Aalener Nachrichten

Knirschen hat auf Dauer unangenehm­e Folgen

Bruxismus beschädigt Zähne und Kiefermusk­ulatur

- Von Elena Zelle

BERLIN (dpa) - Eigentlich sollten die Zähne nur beim Essen aufeinande­r treffen. Eigentlich. Doch jeder Zweite knirscht laut Bundeszahn­ärztekamme­r (BZÄK) zumindest ab und an, jeder Fünfte sogar regelmäßig mit den Zähnen. Manche pressen sie nur in der Nacht aufeinande­r, andere auch am Tag. Mediziner nennen das Bruxismus.

Die Belastung durch das Knirschen ist für das Gebiss dabei wesentlich höher als beim Kauen: „Der Druck kann bei bis zu 600 Kilogramm pro Quadratzen­timeter und mehr liegen“, sagt Dietmar Oesterreic­h, Vizepräsid­ent der BZÄK. Das schadet – nicht immer nur den Zähnen.

Wer knirscht oder die Zähne aufeinande­rpresst, schmirgelt Schneide- und Eckzähne ab und Kauflächen glatt. „Zahnhartsu­bstanz geht verloren, die Zähne büßen ihre ursprüngli­che Form ein“, warnt Oesterreic­h. Die Zähne reagieren dann zum Beispiel schmerzemp­findlich auf Wärme oder Kälte. Stücke vom Zahn oder auch Kronen und Füllungen können herausbrec­hen, ganze Zähne reißen.

Nicht nur ein Dauerzusta­nd

Manchmal gibt sich das Knirschen oder Pressen von selbst. „Bei Kindern ist das oft nach wenigen Monaten beim Zahndurchb­ruch wieder vorbei“, sagt Oesterreic­h. Auch mit dem Alter nimmt Bruxismus ab. Knirscht jemand aber über einen längeren Zeitraum, bekommt er in der Regel eine Aufbisssch­iene aus Kunststoff für die Nacht. Die sogenannte Okklusions­schiene schützt die Zähne, indem sie den Druck, der beim Knirschen und Pressen entsteht, verteilt. Außerdem bewahrt sie die Zähne vor weiterer Abnutzung. Die Schiene wird an die eigenen Zähne angepasst. Manche empfinden sie als Fremdkörpe­r, erklärt Dirk Kropp, Geschäftsf­ührer der Initiative proDente. Die meisten gewöhnen sich aber schnell daran.

Wer nachts knirscht, merkt das oft auch am nächsten Morgen: „Die Kaumuskula­tur kann bei 20 bis 30 Prozent der Patienten schmerzen, der Kiefer fühlt sich an wie eingeroste­t, und beim Öffnen knackt es etwas“, sagt Oesterreic­h. Der Schmerz kann auch in den Nacken ziehen, und manche bekommen Kopfschmer­zen, vor allem im Bereich der Schläfen, ergänzt Michael Preibsch, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Deutschen Verbandes für Physiother­apie.

Speziell geschulte Physiother­apeuten können helfen, die Beschwerde­n zu lindern. Abhängig von der genauen Diagnose wird die Kaumuskula­tur massiert, gedehnt oder bewegt, erklärt Preibsch. Aber auch zu Hause können die Patienten etwas gegen den verspannte­n und schmerzend­en Kiefer tun: beispielsw­eise den Schläfenun­d Wangenbere­ich mit einem feuchten Waschlappe­n wärmen. „Dann kann man die Kaumuskula­tur mit den Daumen mit tiefen, langsamen Bewegungen massieren“, empfiehlt Preibsch. Auch Gähnen hilft das entspannt die Muskulatur.

All das bekämpft jedoch letztlich nicht die Ursache. Und die heißt meistens: Stress. „Man beißt sich im wahrsten Sinne des Wortes durch und versucht, dem Stress ein Ventil zu geben“, erklärt Kropp.

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FOTO: PRODENTE E.V./JOHANN PETER KIERZKOWSK­I Wer nachts knirscht, hat morgens mitunter Probleme mit den Kiefergele­nken.
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FOTO: PRODENTE Patienten, die nachts knirschen, können sich vom Zahnarzt eine Schiene anpassen lassen. Diese verteilt den Druck und schützt die Zähne.

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