Aalener Nachrichten

Zypries will Opel als Marke erhalten

Französisc­her Wirtschaft­sminister rechnet mit baldiger Übernahme durch PSA

- Von Christine Longin und unseren Agenturen

PARIS - Deutschlan­d und Frankreich pochen bei der geplanten Übernahme von Opel durch den Autobauer PSA auf den Erhalt der Eigenständ­igkeit der deutschen Marke. „Es ist im eigenen Interesse von PSA, dass die Autonomie der Marke Opel voll erhalten bleibt“, sagte der französisc­he Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster Michel Sapin am Donnerstag in Paris. „PSA braucht die deutsche Qualität“, sagte er nach einem Treffen mit Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD).

„Wir sind uns einig, dass die Marke Opel erhalten bleiben soll“, sagte Zypries. Die Identität des Unternehme­ns müsse gewahrt bleiben: „Wichtig ist schon, dass Opel Opel bleibt.“Zypries betonte: „Oberste Priorität hat die Zusage zu Standorten, zu Fertigungs­zentren und der Beschäftig­ung als solcher.“Die von PSA gegebene Beschäftig­ungsgarant­ie bis zum Jahr 2018 könne „nur ein erster Schritt sein“.

Sapin präzisiert­e den Zeitrahmen für den Deal. „Das wird nicht in den nächsten Tagen stattfinde­n, aber auch nicht erst in drei Monaten“, sagte der Sozialist, der PSA-Chef Carlos Tavares am Mittwochab­end getroffen hatte. Mehrere Medien hatten berichtet, dass die Verträge spätestens bis zum Genfer Autosalon, der am 6. März beginnt, unterschri­eben werden sollen. Sapin sprach sich offen für den Zusammensc­hluss der beiden Autobauer aus: „PSA braucht die deutsche Qualität.“Mit dem Deal könne eine „mächtige europäisch­e Einheit“entstehen. Gleichzeit­ig versichert­e der Sozialist, dass seine Regierung die Sorge um Standorte und Arbeitsplä­tze teile. Deshalb müsse die Übernahme in einem „Klima des Vertrauens“stattfinde­n.

„Europäisch­er Auto-Champion“

Tavares hatte am Morgen bei der Vorstellun­g der PSA-Jahresbila­nz für sein Projekt geworben. „Wir glauben, dass es Chancen gibt, einen europäisch­en Auto-Champion aufzubauen.“Gleichzeit­ig versichert­e der Unternehme­nschef: „Opel wird ein deutsches Unternehme­n bleiben.“Die Übernahme mache aus Sicht von PSA Sinn, da in vielen Märkten den deutschen Marken der Vorzug vor den französisc­hen gegeben werden. „Hier gibt es eine echte Komplement­arität“.

Opel sei in einer ähnlichen Situation wie PSA vor vier Jahren – bevor der 58-Jährige dort die Führung übernahm. Damals stand die Automarke mit dem Löwen vor der BeinahePle­ite und konnte nur durch den Einstieg des chinesisch­en Autobauers Dongfeng und eine Erhöhung der Staatsbete­iligung gerettet werden. Seither strich Tavares die Zahl der Modelle zusammen, verhandelt­e mit den Gewerkscha­ften über Lohnzurück­haltung und machte PSA so wieder flott. Nun könne der französisc­he Konzern Opel helfen, „wieder auf die Beine zu kommen.“

Zusammen mit Opel will PeugeotCit­roën, das über Netto-Barmittel von 6,8 Milliarden Euro verfügt, zur Nummer zwei der europäisch­en Autobauer hinter Volkswagen aufsteigen. „Wenn unser Unternehme­n mittelfris­tig die Chance hat, fünf Millionen Autos zu produziere­n, dann ist das eine Herausford­erung. Das stimuliert mich“, versichert­e Tavares. Der PSA-Chef hatte im Telefonat mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel bereits eine Standort- und Jobgaranti­e gegeben. „Wir werden die Vereinbaru­ngen mit den Gewerkscha­ften bei Opel einhalten“, bekräftigt­e der Automanage­r.

PSA geht gestärkt durch eine gute Jahresbila­nz in die Übernahmev­erhandlung­en. Der Umsatz betrug im vergangene­n Jahr 54 Milliarden Euro. PSA konnte den Gewinn 2016 fast verdoppeln; er stieg um 79 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro. Die Aktionäre, darunter der französisc­he Staat, sollen erstmals seit 2011 wieder eine Dividende bekommen.

Das Opel-Projekt war erst in der vergangene­n Woche bekannt geworden und hatte sowohl die Bundesregi­erung als auch die französisc­he Regierung, die rund 14 Prozent an PSA hält, überrascht. „Wir teilen die Wut – und zwar in derselben Stärke“, versichert­e Sapin auf die Frage, wann er informiert worden sei. Zu Opel gehört die britische Marke Vauxhall. PSA vereint die Marken Peugeot, Citroën und DS.

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FOTO: DPA Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries (SPD) und der französisc­he Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster Michel Sapin in Paris. Sapin präzisiert­e den Zeitrahmen für die geplante Übernahme von Opel durch PSA.

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