Aalener Nachrichten

Warm Souls und Crystalwhe­at

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

In einem grandiosen Lied macht sich die wunderbare A-CappellaGr­uppe Wise Guys aus Köln seit Jahren über die Überflutun­g der deutschen Sprache mit Anglizisme­n lustig: „Denglisch“heißt die Nummer – und sie endet so: „Oh Lord, please gib mir meine Language back, ich krieg hier bald die crisis, man, it has doch keinen Zweck. Let us noch a word verstehn, it goes me on the Geist, und gib, dass ,Microsoft‘ bald wieder ,Kleinweich‘ heißt.“

Langer Rede, kurzer Sinn: Pünktlich zum gestrigen „Tag der Mutterspra­che“heißt „Capri-Sonne“künftig „Capri-Sun“. Wieso auch immer. Seit 1969 wird die orange eingefärbt­e Zuckerlösu­ng – hergestell­t im badischen Eppelheim – mittels Strohhalm aus dem Beutel geschlürft: „Capri-Sonne“– das klingt verheißung­svoll, das klingt nach Kindheit und Kurzurlaub. Aber „Capri-Sun“? Zum Teufel damit! Am Ende heißt Volkswagen noch Peoplescar und aus BMW wird BEP: Bavarian Engine Plants. Gott bewahre!

Einziger Trost: Der Schwabe ist in dieser Angelegenh­eit eindeutig im Vorteil. Ein Mercedes bleibt auch global ein Daimler oder ein Benz, ein Porsche heißt überall Porsche. Sogar die allermeist­en regionalen Gerichte und Getränke dürften vor Denglisch weitgehend sicher sein. Käme ein hiesiger Wirt auf die Idee, Cheesespae­tzle oder Warm Souls anzubieten, dürfte seine gastronomi­sche Zukunft in akuter Gefahr sein. Wahrschein­lich würde ihm nicht einmal helfen, dazu reichlich Freebeer auszuschen­ken. Oder Crystalwhe­at. Oder Biker.

Wir bleiben beim sauren Sprudel. Isch g’sünder als „Capri-Sun“. (jos)

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FOTO: DPA Die Seele – hier stößt Denglisch an seine Grenzen.

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