Stürmischer Gumpendonnerstag in Ellwangen
Tausende feiern trotz Regen und Windböen ausgelassen Straßenfasching
ELLWANGEN -„Ganz oder gar nicht, gehen oder bleiben, ganz oder gar nicht, du musst dich entscheiden“, dröhnt es vom närrischen Knotenpunkt Fuchseck. Nicht nur Wolfgang Petry lässt sich nicht unterkriegen an diesem stürmischen Gumpendonnerstag in Ellwangen. Auch Tausende ausgelassen feiernde sexy Ladies sind gekommen, um zu bleiben. In der Luft liegen Frühling und Orkantief Thomas. Egon der 15. hält stolz die Wacht und Windböen tapfer stand. Wetterfest zu sein, schadet nicht, aber das sind echte Närrinnen und Narren sowieso.
Was im Rheinland Weiberfastnacht ist, ist hierzulande Gumpendonnerstag: viva Colonia, viva Ellwangen. De Dom bliev in Kölle, wir haben die Basilika. In den Kneipen steppen nicht nur Bär und Löwensenf-Mann, sondern auch Braut und Bräutigam, Kühe, Struwwelpeter und ein baumlanger Engel mit Heiligenschein. Plüsch und Grizzly sind out, es ist zu warm. Einhörner sind angesagt. Eine fidele Unicorn-Gruppe aus Röhlingen trifft sich am Fuchseck.
Kostüme sind selbst gemacht
Überhaupt ist Realeg stark vertreten. Im Rondell bei Asmas Punto freuen sich die Röhlinger Liashang Grabsler auf eine lange Nacht: „Wir sind seit zwei Jahren zusammen und machen unsere Kostüme selbst“, sagen Marlene Graber, Julia Sekler, Nina Betzler und die anderen. „In diesem Jahr sind wir als Fantasien des Waldes unterwegs.“Wald macht was her. Auch die hübschen Rehkitze in Hellbraun mit obligatorischen weißen Tupfen und Blütenkränzen im Haar können sich sehen lassen.
Vom Marktplatz nähern sich drei stilecht berockte Schotten und ein quietschvergnügtes schnurrbärtiges Quartett in klassischem SchwarzWeiß. Katzen? „Nein, wir sind Stinktiere aus Schrezheim“, lachen Nadine und Carina. „Wir sind 15, die anderen kommen noch.“Am Fuchseck singen alle „Komm hol das Lasso raus“lautstark mit. Der Song ist wie gemacht für Indianerinnen, die mitsamt Cowgirl unterwegs sind und für den Kostümwettbewerb den wallenden Federschmuck in Form ziehen: „Wir sind Freundinnen und treffen uns jedes Jahr am Gumpendonnerstag in Ellwangen.“
In der rappelvollen Grünen Stube im Roten Ochsen sorgen zarte Inderinnen aus Rindelbach im Sari für exotisches Flair. Für Glitzer haben sich die Speedy Girls aus Rattstadt entschieden. Vier fantasievoll kostümierte Eisheilige aus Crailsheim strahlen um die Wette: „Ich bin die kalte Sophie“, lacht eine. „Einen kalten Hund haben wir auch dabei.“Meint sie den Kekskuchen aus Kindertagen? Egal, dieses Outfit ist Spitze.
„Tausendmal berührt“, schallt es durch die Gassen. An klatschnassen Berührungen ist kein Mangel, es regnet in Strömen, Tief Thomas dreht auf und mit ihm die Narren. Die Jagsttal Gullys ziehen mit Tschingderassabum durch die Pfarrgasse, verstummen schließlich und flüchten ins Stadtcafé. In der Ferne verschwimmen die leuchtenden Fackeln von drei grasgrünen Freiheitsstatuen. Hoffentlich kein böses Omen. Doch daran denkt in dieser närrischen Nacht niemand. Narri Narro, Alaaf und Helau. Ein vom Straßenfasching finden Sie unter www.ipf-und-jagstzeitung.de/gumpendonnerstag-ell