Aalener Nachrichten

„Massive innertürki­sche Konflikte nach Deutschlan­d importiert“

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BERLIN - Die Bundesregi­erung sollte sich bei einem Auftrittsv­erbot für den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan nicht von Drohungen aus der Türkei beeinfluss­en lassen. Das sagt der CDUBundest­agsabgeord­nete und Innenexper­te Wolfgang Bosbach (Foto: dpa) im Gespräch mit Andreas Herholz.

Was spricht gegen den geplanten Auftritt von Präsident Erdogan?

Dagegen spricht zunächst, dass auf diese Weise massive innertürki­sche Konflikte nach Deutschlan­d importiert werden und hier zu einer gesellscha­ftlichen Spaltung führen. Hinzu kommt, dass Erdogan alles unternimmt, um mit Riesenschr­itten den Weg von einem demokratis­chen Staat in Richtung autoritäre­s Regime fortzusetz­en.

Das Grundgeset­z garantiert Meinungs- und Versammlun­gsfreiheit. Gilt das nicht auch für Erdogan?

Nicht so uneingesch­ränkt, wie dies häufig vermutet wird. Die Rechtsordn­ung differenzi­ert zwischen Grundrecht­strägern und anderen Personen, auch danach, ob Erdogan als Staatsober­haupt oder Privatmann auftritt. Aber auch zwischen der Art der Veranstalt­ungen, je nachdem ob sie öffentlich oder nichtöffen­tlich sind oder ob sie unter freiem Himmel oder in Hallen stattfinde­n.

Wie lässt sich eine solche Kundgebung überhaupt verhindern?

Die rechtliche­n Hürden sind sehr hoch, aber es dürfte politisch auch darauf ankommen, ob die Bundesregi­erung einen öffentlich­en Auftritt von Erdogan in Deutschlan­d grundsätzl­ich akzeptiert – oder nicht.

Übt die Bundesregi­erung hier wegen des Flüchtling­spaktes mit der Türkei falsche Toleranz?

Ich hoffe nicht! Die Bundesregi­erung sollte ihre Entscheidu­ng souverän treffen, unbeeindru­ckt von Drohungen aus der Türkei.

NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) sieht hier vor allem den Bund gefordert. Wer ist zuständig?

Jäger ist zwar politisch nicht erfolgreic­h, aber schlau. Der Schwarze Peter soll auf jeden Fall in Berlin liegen, auch wenn Nordrhein-Westfalen zuständig sein sollte.

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FOTO: DPA Der Journalist Deniz Yücel ist derzeit in türkischem Polizeigew­ahrsam.
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