Diebstähle und Knöllchen im Vatikan
Auch im kleinsten Staat der Welt gibt es kriminelle Energie
VATIKANSTADT (KNA) - Diebstähle, Strafzettel und beschlagnahmtes Geld in Millionenhöhe – auch der Vatikan als kleinster Staat der Welt ist vor Ordnungswidrigkeiten und Kriminalität nicht gefeit. Das zeigt die Kriminalitätsstatistik, die der vatikanische Staatsanwalt Gian Piero Milano am Samstag vorstellte.
Demnach wird im Vatikan mehr geklaut: Im rund 450 Einwohner zählenden Vatikanstaat wurden vom 1. Oktober 2015 bis zum 30. September 2016 insgesamt 78 Diebstähle angezeigt. In den zwölf Monaten zuvor waren es 58, wie es in dem Bericht über das Gerichtsjahr 2015/2016 heißt. Beklaut wurden demnach vor allem Pilger und Touristen in den Vatikanischen Museen und im Petersdom, die jährlich mehr als fünf Millionen Besucher anziehen. Die vatikanische Gendarmerie nahm vier mutmaßliche Taschendiebe fest.
Der Vatikanstaat verfügt über eine eigene weltliche Gerichtsbarkeit und eine eigene Polizei, die vatikanische Gendarmerie – er besitzt sogar einige wenige Haftzellen für Verur- teilte. Die Statistik weist für das zurückliegende Gerichtsjahr insgesamt 33 Festnahmen aus; davon überstellte die Gendarmerie 17 Personen an die italienische Polizei.
Falschparker, Raser und Knöllchen gibt es ebenfalls im Vatikan: Vom 1. Oktober 2015 bis zum 30. September 2016 verteilte die Polizei des kleinsten Staates der Welt insgesamt 135 Strafzettel an Autofahrer. Demnach ereigneten sich in diesem Zeitraum 59 Verkehrsunfälle auf dem rund 44 Hektar großen Territorium. Im Vatikan gilt ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern.
Zudem wurden der Justiz des päpstlichen Staates 28 Fälle von versuchtem Betrug gemeldet. Auch die unbefugte Weitergabe vertraulicher Dokumente des Vatikan geht offenbar weiter. Die vatikanische Finanzaufsichtsbehörde AIF brachte zwei Fälle zur Anzeige.
Im Juli hatte das vatikanische Gericht einen spanischen Geistlichen, der zwei Journalisten interne Unterlagen geben hatte, zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt. Eine italienische PR-Beraterin wurde in diesem sogenannten Vatileaks-2-Prozess zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Ermittlungen wegen Geldwäsche
Staatsanwalt Milano äußerte sich auch zu zahlreichen Fällen, in denen Geldwäsche im Spiel sein könnte. Die Justiz im Vatikan habe 2016 wegen des Verdachts auf Geldwäsche mehr als zwei Millionen Euro beschlagnahmt. Derzeit ermittle die vatikanische Staatsanwaltschaft in 17 Fällen wegen einer möglichen Verletzung der Anti-GeldwäscheVorschriften, so Milano. Seit 2013 seien mehr als zwölf Millionen Euro eingefroren worden. Der Staatsanwalt teilte zugleich mit, dass im Vatikan eine eigene Ermittlungseinheit für solche Fälle geschaffen worden sei. Der Vatikan hatte seine Vorkehrungen gegen Geldwäsche in den vergangenen Jahren internationalen Standards angepasst. Unabhängige Fachleute des Europaratskomitees Moneyval bescheinigten dem Vatikan 2015 beachtliche Fortschritte auf diesem Gebiet, beanstandeten unter anderem aber fortwährende Defizite in der Strafverfolgung.