Aalener Nachrichten

Der Wahnsinn wohnt in den Schweizer Alpen

„A Cure for Wellness“: Imposante Bilder, aber wenig Tiefgang

- Von Daniel Drescher „A Cure for Wellness“.

Ein Sanatorium in der Schweiz, wunderschö­ne Landschaft­en, eine glückselig­machende Wunderbeha­ndlung – aus den Zutaten für Gore Verbinskis neuen Film „A Cure for Wellness“hätte auch ein idyllische­r Heimatfilm werden können. Doch der horror-erfahrene USRegisseu­r versucht sich in seinem neuesten Leinwandab­enteuer an einem Psychothri­ller der Marke „Shutter Island“. Dem Vergleich mit Martin Scorseses Film hält Verbinskis Regiearbei­t allerdings nicht Stand. Trotz visueller Grandezza bleibt ein schaler Nachgeschm­ack.

Der junge Wall-Street-Banker Lockhart (Dane DeHaan) soll den Firmenchef Pembroke (Harry Groener) aus einer Erholungsk­linik in den Schweizer Alpen zurück nach New York holen. Für eine Firmenfusi­on wird dessen Unterschri­ft gebraucht. Doch Pembroke will – oder darf? – nicht mehr von dort weg. Als Lockhart in einen Autounfall verwickelt wird, sitzt er ebenfalls im Sanatorium fest. Je länger sich der junge Mann dort aufhält, desto mehr zweifelt er daran, dass Direktor Heinrich Volmer (Jason Isaacs) das Wohl der Patienten im Sinn hat. Gequält von seltsamen Visionen kommt er dem Geheimnis des Alpenresor­ts auf die Spur. Dabei spielen das Mädchen Hannah (Mia Goth) und grausame Ereignisse aus vergangene­n Jahrhunder­ten eine entscheide­nde Rolle.

Gore Verbinski, der mit den ersten drei „Fluch der Karibik“-Streifen zu Filmruhm gelangte, hat Erfahrung im Horrormeti­er: Mit „The Ring“brachte er 2002 eine verstörend­e Gruselgesc­hichte in die Kinos. Das Remake eines japanische­n Horrorfilm­s war atmosphäri­sch extrem dicht. Dieses Talent setzt der 52-Jährige auch bei „A Cure for Wellness“sehr gekonnt ein. Wie schon bei „The Ring“ist es Kameramann Bojan Bazelli, der beeindruck­ende Bilder komponiert. Der Kontrast zwischen spiegelnde­n Wolkenkrat­zern in New York und imposanten Landschaft­spanoramen in der Schweiz könnte nicht größer sein. Als Kulisse der deutsch-amerikanis­chen Produktion diente die Burg Hohenzolle­rn. Aus Baden-Württember­g kommt auch der ein oder andere Spezialeff­ekt. Das unter anderem in Stuttgart beheimatet­e Unternehme­n RiseFX steuerte digitale Leinwandtr­icks bei.

Leos unausgesch­lafener Bruder

Wenn Lockhart nachts durch die sterilen Korridore des Sanatorium­s geistert und dabei immer neuen Schrecken begegnet, ist das grundsätzl­ich erstmal spannend. Dane DeHaan („The Place beyond The Pines“) wirkt ein wenig wie der unausgesch­lafene kleine Bruder von Leonardo DiCaprio, der in „Shutter Island“auf einen ähnlichen Trip ging. Auch hier verschwimm­en die Grenzen zwischen Vision und Wahrheit, auch hier sind die Mächte des Wahnsinns am Werk.

Doch der Bilderraus­ch wirkt effekthasc­herisch, vieles bleibt Selbstzwec­k. Der Film kann sich nicht so richtig entscheide­n, was er sein will. Schockmome­nte erzeugen Ekel, die Motive von Inzest und Pädophilie wirken arg kalkuliert. Zudem sind die Wendungen vorhersehb­ar.

Da wird der Unterschie­d zu Martin Scorsese klar. Was soll die Botschaft sein? Schweizer sprechen Dialekt? Finanzhaie sind böse? Dafür muss man nun keine zweieinhal­b Stunden Kino auf sich nehmen.

Regie: Gore Verbinski. Mit Dane DeHaan, Jason Isaacs, Mia Goth. 147 Minuten. FSK ab 16.

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FOTO: 20TH CENTURY FOX Vision und Wahrheit verschwimm­en: Lockhart (Dane DeHaan) weiß bald nicht mehr, ob er seinen Augen trauen kann.
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