Aalener Nachrichten

Aalener Tafel kämpft mit Folgen des kalten Winters

Mehr Bedürftige nutzen Angebot des Kocherlade­ns, doch auch die Hilfsberei­tschaft steigt

- Von Robin Uhlenbruch

AALEN - Die Aalener Tafel freut sich nach unserem Bericht über unerwartet viele Personen, die sich engagieren und dem Tafelladen mit zusätzlich­en Lebensmitt­elspenden unter die Arme greifen. Die „Aalener Nachrichte­n“hatten Mitte Januar berichtet, dass mittlerwei­le 200 Kinder im Stadtgebie­t auf die preisgünst­igen Lebensmitt­el angewiesen sind. Mehr als 1000 Menschen in der Region nutzen jährlich das Angebot des Kocherlade­ns. Doch gleichzeit­ig gingen die Spendenber­eitschaft und die Menge an Lebensmitt­eln immer weiter zurück.

„Wir haben in den vergangene­n Wochen zusätzlich­e Spenden im Wert von bis zu 1000 Euro erhalten“, zeigt sich Gerhard Vietz, Projektlei­ter der Aalener Tafel - Kocherlade­n e.V., sichtlich gerührt. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Sowohl Mitarbeite­r als auch er selbst seien von zahlreiche­n Menschen in der Stadt angesproch­en worden, die sich nach der Situation der Tafel erkundigte­n. Und die Spendenber­eitschaft sei ebenfalls gewachsen: „In dieser Woche haben wir wieder mehrere private Lieferunge­n erhalten, beispielsw­eise Kisten mit Kaffee und Bananen.“

Akuter Mangel nach dem kalten Winter

Vor allem bei Letzterem herrscht aktuell aber immer noch ein akuter Mangel. Schuld sind die eisigen Temperatur­en in diesem Winter, erklärt Vietz. Die Preise für Obst und Gemüse sind drastisch gestiegen, da die Ernten in Ländern wie Spanien und Italien deutlich schlechter ausfielen. Doch auch die Kühltheke des Kocherlade­ns blieb in den vergangene­n Wochen immer wieder ausgeschal­tet. Zu wenig bleibt von den Lieferunge­n der Supermärkt­e und Discounter aus der Region, die die Tafel seit Jahren unterstütz­en, übrig. Woran das liegt? „Aufgrund der automatisi­erten Bestellung­en von Computern landen immer seltener Produkte in der Tonne beziehungs­weise bleiben für uns übrig“, sagt Vietz. Und dieser Trend lässt sich bundesweit beobachten.

Dabei suchen in Deutschlan­d immer mehr Menschen Tafeln auf und suchen Unterstütz­ung bei den Lebensmitt­eln und Einkäufen für den täglichen Bedarf. 2016 wurden vielerorts knapp ein Drittel mehr Bedürftige registrier­t. Experten hatten mit dieser Entwicklun­g aufgrund des starken Migrations­schubs und der Flüchtling­szahlen gerechnet. Ein Trend, der sich im vergangene­n Jahr in Aalen noch nicht zeigte. Seit Januar hätten sich die Einkaufsza­hlen im Kocherlade­n in der Aalener Innenstadt aber merklich nach oben entwickelt, so Vietz weiter. Mitte März steht die nächste Mitglieder­versammlun­g der Tafel an, dann will der Projektlei­ter erste offizielle Zahlen vorstellen.

Bedürftige auf dem Land haben es schwerer

Auch in den sozialen Netzwerken reagierten die Menschen auf den Artikel unserer Zeitung. Vor allem für Bedürftige im ländlichen Umfeld Aalens sei es schwierig, den Lebensmitt­el-Verkauf der Tafel rechtzeiti­g zu erreichen. Der ÖPNV fahre zu unregelmäß­ig: Entweder sei am Morgen bereits alles vergriffen, wenn man zu spät dran ist, oder die Betroffene­n müssten lange vor der regulären Öffnungsze­it und dann noch einmal mit den schweren Einkäufen an der Bushaltest­elle warten.

Ein Problem, auf das Vietz immer wieder angesproch­en wird. „Besonders den Menschen vom Härtsfeld und Richtung Abtsgmünd macht die Situation Kummer.“Lebensmitt­el reserviere­n oder beiseite legen könne er trotzdem nicht, wirbt der Projektlei­ter um Verständni­s.

Das Angebot richtet sich an Menschen, deren Einkommen den Hartz IV-Satz um nicht mehr als 25 Prozent übersteigt. Hierzu gehören Arbeitslos­e, Alleinerzi­ehende, Senioren, Studenten, Aufstocker, Wohnungslo­se und seit ein paar Jahren vermehrt Flüchtling­e. Knapp 30 Prozent aller Verkäufe gehen an Menschen, die im Asylverfah­ren stecken.

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FOTO: UHL Bei der Aalener Tafel herrscht aktuell ein akuter Mangel an Obst und Gemüse. Schuld sind die eisigen Temperatur­en in diesem Winter

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