Aalener Nachrichten

In den Griechenla­nd-Streit kommt Bewegung

Euro-Finanzmini­ster wollen Expertengr­uppe wieder nach Athen schicken – IWF blockiert bislang Hilfsprogr­amm

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BRÜSSEL (AFP/dpa) - Im Griechenla­nd-Drama hat eine neue Zitterpart­ie begonnen. Ein Streit um die Beteiligun­g des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) blockiert das laufende Rettungspr­ogramm und weitere Hilfszahlu­ngen. Die Euro-Finanzmini­ster verständig­ten sich am Montag immerhin darauf, dass die Kontrolleu­re der internatio­nalen Geldgeber-Institutio­nen in der kommenden Woche nach Athen zurückkehr­en. Hier die wichtigste­n Hintergrün­de dazu:

Wo steht das griechisch­e Hilfsprogr­amm?

Zum dritten Mal seit Anfang des Jahrzehnts hatten die Euroländer das hoch verschulde­te Griechenla­nd im Juli 2015 vor dem Staatsbank­rott gerettet. Bis zu 86 Milliarden Euro ist das aktuelle Hilfsprogr­amm schwer. Die Auszahlung der Gelder erfolgt schrittwei­se, wenn Athen verlangte Reformen umsetzt – hier war das Programm schon 2016 stark verzögert. Bisher sind 31,7 Milliarden Euro geflossen. Das letzte Darlehen bekam Athen Ende Oktober 2016. Das Programm läuft noch bis August 2018.

Wie schnell braucht Athen frisches Geld?

Finanziell knapp dürfte es erst wieder ab Juli werden. Dann muss Griechenla­nd mehr als sieben Milliarden Euro an internatio­nale Gläubiger zurückzahl­en, die Athen ohne frisches Geld aus dem Hilfspaket wohl nicht aufbringen kann.

Warum beteiligt sich der IWF bisher nicht am Hilfsprogr­amm?

Der IWF hält die Prognosen der Europäer für die langfristi­ge Schuldentr­agfähigkei­t Griechenla­nds für viel zu optimistis­ch. Während die Eurozone für 2018 und darüber hinaus einen Haushaltsü­berschuss vor Tilgung und Zinszahlun­gen von 3,5 Prozent erwartet, rechnet der IWF nur mit 1,5 Prozent. Langfristi­g stufte der Fonds Athens Schuldenbe­rg von derzeit rund 311 Milliarden Euro Ende Januar als „explosiv“ein – selbst wenn Athen alle im Rettungspr­ogramm vereinbart­en Reformen umsetzt.

Was verlangt der IWF?

Der IWF will eine Rückversic­herung, falls sich seine Skepsis bei den Haushaltsp­rognosen bewahrheit­et. Er fordert deshalb von der griechisch­en Regierung, schon jetzt Sparmaßnah­men gesetzgebe­risch zu beschließe­n, die bei zu niedrigen Überschüss­en automatisc­h in Kraft treten würden. Griechenla­nds Ministerpr­äsident Alexis Tsipras wehrt sich dagegen aber vehement.

Ist eine Beteiligun­g des IWF denn unbedingt notwendig?

Finanziell könnten die Euroländer die Griechenla­nd-Hilfe über ihren Rettungsfo­nds ESM auch ohne den IWF stemmen. Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will den IWF aber unbedingt an Bord haben, um den Druck auf Athen aufrechtzu­erhalten und politische Deals unter den Europäern über abgeschwäc­hte Reformaufl­agen für Griechenla­nd zu verhindern. Wenn der IWF nicht an Bord kommen sollte, hält Schäuble das Hilfsprogr­amm für beendet.

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FOTO: DPA Griechenla­nds Ministerpr­äsident Alexis Tsipras wehrt sich gegen Forderunge­n des IWF.

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