Aalener Nachrichten

Heimattage: Den Vereinen gehen die Helfer aus

Stadt tüfelt an der Idee eines Fördervere­ins, der mehrere Vereine unter seinem Dach vereint

- Von Beate Gralla

ELLWANGEN - Ende Juli sind die Heimattage, noch hat sich aber kein Verein gefunden, der im Schloss bewirten will. Was am gewaltigen Arbeitsauf­wand liegt. Anselm Grupp, der Leiter des Kulturamts, führt Gespräche und hat auch Vereine an der Hand, die es zusammen machen würden. Doch die bringen nicht genug Leute zusammen. Deshalb holt er parallel Angebote von Gastronome­n ein.

Alle Jahre vor den Sommerferi­en sind die Heimattage der Treffpunkt für Ellwanger und Ehemalige. Bei gutem Wetter platzt der Schlossinn­enhof aus allen Nähten. Das Fest kommt an und ist eine sichere Einnahmequ­elle – wenn es nicht regnet. Es ist aber auch eine Heidenarbe­it für die Vereine. Das fängt an bei der Überlegung, was es zu Essen und Trinken gibt. Dann muss eingekauft werden. Und am Schluss müssen die Rechnungen bezahlt werden. Fritteusen und Grillpfann­en müssen besorgt werden. Mit dem THW muss geklärt werden, wie viele Geräte man anhängen kann, ohne die Stromverso­rgung zu gefährden. Ein elektronis­ches Kassensyst­em muss geliehen, die Bands im Außenberei­ch müssen engagiert und der Arbeitsein­satz der Mitglieder vom Aufbau bis zur Spülbrigad­e geplant werden. Der ist gewaltig. 4000 Stunden und mehr kommen an den Heimattage­n zusammen, rechnet FCV-Vorsitzend­er Jürgen Fünfgelder vor. Wenn jeder zehn Stunden arbeite, brauche man also 400 Helfer.

Bei den Heimattage­n 2015 hat sich der FCV deshalb mit der Napo und den Faschingsg­ruppen zusammenge­tan. Doch wenn mehrere Vereine die Heimattage gemeinsam machen, kommt schnell die Frage auf, wie man den Gewinn verteilt. Im Barzelt wird mit vergleichs­weise wenig Wareneinsa­tz und Personal viel umgesetzt, beim Essen fangen die ersten um 5 Uhr an, Kartoffeln zu schälen und machen selber gar keinen Umsatz. Abgerechne­t wurde dann nach Einsatzstu­nden. Doch so ein System funktionie­rt nur, wenn einer da ist, dem alle vertrauen, sagt Fünfgelder.

Es ist schwer, genug Helfer zu bekommen

Knackpunkt sind die vielen Helfer. 400 zusammenzu­bekommen, sei extrem zäh, sagt Wolfgang Konle, Vorstandss­precher des FC Röhlingen. 300 bis 350 gehe noch, aber das reicht nicht. Also machten manche Doppelschi­chten. Für den Service im Innenhof hatte der Verein zusätzlich profession­elle Bedienunge­n engagiert. Die Arbeitsbel­astung sei extrem. Beim FC seien 15 Führungskr­äfte von Donnerstag bis Montag im Dauereinsa­tz gewesen. Erschweren­d kam hinzu, dass der Verein zweimal Pech mit dem Wetter hatte. Dann steht der Ertrag in keinem Verhältnis zum Aufwand.

Das Personal ist ein Problem, sagt auch Dieter Schips vom Vorstand des VfL Neunheim. Dazu komme das finanziell­e Risiko, wenn es regnet. Er schlägt vor, dass die Stadt den Vereinen einen Fixbetrag von 15 000 Euro garantiert. Und dass sich die Vereine der vergangene­n fünf Heimattage zusammense­tzen und ein gemeinsame­s Konzept machen, das dann jeder nur aus der Schublade ziehen muss. So hat der VfL gute Erfahrunge­n mit einer Industries­pülmaschin­e gemacht: „Da waren die Gläser in anderthalb Minuten durch.“Man könnte auch versuchen, das Fest aufzustück­eln. Doch bei mehreren Vereinen müsse die Stadt die Fäden in der Hand halten.

Schips fände es schade, wenn die Heimattage an einen kommerziel­len Anbieter gingen: „Das wäre dann nicht mehr das Flair und die Preise wären anders.“Trotzdem sei bei den Preisen noch Luft nach oben, man müsse die Maß nicht für 5,50 Euro verkaufen.

2009, 2013 und 2016 hat der VfL die Heimattage bewirtet, im vergangene­n Jahr zusammen mit dem SV Rindelbach. Dieses Jahr geht nichts, weil die Mitglieder schon beim Vereinshei­mbau eingespann­t sind. Beim FCV mussten alle beim Ostalb-Narrenumzu­g ran.

Idee: Mehrere Vereine tun sich zusammen

Schips könnte sich vorstellen, dass sich mehrere Vereine zusammentu­n, die die Heimattage gleich für mehrere Jahre übernehmen. An einem ähnlichen Konzept arbeitet Anselm Grupp. „Wir sehen den gewaltigen Personalau­fwand auch. Unsere Aufgabe ist zu sagen, wie kriegt man das auf ein paar Schultern verteilt.“Grupp könnte sich ein Modell vorstellen, bei dem sechs, acht Vereine sich zusammentu­n und die Heimattage gemeinsam für mehrere Jahre übernehmen. Das könnte unter dem Dach eines Fördervere­ins Heimattage laufen. Wichtig sei Transparen­z bei der Abrechnung. Als FCV, Napo und Narrengrup­pen 2015 die Heimattage gemacht haben, hat die Stadt Kasse und Abrechnung übernommen. Ob das eine Dauereinri­chtung werden könnte, müsse man mit der Kämmerei klären, sagt Grupp. Steuerlich ist das alles nicht ganz einfach: „Da müssen wir sehr penibel sein.“

Das ist noch Zukunftsmu­sik, die Heimattage 2017 dagegen nicht. Er sei in Gesprächen mit drei Vereinen, die mit einer gewissen Personalst­ärke dabei wären, sagt Grupp. Es reicht aber noch nicht. Parallel sucht er einen Gastronome­n, was auch nicht ganz einfach sei. Die Preise würden dann auf jeden Fall steigen. In Sachen Ausfallbür­gschaft der Stadt, wie Schips sie vorschlägt, ist Grupp zurückhalt­end. Man müsse erst klären, ob das überhaupt gehe.

Der FC Röhlingen wäre bei einem Fördervere­in dabei, so lange der Aufwand überschaub­ar ist. Konle schlägt vor, sich auf Standardau­fbauten zu einigen und das Equipment wie die Küchengerä­te zu kaufen und zu lagern. Dann gehe es schneller. Sechs-, siebenmal haben die Röhlinger die Heimattage organisier­t. Für Konle steht fest, allein macht’s der Verein nie wieder. „Man brennt aus, das ist zu viel.“Und wenn’s die Mitglieder doch wollten? „Dann trete ich zurück.“

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ARCHIV-FOTO: AFI Heimattage – Bauhofchef Alexander Renschler muss mit anpacken, um die Spezialitä­t, Ochsenbrat­en vom Spieß mit Schupfnude­ln, an den Mann oder die Frau zu bringen.

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