Aalener Nachrichten

Ein gnadenlos sympathisc­her Typ

Alfons begeistert in der ausverkauf­ten Essinger Schlosssch­eune

- Von Gerhard Krehlik

ESSINGEN - Alfons, der französisc­he Reporter mit dem Puschelmik­rofon, hat am Samstagabe­nd die Essinger Schlosssch­eune aufgemisch­t. Der Termin war seit Wochen ausverkauf­t, die Kulturinit­iative hätte locker doppelt so viel Karten verkaufen können. Aber man wolle der Schlosssch­eune und ihrem besonderen Ambiente treu bleiben, verriet Matthias Krull bei seiner Begrüßung.

Das Publikum jubelt gleich los, als Alfons der Kultreport­er, alias Emanuel Peterfalvi, auf die Bühne kommt. Und natürlich hat er auch in der Essinger Schlosssch­eune seine unvermeidb­are orangefarb­ene Trainingsj­acke und die altmodisch­e Stoffhose an. Er ist ein Sprücheklo­pfer vor dem Herrn und dabei gnadenlos sympathisc­h. Alfons zieht alles und jeden durch den kabarettis­tischen Kakao, vor allem seine französisc­hen Landsleute.

Die Deutschen mag er dagegen sehr. Er lobt unser Bruttoinla­ndsprodukt (BIP), und er liebt es uns beim Arbeiten zuzusehen. Wir sind ihm sympathisc­h, bis auf die Socken in den Sandalen… Aber diese Franzosen – ò lala…! Er weiß gar nicht, ob die überhaupt ein BIP haben? Und dann dieser Präsident! Das muss man sich mal vorstellen. Fährt mit dem Roller durch ganz Paris zur Wohnung seiner Geliebten, nur begleitet von einem einzigen Bodygard. Das muss sein, denn der hat den Code für den Start der Atomwaffen, für den Fall des Falles. Und die Wohnung gehört nicht mal seiner Freundin, sondern der korsischen Mafia. Kein Wunder, dass die präsidiale­n Beliebthei­tswerte unter zwölf Prozent liegen. Das sei weniger als ein guter französisc­her Rotwein Alkohol hat. In Deutschlan­d undenkbar.

Man stelle sich das vor, sagt Alfons. Angela fährt mit dem Roller inkognito durch Berlin, trifft sich mit Til Schweiger in einer Wohnung, die Uli Hoeneß gehört. Das Publikum brüllt vor Lachen. Skandale sind in Frankreich auch kein Problem. Wenn man dort vier Politiker kauft, bekommt man den fünften gratis dazu.

Und sie bemühten sich um politische Abwechslun­g, unsere Nachbarn. Die hatten schon Chirac, Sarkozy und Hollande und wir Deutschen schicken immer die Angela. Das sei doch langweilig. Marine Le Pen mag er nicht so. In Frankreich erkennt man deren Anhänger daran, dass sie das Baguette nicht unter dem Arm tragen. Es würde beim Grüßen immer runterfall­en.

Auch die Gleichbere­chtigung sei in Frankreich schon viel weiter als bei uns. Dort gibt’s vor den Supermärkt­en keine Frauenpark­plätze. Dort dürfen die Frauen mit rein.

So geht das zwei Stunden lang Schlag auf Schlag, unterbroch­en von Videoeinsp­ielungen seiner gnadenlose­n Straßenint­erviews. Das Publikum lacht Tränen.

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FOTO: SCHLIPF Beim Auftritt von Alfons in der Essinger Schlosssch­eune lacht das Publikum Tränen.

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