Aalener Nachrichten

Lieber Nofretete als Käthe

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Wir lieben Frankreich. Das Essen, den Wein, die Literatur. Aber vor allem natürlich dieses Lebensgefü­hl, das früher von einem Gauloises rauchenden 2CV-Fahrer mit Baguette unterm Arm symbolisie­rt wurde.

Das Magazin „Stern“hat jetzt von einem Fall berichtet, der zur Frage Anlass gibt, ob unseren Nachbarn langsam die spielerisc­he Selbstsich­erheit abhandenko­mmt. Es geht dabei um etwas, das den Franzosen noch viel wichtiger ist als alle Politik: das Essen. Der distinguie­rte Gourmet orientiert sich gewöhnlich am Guide Michelin. Wenn ein Restaurant für gut befunden und empfohlen wird, pilgern die Feinschmec­ker dorthin, dass es eine Art hat.

Jetzt haben aber irgendwelc­he Hilfskräft­e in der Guide-MichelinRe­daktion fürchterli­ch danebengeh­auen. Sie haben nämlich ein Etablissem­ent, das einer Frittenbud­e gleichkomm­t, dekoriert. Das alles geschah nur, weil es zwei Restaurant­s mit dem schönen Namen „Le Bouche à Oreille“gibt, was so viel heißt wie „Mundpropag­anda“. In Deutschlan­d heißen solche Etablissem­ents „Käthes Nachbarsch­aftseck“, und man weiß, was einen erwartet. Nicht so in Frankreich, wo der Name keinen Rückschlus­s auf die Qualität zulässt. Die Frittenbud­e hat ein gigantisch­es Umsatzplus verzeichne­t, zumindest für wenige Tage, bis der Irrtum aufgedeckt wurde. Die Köchin in jenem „Le Bouche à Oreille“heißt übrigens Penelope Salmon, was unter Zuhilfenah­me des Englischen mit Nofretete Lachsfilet übersetzt werden könnte. Wir würden allein deshalb lieber dort als in „Käthes Nachbarsch­aftseck“einkehren. (pla.)

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FOTO: DPA Auf zu Nofretete, sagte der Franzose.

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