Aalener Nachrichten

„Gegenseiti­ge Abhängigke­it ist enorm“

Eric Schweitzer warnt vor den negativen Folgen von Importzöll­en in den USA

- Von Jasmin Amend

AALEN - Die Europäisch­e Union und die USA sind wirtschaft­lich aufeinande­r angewiesen. Stärkere Importzöll­e in den Vereinigte­n Staaten würden deshalb nicht nur der deutschen Wirtschaft enorm schaden. Auch die USA würde darunter leiden. Diese Meinung hat Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags in Berlin, bei einem Pressegesp­räch am Freitag in Heidenheim vertreten. Er war einer der Ehrengäste bei der Jubiläumsf­eier zu 150 Jahren IHK Ostwürttem­berg im CongressCe­ntrum.

Schweitzer ist mit der Region verbunden, denn er sitzt seit 1. Januar im Stiftungsr­at von Carl Zeiss. Er lobte die „starke industriep­olitische Bedeutung“der Region mit großen Firmen wie Carl Zeiss, Voith und Palm, nicht nur für Baden-Württember­g, sondern für ganz Deutschlan­d.

USA: Wichtigste­r Importpart­ner

Schließlic­h fürte Schweitzer aus, der Freihandel habe eine große Bedeutung für Deutschlan­d: Jeder vierte Arbeitspla­tz, also zehn Millionen Arbeitsplä­tze, hingen vom Export ab. „Es gibt kein Land der Welt, dessen Wohlstand so abhängig von seiner industriel­len Basis und vom Export ist“, sagte Schweitzer. Auch in Ostwürttem­berg seien 54 Prozent aller Unternehme­n im Export tätig.

Die Vereinigte­n Staaten seien der wichtigste Exportpart­ner überhaupt: Jährlich exportiert Deutschlan­d Produkte im Wert von 110 Milliarden Euro in die USA, 22 Milliarden davon kommen alleine aus Baden-Württember­g.

„Abhängigke­it ist enorm“

Würden die USA nun, wie von Präsident Donald Trump angekündig­t, saftige Importsteu­ern verlangen, hätte das laut Schweitzer auch erhebliche Auswirkung­en auf Arbeitsplä­tze in den USA, ganz nach dem Prinzip: Aktion – Reaktion. Schweitzer deutete die Beispiele an: Der größte Autoexport­eur der USA ist BMW. Insgesamt schaffen deutsche Unternehme­n in den USA 600 000 Arbeitsplä­tze. Und viele Betriebe in Deutschlan­d beziehen ihre Vorprodukt­e in den USA. Europa wiederum ist ein wichtiger Kunde der USA, vor allem in der Pharma- und der Flugzeugin­dustrie. „Die Abhängigke­it im weltweiten Handel ist enorm“, schloss Schweitzer.

Höhere Zölle würden zudem zu erhebliche­n Zerwürfnis­sen innerhalb der USA führen. „Alle Produkte, die in die USA importiert werden, würden dort teurer.“Um dies zu verhindern, rät Schweitzer, weiter mit der US-Regierung das Gespräch zu suchen, um diese gegenseiti­ge Abhängigke­it deutlich zu machen.

Gleichzeit­ig müsste den Menschen wieder bewusst werden, welch große Bedeutung ein gemeinsame­s Europa hat. Denn nur innerhalb der EU würde die Bundesrepu­blik als relevanter Verhandlun­gspartner für Abkommen gesehen, nur gemeinsam könne man beim Wachstum der Welt Schritt halten.

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Im CongressCe­ntrum in Heidenheim hat Eric Schweitzer darüber gesprochen, wie wichtig freier Handel für die EU ist. Hinter ihm steht die Moderatori­n des Abends, Hendrike Brenninkme­yer.

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