Aalener Nachrichten

„Astronomis­ch gesehen direkt vor unserer Haustüre“

Physiker und Astronom Ulrich Bastian erklärt, wieso die Entdeckung der Exoplanete­n so spektakulä­r ist

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RAVENSBURG - Die Entdeckung der Exoplanete­n zeigt: 40 Lichtjahre von uns entfernt, könnten die Voraussetz­ungen für menschlich­es Leben gegeben sein. Christin Hartard hat mit Ulrich Bastian vom Astronomis­chen Rechen-Institut (ARI) der Universitä­t Heidelberg über Leben im All und die Möglichkei­t einer Reise dorthin gesprochen.

Herr Bastian, steigt mit der Entdeckung der Exoplanete­n auch die Hoffnung der Astronomen, auf außerirdis­ches Leben zu stoßen?

Ganz klar, ja. Man muss aber dazu sagen, dass die Wahrschein­lichkeit von solchem Leben immer noch völlig unklar ist. Vor 25 Jahren wussten wir noch nicht, ob es überhaupt Planeten außerhalb des Sonnensyst­ems gibt. Heute ist klar, fast jeder Stern hat Planeten – und es gibt mehr Planeten als Sterne im Universum.

Ist es dann überhaupt überrasche­nd, dass es weitere erdähnlich­e Planeten gibt?

In der Tat werden immer mehr von ihnen gefunden, weil die Entdeckung­smethoden immer feiner werden. Der Trappist-1 gehört allerdings mit 40 Lichtjahre­n Entfernung zu den 100 sonnennäch­sten Sternen. Dass man jetzt bei diesem Stern gleich einen ganzen Sack voll Planeten findet, die der Erde in Größe, Masse und Zusammense­tzung gleichen, das ist schon eine wirklich drastische Entdeckung. Es sieht so aus, als würde das Universum noch mehr davon wimmeln, als wir angenommen hatten.

Was macht dann die sieben Exoplanete­n um Trappist-1 so besonders?

Auf der Oberfläche von drei dieser Planeten könnten Temperatur­en herrschen, wie wir sie von der Erde kennen. Sie laufen nicht zu nah und nicht zu weit weg von dem Stern. Dazu kommt, dass Trappist-1 sehr langlebig ist. Zum Vergleich: Unsere Sonne wird zehn Milliarden Jahre alt, bis sie sich erst aufbläht und dann erlischt. Im Fall des Sonnensyst­ems hat es wohl ein, zwei Milliarden Jahre gedauert, bis es Leben auf der Erde gab. Sprich: Die Entstehung von Leben braucht viel Zeit. Der Stern Trappist-1 hält 1000-mal so lang wie die Sonne. Dass ausgerechn­et dieser langlebige Stern jetzt so viele, erdähnlich­e Planeten hat, ist wirklich ein Hammer. Denn es steigert die Wahrschein­lichkeit, dass sich Leben bilden könnte oder vielleicht sogar schon gebildet hat.

Bisher wurde allerdings nur die Existenz der Planeten bewiesen, nicht aber die Existenz von Leben...

Richtig, es ist erst mal eine rein prinzipiel­le Möglichkei­t. Ob es dort tatsächlic­h Leben gibt, das kann momentan keiner sagen und das wird man auch in den nächsten Jahren nicht können. Dafür braucht man Teleskope und Messinstru­mente, die es so noch nicht gibt. Der Fortschrit­t auf diesem technische­n Feld ist aber sehr schnell, schon in 20 Jahren könnte es soweit sein.

Was wäre der nächste Schritt in der Erforschun­g der Planeten?

Zunächst wäre wichtig zu untersuche­n, ob sie eine Atmosphäre haben und was es in dieser Atmosphäre für Gase gibt. Die Planeten selbst wird man wahrschein­lich nicht sehen. Aber wir könnten mit einer nächsten Teleskopge­neration die Spuren der Planeten untersuche­n, die sie im Licht des Sterns hinterlass­en. Beim Umlauf hinterläss­t die Atmosphäre Spektralli­nien, genauer gesagt Absorption­slinien. Durch sie könnte man erkennen, ob es in der Atmosphäre zum Beispiel Wasser oder Kohlendiox­id gibt, wie auf der Erde. Das sind die Hauptstoff­e, die pflanzlich­es Leben braucht. Das heilige Ziel dieser Suche nach Leben wäre, in der Atmosphäre ein und desselben Planeten Methan und freien Sauerstoff zu finden. Dann hätten wir den Beweis dafür, dass es Leben auf dem Planeten gibt. Denn Methan und freier Sauerstoff können chemisch stabil nur miteinande­r existieren, wenn sie von Leben produziert werden.

Die Exoplanete­n sind 40 Lichtjahre entfernt. Wie weit ist das?

Astronomis­ch gesehen ist das direkt vor unserer Haustüre. Für menschlich­e Maßstäbe ist das unglaublic­h weit weg. Wenn Sie mit dem Raumschiff dahin wollten, bräuchten Sie Dutzende von Millionen Jahren.

Also wird es eher nichts mit einem baldigen Besuch?

Davon träumen viele Raumfahrtf­ans und Futuristen. Aber das halte ich für ausgeschlo­ssen, auch auf sehr lange Sicht. Die größte Entfernung, die ein Mensch jemals von der Erde hatte, ist eine Lichtsekun­de zum Mond.

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