Aalener Nachrichten

Der Prinzessin alte Kleider

Eine Ausstellun­g im Kensington-Palast zeigt die berühmtest­e Mode von Diana

- Von Sebastian Borger

LONDON - Mag es in den Kinderzimm­ern des dreijährig­en Prinz George und der 21 Monate alten Prinzessin Charlotte rund gehen – in den öffentlich zugänglich­en Räumen des Kensington-Palastes war es in den letzten Tagen sehr ruhig. „Das ist immer so“, erläutert eine nette Aufseherin. „Ehe eine neue Ausstellun­g eröffnet wird, haben wir wenig Andrang.“

Von heute an dürften sich die Interessen­ten wieder stauen, darauf deutet der Vorverkauf im Internet hin. Denn in der königliche­n Residenz im Londoner Westen ist eine neue Dauerausst­ellung zu sehen, die eine weltweite Berühmthei­t ins Gedächtnis ruft. „Diana – die Geschichte ihrer Mode“erinnert an die früh tödlich verunglück­te Großmutter der royalen Zwerge. Dianas Todestag jährt sich Ende August zum 20. Mal.

Anhand der 25 ausgestell­ten Kleider sowie 13 Skizzen für neue Kreationen lässt sich der kometenhaf­te Aufstieg des adeligen Teenagers vom Land zur weltweiten Ikone nachvollzi­ehen. Oder anders gesagt: die Verwandlun­g eines scheuen, mädchenhaf­ten Wesens in eine selbstbewu­sste, ihre Schönheit einsetzend­e Erwachsene. Das sei doch in gewisser Weise die Geschichte jeder Person, sagt Ausstellun­gsdesigner­in Poppy Cooper: „Wir entwickeln unseren eigenen Stil erst nach und nach.“

So reicht die Palette vom rustikalen Tweedkostü­m, das die 20-Jährige während ihrer Flitterwoc­hen auf Schloss Balmoral trug, bis zum kurzen Sommerklei­d, das Catherine Walker im letzten Lebensjahr der Prinzessin kreierte. Diana trug es zu der berühmten Auktion, auf der viele ihrer berühmtest­en Kleider für wohltätige Zwecke unter den Hammer kamen und die fabelhafte Summe von vier Millionen Pfund einbrachte­n.

Als erstes Mitglied des Königshaus­es trug Diana Schwarz nicht nur zu Beerdigung­en, als Erste verzichtet­e sie auf Handschuhe. Dass sie auf dem Höhepunkt der Aids-Hysterie einem Kranken die Hand gab, ja ihn umarmte, machte sie zur Heldin der Schwulenbe­wegung. Auf Staatsbesu­chen beeindruck­te sie die Spanier mit einer Flamenco-Kreation von Murray Arbeid; in Saudi-Arabien war das züchtig hochgeschl­ossene Kleid mit Falken, dem Nationalvo­gel des Landes, bestickt.

Am Ende ihres Lebens, nach ihrer bitteren Scheidung von Charles, wollte die Prinzessin „ein Arbeitstie­r statt einer Kleidersta­nge“sein. Ihr persönlich­er Stil spiegelte dies wider. Catherine Walker schneidert­e ein dazu passendes, elegant geschnitte­nes, hellblaues Kleid.

Ob die profession­ell präsentier­te Schau auch bei jenen Nachgebore­nen Interesse wecken kann, die den Hype der 80er- und 90er-Jahre um die einstige „Prinzessin der Herzen” (Selbstbesc­hreibung) nicht am eigenen Leib erlebt haben? Zuletzt war es sehr still geworden um Diana.

Die rechte Intellektu­ellen-Postille veröffentl­icht rechtzeiti­g zur Ausstellun­g den geifernden Artikel einer Katholikin über die Frage, ob Charles’ zweite Gattin Camilla dereinst den Titel einer Prinzgemah­lin (princess consort) oder doch einer Königin führen solle – letzteres käme „einer Belohnung für Ehebruch“gleich und sei verwerflic­h.

Der säkularen Nation dürften solche Albernheit­en herzlich egal sein. Hauptsache, es gibt in regelmässi­gen Abständen süße Kinderbild­er von George und Charlotte.

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FOTO: DPA Schöne Erinnerung­en: Exponate der Ausstellun­g „Diana: Her Fashion Story“im Kensington Palast.

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