Aalener Nachrichten

Voller Zynismus

- Von Daniel Hadrys d.hadrys@schwaebisc­he.de

Diese Einschätzu­ng Thomas de Maizières ist an Zynismus kaum zu überbieten. Die „normale Bevölkerun­g“sei zwar Opfer, aber nicht Ziel der Taliban, betonte der Innenminis­ter, um die Gefahr für Zivilisten zu relativier­en – und für alle jene, denen eine Abschiebun­g nach Afghanista­n droht. 2016 sind dort so viele Menschen getötet worden wie seit acht Jahren nicht. Zivilisten wohlgemerk­t, keine Soldaten und Polizisten, die für die Taliban als Vasallen des Westens gelten und zwangsläuf­ig in Kämpfe verwickelt werden.

Dabei ist es egal, ob ziviles „Opfer“oder politische­s „Ziel“: Es sind Menschen, die sterben. Es macht keinen Unterschie­d, ob sie bei einem Marktbesuc­h zufällig von einer Bombe getötet werden oder als Polizist im Dienst für die Sicherheit der Bevölkerun­g sterben. Die meisten Opfer gehen dabei auf das Konto der Taliban. Zu der Bedrohung durch die Islamisten, die auch durch die Isaf-Mission nicht vertrieben werden konnten, ist zusätzlich der Terror des „Islamische­n Staats“gestoßen.

Afghanista­n ist gefährlich­er geworden, überall. So gefährlich, dass die Vereinten Nationen keine sicheren Gebiete benennen. Bundesländ­er wie Thüringen und Niedersach­sen wollen auf Grundlage dessen nicht mehr abschieben. All jene, die wie de Maizière darauf beharren, kennen diesen Bericht offensicht­lich nicht – oder sie ignorieren ihn.

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