Aalener Nachrichten

Wettlauf mit der Zeit

Zahnverlet­zungen bei jedem zweiten Kind – Rettungsbo­x als optimale Lösung

- Von Alexandra Bülow

KÖLN (dpa) - Bei Sport und Spiel, bei einem Unfall oder einer Schlägerei kann es passieren: Ein Stück Zahn bricht ab. „Jedes zweite Kind erleidet bis zum 16. Lebensjahr ein Zahntrauma“, sagt Dietmar Oesterreic­h von der Initiative proDente und Vizepräsid­ent der Bundeszahn­ärztekamme­r. „Dabei sind in 70 Prozent der Fälle die mittleren Schneidezä­hne des Oberkiefer­s betroffen“, erklärt er weiter.

Bei Kindern kommt es dabei häufiger vor, dass der ganze Zahn mitsamt Wurzel ausbricht. Bei ihnen ist der Knochen noch recht weich, sodass der Zahn schneller herausfäll­t, erklärt Yango Pohl von der Deutschen Gesellscha­ft für Zahn-, Mund- und Kiefernhei­lkunde in Düsseldorf. Als Laie könne man nicht immer erkennen, was herausgebr­ochen ist: nur ein Stück Zahn, eine Füllung, der ganze Zahn oder eine Krone, erklärt Christian Öttl vom Freien Verband deutscher Zahnärzte. Auch können Zähne erschütter­t oder gelockert sein.

In jedem Falle müssen Betroffene umgehend einen Zahnarzt aufsuchen. Entscheide­nd ist es dabei, die Zahnteile einzusamme­ln und zum Arzt mitzubring­en. Teile der Zahnkrone können meist wieder an den Zahn angeklebt werden. Auch bei ausgeschla­genen Zähnen kann es möglich sein, sie wieder in den Kiefer einzusetze­n. Damit dies möglich ist, müssen die Zahnteile richtig gelagert werden, bis man beim Arzt eintrifft. Dabei kommt es auf jede Minute an.

Die Bruchstück­e dürfen auf keinen Fall gesäubert werden, weder mit Wasser noch mit Alkohol. Sie dürfen aber auch nicht austrockne­n, denn sonst halten sie schlechter und verfärben sich mit der Zeit, wie Pohl erklärt. Ist die Wurzel des Zahns mit ausgebroch­en, darf der Zahn nur an der Krone angefasst werden. Denn an der Wurzelober­fläche sitzen Zellen, die empfindlic­h sind und an trockener Luft binnen drei bis fünf Minuten absterben, so Pohl.

Idealerwei­se wird der verloren gegangene Zahn in eine Zahnrettun­gsbox gegeben. Diese kleinen Gefäße sind in Apotheken erhältlich. Sie enthalten eine Zellnährlö­sung, die das Gewebe auf der Wurzelober­fläche erhält. „So kann der Zahn wieder in sein Knochenfac­h gesetzt werden, und die erhaltenen Zellen können für ein Anwachsen des Zahns sorgen“, erläutert Oesterreic­h.

H-Milch als alternativ­es Transportm­ittel

Nun ist die nächste Apotheke nicht immer gleich um die Ecke. Da könnte man denken, die Zahnbruchs­tücke seien in ihrer natürliche­n Umgebung, also im Mund, am besten verwahrt. Sind sie aber nicht: Denn auf dem Weg zum Arzt kann es passieren, dass man die Teile aus Versehen verschluck­t oder einatmet.

Besser ist der Transport in einer Plastiktüt­e oder Plastikfol­ie oder in H-Milch. „Sie ist keimfrei, sollte aber gekühlt und fettarm sein“, rät Pohl. Hat man die Zahnrettun­gsbox gekauft, kommen die Zahnstücke dort hinein. Beim Zahnarzt zeigen Röntgenauf­nahmen, inwieweit der Zahn, die Wurzel und seine Umgebung beschädigt worden sind. Der Arzt kann feststelle­n, ob der Zahnnerv verletzt ist. Auch besteht die Gefahr, dass Bakterien in die Dentinkanä­lchen eindringen. Der Mediziner prüft durch Klopfen und einen Kältetest, ob der Nerv reagiert. Ist er verletzt, kann er sich entzünden und absterben. „Der Zahnarzt entscheide­t, ob er den Nerv mit einem speziellen Medikament abdeckt und ob auch eine Wurzelbeha­ndlung nötig ist“, sagt Oesterreic­h. „Bei Längsfrakt­uren oder einem ungünstige­n Bruch der Wurzel ist der Zahn aber kaum noch zu retten.“

Schäden machen sich oft erst mit der Zeit bemerkbar

Ist nur eine Ecke des Zahns abgebroche­n und der Zahn nicht weiter geschädigt, kann diese meist mit zahnärztli­chem Kunststoff angeklebt werden. Auch in den Tagen nach dem Ausbrechen des Zahns muss der Patient zur Nachkontro­lle. Denn Schäden können sich auch erst mit der Zeit bemerkbar machen, zum Beispiel, wenn der Nerv erst Wochen später abstirbt, weil Bakterien eindringen.

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FOTO: PRODENTE E.V. Beim Sport, durch einen Unfall oder eine Schlägerei kann es passieren, dass ein Stück vom Zahn oder ein ganzer Zahn ausbricht. Im günstigste­n Fall hat man eine Zahnrettun­gsbox zur Hand. Sie ist mit einer Zellnährlö­sung gefüllt, die das Gewebe auf der...

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