Rechte Pöbler attackieren Büttenredner
MAINZ (dpa/sz) - Aufregung in der Mainzer Fastnachtsszene: Mehrere Büttenredner berichten nach kritischen Bemerkungen über Rechtspopulisten von heftigen Beschimpfungen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Diese Angriffe aus dem Hinterhalt seien eine Zumutung, sagt Lars Reichow. Er bekomme zahlreiche E-Mails, in denen er bezichtigt werde, im Dienste der etablierten Parteien wie SPD und CDU zu stehen, gar von Bundeskanzlerin Angela Merkel finanziert zu sein. „Sie sind Staatskabarettist, von Merkel bezahlt“, sei geschrieben worden. Er sei für den „Untergang Deutschlands“mitverantwortlich. Reichow tritt heute wieder in der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“auf (20.15 Uhr/ARD) – als „Anchorman der Fastnachtsthemen im Elften“.
Reichow sagt, dass er immer wieder 20- bis 30-seitige Faxe erhalten habe, die offensichtlich dazu dienen sollten, sein Faxgerät zu blockieren. Absender hätten geschrieben, sie gehörten der AfD an. Reichow vermutet unter ihnen „alte, zornige Menschen“. Die Angreifer trauten sich nicht, die Beschimpfungen offen auszusprechen. Keiner von diesen traue sich in die Bütt.
Auch Andreas Schmitt, langjähriger „Obermessdiener“und zudem Sitzungspräsident bei „Mainz bleibt Mainz“, sowie Hans-Peter Betz alias „Guddi Gutenberg“haben nach Berichten des SWR und der „Allgemeinen Zeitung“ähnliche Erfahrungen wie Reichow gemacht. Betz sagt, ihm sei vieldeutig angekündigt worden: „Wir beobachten Sie.“
Der Präsident des Mainzer Carneval-Vereins (MCV), Reinhard Urban, verspricht den angegriffenen Büttenrednern Unterstützung: „Der Narr muss die Gelegenheit haben, Wahrheiten zu sagen, ohne beleidigt zu werden“, sagt er am Rand der Präsentation der MCV-Motivwagen, darunter auch ein „Wut-Zwergenaufstand“mit Parolen wie „Das Beet ist voll“oder „Gegen fremde Blumen in meinem Garten“.
Reichow will sich nicht einschüchtern lassen. Er möchte nicht in Angst leben oder sich gar einen Leibwächter zulegen. Und er ist entschlossen, sich nicht zum Schweigen bringen zu lassen – mit Kritik an allem, was ihn politisch ärgere: „Ich werde nicht aufhören.“