Schubart-Literaturpreis 2017 geht an Saša Stanišic
Der Autor erhält den Preis für seinen Erzählband „Fallensteller“– Förderpreis für Isabelle Lehn
AALEN (an) - Der Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen geht an Saša Stanišic. Der in Hamburg lebende Autor wird für seinen Erzählband „Fallensteller“ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15 000 Euro dotiert. Isabelle Lehn erhält den von der Kreissparkasse Ostalb mitgetragenen Förderpreis für ihr Romandebüt „Binde zwei Vögel zusammen“.
„Fallensteller“heißt das Buch von Saša Stanišic. Zu seinem doppelbödigen Wesen zählt, dass es eigentlich beides ist, Falle und Fang. Es legt für den Leser Köder aus, um ihn zu verführen. Gleichzeitig ist es eine bunte Sammlung für alles, was dem Autor ins Netz gegangen ist: Prosaminiaturen, Tagesreste aus dem Leben eines Schriftstellers, manches hätte ein Roman werden können. In seiner kunstvollen Prosa erläutert Stanišic die Welt, ohne den Blick von ihren Abgründen abzuwenden. Seine Sprache schwebt in schöner Leichtigkeit mit einem Strom der Erinnerung an gegenwärtige und vergangene Katastrophen.
Der jugoslawische Bürgerkrieg hat den 1978 in Bosnien geborenen Autor einst nach Deutschland verschlagen, sein fulminantes Debüt „Wie der Soldat das Grammofon repariert“war davon geprägt. Acht Jahre später folgte sein zweiter Roman „Vor dem Fest“über die eigenartigen Bräuche des märkischen Dorfes Fürstenfelde. Stanišic ist die Galionsfigur einer jungen deutschen Literatur, die sich aus fremden Quellen speist.
Erschreckend und packend
Seit 2011 steht dem Hauptpreis ein mit 5000 Euro dotierter Förderpreis zur Seite. Oberbürgermeister Thilo Rentschler wird den Preis gemeinsam mit dem Vorstand der Kreissparkasse Ostalb an Isabelle Lehn für ihren Debütroman „Binde zwei Vögel zusammen“überreichen. Ebenfalls einstimmig hat sich die Jury für die Autorin entschieden.
In erschreckender und packender Weise beschreibt die 1979 in Bonn geborene Autorin, wie ein arbeitsloser Akademiker in ein simuliertes Kriegsspiel gerät und aus dieser Rolle nicht mehr herausfindet. Isabelle Lehn zeigt beeindruckend, wie schnell sich die Wahrnehmung und damit der Blick auf die Realität verändern kann. Lehn lebt in Leipzig und studierte Rhetorik, Ethnologie und Erziehungswissenschaft in Tübingen und Leicester. Am Deutschen Literaturinstitut Leipzig absolvierte Lehn ein Studium und forscht dort zur Ausbildung von Schriftstellern in der DDR.
„Literaturpreise sind ein wichtiges Zeichen einer freiheitlichen und weltoffenen Gesellschaft“, stellt Oberbürgermeister Thilo Rentschler in seinem Dank an die Jury und den Gemeinderat der Stadt Aalen fest. „Ich freue mich besonders, dass seit 2015 zusätzlich der Schubart-Abiturpreis geschaffen wurde, um gerade die jüngeren Menschen an die Literatur heranzuführen.“Die Stadt verleiht den Preis seit 1956 in zweijährigem Turnus. Die werden am Samstag, 22. April, um 19 Uhr in der Aalener Stadthalle überreicht. Dazu ist die Bevölkerung eingeladen. Am Sonntag, 23. April, findet ebenfalls in der Stadthalle um 11 Uhr eine Lesung mit den beiden Preisträgern statt. Die Laudationes für Saša Stanišic und Isabelle Lehn werden die beiden Jurymitglieder Stefan Kister, Literaturredakteur der Stuttgarter Zeitung, und die Literaturexpertin Verena Auffermann aus Berlin halten. Weitere Infos gibt es unter www.aalen.de/schubart-literaturpreis