.“Die SPD verspreche mehr soziale Gerechtigkeit, halte sich aber eine Fortsetzung einer großen Koalition mit der Union offen.
Die CDU hält den Schulz-Effekt für eine Momentaufnahme. CDUGeneralsekretär Peter Tauber sagte, der Kandidat drücke sich vor Inhalten: „Ich finde es bemerkenswert, wie sehr die SPD unter Sigmar Gabriel gelitten haben muss, dass sie jetzt in diesen Rausch verfällt“, sagte Tauber der „Berliner Zeitung“. „Da wird aber ein Kater folgen – sobald wir in die inhaltliche Debatte kommen.“
Seit Längerem gibt es zwischen SPD, Grünen und Linken Lockerungsübungen. Zuletzt trafen sich die Parteimanager. Schulz will noch vor der Sommerpause an einer rot-rotgrünen Gesprächsrunde teilnehmen. In allen drei Parteien gibt es unverändert erhebliche Widerstände gegen Rot-Rot-Grün. Auch die Union bemüht sich um die Grünen. So warb Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier für Schwarz-Grün im Bund. Hessen habe gezeigt, dass so ein Bündnis funktioniere. „Deshalb werbe ich für Offenheit bei der Union“, sagte Bouffier dem „Tagesspiegel am Sonntag“. CDU und CSU müssten „darauf achten, dass man sich nicht strategisch die Wege verbaut“. CSUChef Horst Seehofer gilt als Gegner von Schwarz-Grün.