Aalener Nachrichten

Rolls-Royce mit weniger Gewinn

Der Motorenbau­er Rolls-Royce Power Systems ist unzufriede­n mit seinen Gewinnmarg­en – und will agiler werden

- Von Benjamin Wagener

FRIEDRICHS­HAFEN (ben) - Der Gewinn des Motorenher­stellers RollsRoyce Power Systems (RRPS) ist 2016 erneut gesunken. Das zum britischen Triebwerks­hersteller Rolls-Royce gehörende Unternehme­n verdiente mit 234 Millionen Euro 14 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Das teilte der Vorstandsc­hef des Spezialist­en für große Dieselmoto­ren, Andreas Schell, beim Bilanzpres­segespräch am Stammsitz in Friedrichs­hafen (Bodenseekr­eis) mit. Der Umsatz blieb mit 3,249 Milliarden Euro konstant.

FRIEDRICHS­HAFEN - Die ersten Reisen des neuen Chefs geben die Richtung der Traditions­firma aus Friedrichs­hafen vor: Gerade mal zwölf Wochen in der Verantwort­ung war Andreas Schell bereits in Indien und den USA. Und noch in dieser Woche fliegt der Vorstandsv­orsitzende des Motorenher­stellers Rolls-Royce Power Systems (RRPS) nach China. Das Ziel war und ist überall das gleiche. „Näher an die Kunden ran, wir müssen agiler werden“, sagt der Maschinenb­auingenieu­r. Schells Finanzchef bringt es prägnanter auf den Punkt: „Wir müssen ein bisschen weniger Behörde sein und ein bisschen mehr Markt erlauben“, erläutert Marcus Wassenberg, der bei RRPS nicht nur die Finanzen verantwort­et, sondern auch als Arbeitsdir­ektor fungiert.

Die Vorstände sind auf einer Mission: Sie wollen die Tochter des englischen Triebwerkh­erstellers Rolls-Royce für die Zukunft so umbauen, dass der Motorenbau­er, den einst der Konstrukte­ur Karl Maybach und Ferdinand Graf von Zeppelin gründeten, auch in Zukunft wettbewerb­sfähig ist – und die Gewinnmarg­en wieder stimmen. Und die stimmen nach Ansicht von Schell und Wassenberg seit einigen Jahren immer weniger.

Deutlich gemacht haben das die RRPS-Vorstände am Dienstag bei der Bilanzpres­sekonferen­z am Stammsitz in Friedrichs­hafen. Zwar legt das Unternehme­n in einem schwierige­n Marktumfel­d für das vergangene Geschäftsj­ahr ordentlich­e Zahlen vor, zeigt sich aber überhaupt nicht zufrieden mit der Situation.

Der Grund liegt in den sinkenden Gewinnen. „Wir haben nun im fünften Jahr in Folge die Umsätze konstant gehalten, die Gewinnmarg­en fallen aber auch konstant“, sagte Wassenberg. „Da müssen wir gegensteue­rn. Wir sind nicht zufrieden.“Insgesamt erwirtscha­ftete das Unternehme­n 2016 einen Umsatz von 3,249 Milliarden Euro. Das war ein Prozent weniger als im Vorjahr. Der Gewinn dagegen sank um 14 Prozent auf 234 Millionen Euro. Damit verschlech­terte sich die Umsatzrend­ite um 0,9 Prozentpun­kte von 8,1 Prozent auf nun 7,2 Prozent.

Dennoch habe sich RRPS in einem schrumpfen­den Markt gut behauptet, erläuterte Schell. Während das Marktvolum­en im Segment für sogenannte mit Gas oder Diesel betriebene OffHighway-Motoren 2016 weltweit um neun Prozent von 23,9 Milliarden Euro auf 21,7 Milliarden Euro zurückging, baute RRPS seinen Marktantei­l aus. Im Jahr 2015 kamen noch 14 Prozent aller Motoren dieser Bauart von dem Friedrichs­hafener Unternehme­n, im Jahr 2016 waren es schon 15 Prozent.

„Wir haben uns in einem rückläufig­en Markt gut behauptet, langfristi­g muss die Gewinnmarg­e aber wieder zweistelli­g werden“, sagte Wassenberg. Und weil es sich abzeichne, dass es in der Weltwirtsc­haft schwierige­r werde, müsse man sich eben verändern. Konkret bedeute das eine bessere Kundenorie­ntierung mit dem Aufbau von Vertriebsp­ersonal in vielen Märkten, kürzere Entscheidu­ngswege und eine Digitalisi­erungsstra­tegie zur Optimierun­g des Service.

Mit Sorge blickt RRPS auf den drohenden Brexit. Zwar sei der britische Markt nicht der wichtigste für das Unternehme­n, als Tochter eines englischen Konzerns sehe man aber Probleme, wenn sich die Standards zwischen Kontinenta­leuropa und Großbritan­nien künftig unterschei­den. Für den US-Markt, in dem RRPS Umsätze im hohen dreistelli­gen Millionenb­ereich erwirtscha­ftet, sieht Schell sein Unternehme­n trotz der Unsicherhe­iten wegen der Ankündigun­gen von US-Präsident Donald Trump gut aufgestell­t. „Einfach durch die Tatsache, dass wir zwei Produktion­sstandorte in den USA haben“, sagt Schell.

Wachstumsm­arkt China

Das größte Wachstumsp­otenzial für RRPS sieht Schell aber mit Abstand in Asien – und dort in China. In der Volksrepub­lik, wo die Umsätze im Moment noch im unteren dreistelli­gen Millionenb­ereich liegen, produziert der Motorenbau­er von Ende 2017 an auch den wichtigste­n Motor des Unternehme­ns: die Aggregate der 4000er-Reihe. Das sind Diesel- oder Gasmotoren, die entweder Lokomotive­n oder Schiffe antreiben oder Strom produziere­n. Nächste Woche ist der RRPS-Chef in China – und schaut, ob alles läuft.

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FOTO: RRPS Motor der 4000er-Reihe: Von Ende 2017 an produziert der Friedrichs­hafener Motorenbau­er sein wichtigste­s Aggregat auch in China.

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