Stadler bleibt vorerst Audi-Chef
Aufsichtsrat spricht 53-Jährigen trotz der Belastungen aus der Abgas-Affäre das Vertrauen aus
INGOLSTADT/MÜNCHEN (rm) Vorläufige Entwarnung für den AudiVorstandsvorsitzenden Rupert Stadler. Der Aufsichtsrat der VW-Tochter sprach dem 53-jährigen Teilkonzernchef am Freitag sein Vertrauen aus. Die gegen Stadler erhobenen Vorwürfe seien nach einer juristischen Überprüfung „nicht zutreffend“.
Die Erklärung hielt man für notwendig, nachdem am vergangenen Donnerstag bei einem Arbeitsgerichtsprozess in Heilbronn erneut der Verdacht aufgekommen war, Stadler hätte von den Abgasmanipulationen bei Dieselmotoren schon frühzeitig gewusst und nicht erst nach Veröffentlichung des Skandals im September 2015.
Kläger in dem Arbeitsgerichtsprozess ist der ehemalige Leiter der Dieselmotoren-Entwicklung bei Audi, Ulrich Weiß. Der Manager mit einem Jahresgehalt von zuletzt 458 000 Euro wurde wegen der Schummeleien mit Diesel-Abgaswerten im November 2015 beurlaubt und wenige Tage vor der mündlichen Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Heilbronn fristlos entlassen. Begründung: Weiß habe den Audi-Vorstand nicht über die Manipulationen informiert und selbst Daten vernichtet oder dies angewiesen.
Anweisung zum Schummeln?
Weiß legte dem Arbeitsgericht Unterlagen vor, die beweisen sollen, dass Stadler schon 2012 von den Diesel-Manipulationen gewusst haben soll. Die Entscheidung zu schummeln, sei unter anderem mit Stadler abgesprochen gewesen, ferner mit dem Ex-Vorstand Ulrich Hackenberg sowie den führenden Managern Werner Zimmermann und Michael Neumayer.
Das klang schwerwiegend, beeindruckte den Audi-Aufsichtsrat aber nicht. Die dem Arbeitsgericht vorgelegten Dokumente seien „seit einiger Zeit bekannt und belegten die Vorwürfe nicht“, erklärte der Audi-Aufsichtsrat. Gemutmaßt wird, dass vor allem Aufsichtsratsvorsitzender Hans Dieter Pötsch eine schützende Hand über den seit 2007 amtierenden Audi-Chef gehalten habe.