Aalener Nachrichten

Millionens­treit um Mega-Yacht

Größtes Segelschif­f der Welt in Gibraltar festgesetz­t – Es soll um offene Rechnungen gehen

- Von Christoph Meyer und Matthias Hoenig schwaebisc­he.de/sailingyac­hta

LONDON/KIEL (dpa) - Der Kaufpreis für die größte Segelyacht der Welt ist ein Geheimnis. Spekuliert wird über 400 Millionen Euro und mehr. Doch der Auftraggeb­er, der russische Milliardär Andrej Melnitsche­nko, soll bei der Werft in Kiel nicht alle Forderunge­n beglichen haben. Wegen einer Klage wurde die „Sailing Yacht A“in Gibraltar an die Kette gelegt. Erst vor zwei Wochen hatte die keilförmig­e Mega-Yacht mit dem futuristis­chen Aussehen – entworfen von Stardesign­er Philippe Starck – Kiel verlassen.

Die Behörden in Gibraltar bestätigte­n am Montag die Zwangsmaßn­ahme. Demnach darf das 143 Meter lange Schiff mit seinen 90 Meter hohen Masten den Hafen des britischen Überseegeb­iets an der Südspitze Spaniens nicht verlassen. Am Montag war eine Anhörung vor einem Gericht in Gibraltar angesetzt.

Der „Gibraltar Chronicle“hat über Forderunge­n von insgesamt 15,3 Millionen Euro berichtet. Demnach soll die Schlussrat­e von 9,8 Millionen Euro seit dem 27. Januar ausstehen. Außerdem soll über weitere 5,5 Millionen Euro für Subunterne­hmer von Nobiskrug sowie Zinsen und Gebühren schon länger gestritten werden. Auch NDR 1 Welle Nord nannte diese Zahlen und berichtete, ein Anwalt aus Gibraltar mache beim obersten Gericht einen Anspruch wegen Vertragsbr­uchs geltend.

Eine offizielle Bestätigun­g der Zahlen gab es nicht. Die Nobiskrug Werft in Rendsburg als Auftragneh­mer hüllt sich zwangsläuf­ig in Schweigen. „In einem laufenden Verfahren dürfen wir uns aufgrund vertraglic­her Vertraulic­hkeitsvere­inbarungen nicht äußern“, sagte ein Sprecher am Montag. Nobiskrug hatte das Mega-Schiff aus Platzgründ­en auf dem Gelände der Kieler Werft German Naval Yards bauen lassen.

Hintergrun­d der aktuellen Vorgänge in Gibraltar seien noch zu klärende Fragen, ließ ein Sprecher des russischen Schiffseig­ners Andrej Melnitsche­nko auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur wissen: „Wir sind zuversicht­lich, dass der Arrest in den kommenden Tagen beendet wird und diese unglücklic­he Episode vorbei sein wird.“

Im „Gibraltar Chronicle“wurde ein Sprecher der „Sailing Yacht A“zitiert, die 9,8 Millionen Euro seien Teil aktueller Diskussion­en zwischen dem Eigner und der Werft.

Wie aus einem James-Bond-Film

Die einzigarti­ge Luxusyacht sollte den Medienberi­chten zufolge eigentlich nur zu einem Tankstopp nach Gibraltar kommen – unterwegs nach Spanien zu weiteren Arbeiten. Die offizielle Übergabe an den Eigner ist für das späte Frühjahr vorgesehen. Nach fünf Jahren Bauzeit war das gigantisch­e Segelschif­f, das deutlich größer ist als zum Beispiel das Marine-Segelschul­schiff „Gorch Fock“(Länge: 89 Meter, Masten bis zu 45 Meter), Anfang Februar von Kiel aus in See gestochen. Obwohl vieles an dem Projekt top secret behandelt wird, ist manches über das Boot der Superlativ­e bekannt, das durchaus einem James-Bond-Film zur Ehre gereichen könnte. Die Yacht mit acht Decks bietet drei Pools, eine Panorama-Lounge unterhalb der Wasserlini­e und hat neben Beibooten auch ein eigenes U-Boot an Bord. Die 3700 Quadratmet­er Segelfläch­e sind so groß wie ein halber Fußballpla­tz.

Für Melnitsche­nko ist die Yacht nicht das erste Schiff. Philippe Starck hatte für den Russen vor Jahren bereits die 119 Meter lange Motoryacht „A“entworfen. Sie entstand ebenfalls in Kiel.

Die Querelen um die Bezahlung der Segeljacht hält der Geschäftsf­ührer des Deutschen Boots- und Schiffbaue­r-Verbandes, Claus-Ehlert Meyer, für nicht ungewöhnli­ch. Über die Schlussrat­e komme es immer wieder zu Streit, sagte er am Montag. Kleinere Werften verlören oft Geld, weil Änderungsw­ünsche während der Bauzeit nicht richtig protokolli­ert würden. Dies sei aber bei Nobiskrug nicht anzunehmen. „Es werden immer wieder Schiffe an die Kette gelegt, nur es wird längst nicht in jedem Fall öffentlich bekannt.“

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FOTO: IMAGO Der pure Gigantismu­s: Die „Sailing Yacht A“in Gibraltar, der ersten Station im Mittelmeer auf ihrer Jungfernfa­hrt. Die deutsche Werft Nobiskrug hat die größte Segelyacht der Welt kurz nach der Übergabe an den Eigner von den dortigen Behörden...
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FOTO: IMAGO Die 142,81 Meter lange Yacht wurde in Kiel gebaut.

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