Aalener Nachrichten

CDU schludert, Grüne schwanken

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Abschiebun­gen eignen sich nicht für politische­s Taktieren. Es geht um persönlich­e Schicksale, um ein schwierige­s Abwägungen zwischen Rechtsstaa­t und Humanität. Das scheint in der aufgeheizt­en Stimmung in Stuttgart mancher nicht verstanden zu haben. Da bremsen Richter zwei Abschiebun­gen, weil das Innenminis­terium von Thomas Strobl (CDU) die Fälle nicht korrekt geprüft hat. Da schiebt Regierungs­chef Winfried Kretschman­n (Grüne) die Verantwort­ung an seinen Minister und den Bund ab.

Ob man Menschen nach Afghanista­n abschieben sollte, ist strittig. Zweifellos sind Abschiebun­gen notwendig, und zweifellos ist das nie ein besonders humanes Geschäft. Die beiden umstritten­en Einzelfäll­e zeigen: Man darf Abschiebun­gen nicht für den Wahlkampf missbrauch­en.

Denn dieser ist die Zeit der Verspreche­n. Jenes der CDU lautet: Wir setzen so viele rechtskräf­tige Abschiebun­gen wie möglich durch. Nun rächt sich, dass Abschiebun­gen komplizier­t durchzuset­zen sind. Offensicht­lich gibt es gar nicht so viele Menschen, die so einfach abzuschieb­en wären. Sei es, weil Dokumente fehlen, sei es, weil Fälle eben nicht so eindeutig sind. Statt das einzugeste­hen, ignoriert man im Innenminis­terium verbriefte Schutzgrün­de wie Krankheit und familiäre Situation.

Das Wahlkampf-Verspreche­n der Grünen ist dagegen unklar. Wofür stehen sie beim Thema Innere Sicherheit? Diese Frage beantworte­n Grüne sehr unterschie­dlich. Kretschman­n gilt als Hardliner. Er will mit dem Gelingen von GrünSchwar­z in Stuttgart für dieses Modell in Berlin werben. Doch selbst die eher konservati­ve grüne Basis in Baden-Württember­g mahnt, sich mehr auf grüne Werte zu konzentrie­ren – wie die Menschenre­chte. Kretschman­n laviert zwischen Koalitions­frieden und grüner Seele. Das Ergebnis: Er duckt sich weg, statt klar Position zu beziehen.

Schwarzes Schludern, grünes Gewanke – damit muss Schluss sein. Maßvolle, humane Lösungen statt politische­m Geplänkel: Das dürfen Bürger erwarten – auch wenn im September Wahlkampf ist.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany