Narren geben dem Rathaus eins auf die Mütze
Bei der Prunksitzung der Aalener Fasnachtszunft werden die jüngsten Entscheidungen durch die Mangel gedreht
AALEN - Steigende Parkgebühren, ein neuer Sparkassenplatz und ein neuer Hauptbahnhof: Das sind am Samstagabend in der Stadthalle Aalen die Themen schlechthin gewesen. Die Narren der Aalener Fasnachtszunft (AFZ) zum Sauren Meckereck scherzten und schimpften ausgiebig über die jüngsten Entscheidungen im Rathaus, mal ironisch, mal bitterböse.
Zunächst aber begrüßte der Präsident der AFZ, Hannsi Gässler, die zahlreich erschienenen Gäste und kürte Josef Mischko, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Aalen, zum Gast mit dem „spektakulärsten Kostüm“. Mischko hatte einen schwarz glänzenden Taucheranzug samt Helm an und war nur erkennbar, wenn er vorne das Guckloch öffnete. Sitzungspräsident Gerhard Luley verglich schließlich das Abendprogramm mit einem gut gemixten Cocktail, bei dem man von den richtigen Zutaten, also Showeinlagen, jeweils die richtige Menge gewählt habe, um ein rundum gelungenes Getränk, also Abendprogramm, zu kreieren. „Wir im Elferrat sind heute Abend Ihre Barkeeper an der Narrenbar.“
Kuddelmuddel Parkgebühren
Der Deutsche Michel alias Eckbert Hering ging unter dem Motto „So verrückt ist diese Welt“in die Bütt. In Reimform schimpfte er über die Populisten, um dann, maskiert als USPräsident Donald Trump, zu wettern: „Wer lügt, dass sich die Balken biegen, der kann bei der Wahl auch siegen.“
Die Nachtwächter läuteten die Lästerrunde über Aalens Stadtpolitik ein. Manfred Gaißler eilte mit vermeintlicher Verspätung zu Markus Indlekofer auf die Bühne. „Ich hab keinen Parkplatz gefunden“, sagte er entschuldigend, woraufhin die Nachtwächter dichteten: „In Aalen fällt das Parken schwer, doch’s Bezahlen noch viel mehr.“Es sei doch ein Kuddelmuddel mit den Parkgebühren. Und nun sollten die oberirdischen Parkplätze auch noch teurer werden. Auch der neue Hauptbahnhof erntete Spott: „Bei dem technischen Fortschritt unserer Bahn nehmen sie bald die Härtsfeld-Schättere wieder in den Dienst.“
Nach der Pause startete Ursula Hintz als Ulla von Gaiß ihre Schlagerparade. Weil sie diesmal Abba-Lieder schmetterte, hatte sie sich in ein blauglänzendes Ganzkörper-Schlaghosenoutfit geworfen. Oberbürgermeister Thilo Rentschler schenkte ihr zum Zeichen der Bewunderung eine Rose, während der Rest des Saals Handytaschenlampen, LED-Stäbe und -Kerzen durch die Luft schwenkte. Der OB bekam dabei offenbar so gute Laune, dass er mit manchen Damen aus dem Elferrat ein Tänzchen wagte.
Dann überraschte die AFZ mit einem „Flashmob“zu „Don’t Gimme That“von The Bosshoss. Überall im Saal und auf der Bühne tanzten dazu nicht nur die Garden und Showtanzgruppen, sondern auch der Elferrat, die Kellnerinnen und verschiedene Gäste, darunter auch OB Rentschler.
Begeisterung löste auch die Nummer „Meckerboys versus Meckergoißa“ aus, bei der das Männerballett zu einem Ballett-Rock-Medley gegen die Meckergoißa tänzerisch antrat, um dann gemeinsam das Tanzbein zu schwingen.
Schließlich waren die heiß ersehnten Läschtermäuler an der Reihe, „das Eis für den Shaker“, wie Luley beschrieb. In Wort und Gesang tratschten in breitestem Schwäbisch Susanne Behringer, Ursula Hintz, Heidi Luley, Uta Rudolph und Petra Kraft über das aktuelle Stadtgeschehen, begleitet von Gisela Baumgartner am Klavier. Themen waren unter anderem die Planinsolvenz des VfR Aalen („Jetzt gange ma alle ins Stadion und unterstütze die Junge!“), die „Krimizeit bei der SPD“(„Klauck macht Tabula rasa durch die ganze Partei und dann schmeißt der den ganze Bettel oifach nah.“) und der neue Hauptbahnhof („Ich tät mich oifach freuen, wenn’s ein richtiges Klo geben tät’. Wenn du musch, musch in den Zug einsteigen und warten, bis er losfährt.“).
Garden und Showtanzgruppen zeigten wieder beeindruckende Nummern mit anspruchsvollen Stapelund Wurffiguren. Viele Auftritte gefielen dem Publikum so gut, dass es immer wieder Zugaben forderte. So dauerte das Fest beinahe bis Mitternacht.