Opel wird Federn lassen
Der neuen Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries steht mit der möglichen Übernahme von Opel eine erste Bewährungsprobe ins Haus. Ihr Treffen mit dem französischen Amtskollegen Michel Sapin am Donnerstag in Paris zeigt, dass die Rüsselsheimer Autobauer auf der Prioritätenliste der Ministerin ganz nach oben gerückt sind. Sich für die gebeutelten Opelaner ins Zeug zu legen, ist eine hehre Aufgabe. Doch Zypries’ Forderungen einer Beschäftigungsgarantie an den OpelStandorten über 2018 hinaus und einer Eigenständigkeit der Marke gehen an der Realität vorbei. Denn Opel ist ein Sanierungsfall. Seit dem Beginn des Jahrtausends hat die Marke mit dem Blitz zusammen mit der britischen Schwester Vauxhall dem Mutterkonzern General Motors ausnahmslos Verluste eingebrockt – in der Summe 14 Milliarden Euro. In scharfem Kontrast fährt der mögliche Opel-Käufer PSA vor: Die Franzosen mit den Marken Peugeot, Citroën und DS gehen mit glänzenden Geschäftszahlen in den Übernahmepoker. 2016 hat PSA seinen Gewinn nahezu verdoppelt.
Schaut man sich Opel auf der einen und PSA auf der anderen Seite an, bleibt vor allem eine Frage offen: Was wollen die Franzosen mit der GMTochter? Kosten sparen ist die wahrscheinlichste Strategie. Im Wettbewerb um künftige Produktionsaufträge sind die deutschen Opel-Standorte wegen ihrer hohen Lohnkosten besonders gefährdet. Dass PSA-Chef Carlos Tavares im Falle einer erfolgreichen Übernahme bis 2018 auf betriebsbedingte Kündigungen bei Opel verzichtet, ist selbstverständlich. Diese Vereinbarungen sind bindend und gelten auch im Fall einer Übernahme. Zugeständnisse darüber hinaus wird sich Tavares nicht abringen lassen. Schwieriger sieht es bei den vereinbarten Investitions- und Produktionsplänen aus. Ob diese auch nach einem Eigentümerwechsel fortbestehen, steht in den Sternen und läuft auf juristische Spitzfindigkeiten hinaus. Ohnehin sind die Chancen einer Einflussnahme durch die deutsche Politik begrenzt: Schließlich verkauft ein US-Konzern Opel an ein französisches Unternehmen.