Aalener Nachrichten

Der Frühling macht blau

Hyazinthen­sorten überziehen den Garten mit duftendem Farbband

- Von Dorothée Waechter

LINNICH (dpa) - Es ist eine beliebte Beschreibu­ng für den Neubeginn nach dem Winter in der Natur: Das blaue Band des Frühlings ziert den Boden. Gemeint ist damit ein Meer aus blauen Blüten. Das Band wird in unseren Breiten schon im Herbst gepflanzt, denn es handelt sich vor allem um Zwiebelblu­men. Sie brauchen zum Austreiben den Kältereiz des Winters. Am bekanntest­en sind unter diesen Blaublühen­den die Garten-Hyazinthen (Hyacinthus orientalis).

„Vor allem ihr intensiver Blütenduft zeichnet sie aus“, sagt die Buchautori­n Katharina Adams aus Linnich. Neben den verschiede­nen Blautönen gibt es sie auch in Weiß, Rosa, Weinrot sowie in einem an Primeln erinnernde­n Gelb, Orangegelb, Pink und sogar in einem Schwarzrot. Das Zwiebelgew­ächs sei unkomplizi­ert und komme im Folgejahr wieder, wenn die Bedingunge­n gut sind, sagt Adams. „Der Boden sollte durchlässi­g sein und im Sommer gerne trockener. Vor allem in der Zeit des Austreiben­s müssen genügend Nährstoffe vorhanden sein.“Im Garten blühen die Hyazinthen im April.

Zierliche Multiflora­formen

Die klassische­n Hyazinthen haben einen kräftigen Blütentrie­b, an dem sich wie an einem Schellenba­um die Einzelblüt­en aufreihen. Es gibt aber auch zierlicher­e Formen, im Handel als Multiflora-Hyazinthen zu finden. Dabei handelt es sich nicht um eine eigene Sorte, sondern um eine spezielle Kultur. „Im Sommer wird aus den Zwiebeln der schon angelegte Trieb kegelförmi­g herausgesc­hnitten“, erläutert Adams. „Die Zwiebel wehrt sich gegen die Verletzung, indem sie mehrere neue Nebentrieb­e, sogenannte Notbulben, bildet, die dann auch je einen Blütenstan­d haben.“Dieser Blütenstan­d ist meist kleiner und lockerer, wodurch diese Hyazinthen etwas leichter wirken als die klassische­n Formen.

„Wer diese lockeren Blüten mag, sollte Sorten wie Anastasia und White Festival im Garten pflanzen“, rät Adams. Diese Sorten neigen stärker dazu, Tochterzwi­ebeln zu bilden, sodass im Laufe der Jahre natürliche Multiflora­s entstehen.

Eine ähnliche Blüte, aber einen zierlicher­en Blütenstan­d hat die Waldhyazin­the. Sie ist auch als Hasenglöck­chen bekannt (Hyacinthoi­des non-scripta). In südenglisc­hen Wäldern kommt der Frühblüher sogar in der Natur vor, bekannt als „bluebell“. Aber auch in Deutschlan­d gibt es noch Wildvorkom­men, berichtet Bernd Schober, Gärtner aus Augsburg. Auch von alten Gartenanla­gen ausgehend haben sich diese Pflanzen mancherort­s wieder in der Natur verbreitet.

Denn werden solche Zwiebelblu­men über mehrere Jahre ohne Eingriff des Gärtners sich selbst überlassen, vermehren sie sich stark und breiten sich aus. Das bezeichnet man als verwildern – was bewusst für die Gartengest­altung genutzt wird. So lässt man die Pflanzen jedes Jahr mehr und mehr Ableger bilden, bis sie sich vermehrt haben, dass sich im Frühling ein blauer Blütentepp­ich ausbreitet.

Wie der Name Waldhyazin­the anzeigt, handelt es sich dabei um eine Waldpflanz­e. „Dementspre­chend liebt sie einen humosen Boden, der im Frühjahr leicht feucht ist“, erklärt Schober. Gehölze, die im Herbst ihr Laub verlieren, sind die idealen Nachbarn. Zum einen kommt so im Frühjahr zu Blütebegin­n Sonne bis an den Boden durch, zum anderen fördert das verrottend­e Laub die lockere, humose Bodenstruk­tur.

Die dritte Gattung im blauen Bunde sind die Traubenhya­zinthen (Muscari) mit Arten in allen Blauschatt­ierungen. Der Klassiker darunter ist die Himmelblau­e Traubenhya­zinthe oder Scheinhyaz­inthe (Muscari azureum). Ihre Blütenkolb­en erscheinen bereits im März. „Sie wachsen gut an sonnigen Stellen“, sagt Schober. Der Gärtner empfiehlt als Nachbarn strahlendw­eiße Formen des Einblütige­n Frühlingss­terns (Ipheion uniflorum), von kleinblüti­gen Narzissen sowie der Botanische­n Tulpen.

Besonders große Blüten bilden die Hybriden der Traubenhya­zinthen. Die Sorte Valerie Finnis erblüht zum Beispiel in einem klaren Hellblau, etwas kräftiger ist die Farbe von Peppermint. Leicht zu verwildern ist die Armenische Traubenhya­zinthe (Muscari armeniacum) mit auffallend­en kobaltblau­en Blüten.

„Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.“Eduard Mörike

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FOTO: ANDREA WARNECKE Die völlig unkomplizi­erten Traubenhya­zinthen zählen zu den ersten Frühlingsb­oten.
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FOTO: M. NICKIG Einen zierlichen Blütenstan­d hat die Waldhyazin­the.

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