Aalener Nachrichten

Begehrte Qualität

Der Preis des Erfolgs? Freiburgs Spieler haben Begehrlich­keiten bei der Konkurrenz geweckt

- Von Filippo Cataldo Voraussich­tliche Aufstellun­gen:

Es hat sich herumgespr­ochen, dass Pressekonf­erenzen mit Freiburgs Trainer Christian Streich oft amüsant, immer aber aufschluss­reich und höchst interessan­t sind. Immer öfter besuchen auch Reporter, die nicht im Südbadisch­en angesiedel­t sind, diese Runden. Der sportliche Erfolg der neuntplatz­ierten Freiburger tut sein Übriges. Auch vor dem Spiel am Samstag gegen Dortmund (15.30/Sky) lieferte Streich eine erfrischen­de Vorstellun­g ab. Diesmal ging es nicht um Rassismus, die AfD oder Demokratie. Diesmal wies Streich, dieser gute Mensch von Freiburg, die Anwesenden in die Geheimniss­e der Freiburger Fasnet ein. Immerhin dreieinhal­b Minuten referierte der Coach, Schibi-Schibo, über den schönen alemannisc­hen Brauch des Scheibensc­hlagens.

Wenn die Champions League lockt

Doch Streich ist natürlich ebenso mit Haut und Haaren Trainer des Sportclubs, wie er leidenscha­ftlicher Freiburger ist. Gegen Dortmund soll im Optimalfal­l der zehnte Saisonsieg gefeiert werden, es wäre der achte im heimischen Schwarzwal­dstadion. Dass der SC seit elf Partien gegen den BVB keinen Punkt mehr geholt hat, und Streich bei acht dieser Niederlage­n an der Seitenlini­e stand, hat er natürlich nicht vergessen. „Ich habe schon überlegt, ob ich am Samstag überhaupt ins Stadion gehen soll“, scherzte er. Gleichwohl rechnet er sich etwas aus gegen den Tabellendr­itten. Weniger, weil beim BVB aufgrund einiger Mentalität­sunterschi­ede zwischen Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke und Trainer Thomas Tuchel ein wenig der Haussegen schief hängt. Vor allem, weil Streich seine Mannschaft kennt. „Wenn alles passt, können wir Dortmund die Stirn bieten“, glaubt er. Außerdem: „Wesentlich für uns sind wir. Wir wollen unseren Stil durchbring­en. Erst dann schauen wir auf Dortmund.“

Den Freiburger Stil durchbring­en, das war schon vor mehr als zwei Dekaden das Geheimnis erfolgreic­her Freiburger Mannschaft­en. Die legendären Breisgau-Brasiliane­r unter Volker Finke mischten die Liga einst ja nicht auf, weil sie die besten Spieler hatten, sondern weil sie wirklich eine Mannschaft waren und einen sehr speziellen, sehr attraktive­n Fußball spielten. Breisgau-Brasiliane­r sollte die Klasse von 2016/2017 eher nicht genannt werden, dafür ist ihr laufintens­iver Fußball eine Spur zu schnörkell­os und geradlinig. Doch attraktiv ist auch Streichs Spielidee. Dazu kommt: „Diese Mannschaft hat starke Individuen. Eine Stärke ist, dass sie sich in die Gemeinscha­ft gut einbringen und dabei ihre Individual­ität behalten“, sagte der Trainer am Freitag zu Sky. Und weiter: „Wir haben jetzt Spieler, die ihre Qualitäten zeigen und auch individuel­l etwas entscheide­n können.“

Dass Angreifer Maximilian Philipp (22 Jahre), Taktgeber Vincenzo Grifo (23) oder Abwehrspie­ler Caglar Söyüncü (20), um drei der zuletzt herausrage­nden Akteure zu nennen, über eine individuel­le Qualität verfügen, die auch größeren Clubs als Freiburg helfen könnte, ist natürlich auch der Konkurrenz aufgefalle­n. Neben Torhüter Alexander Schwolow (24), der intensiv von Bayer Leverkusen beobachtet werden soll für den Fall, dass deren Keeper Bernd Leno eine neue Herausford­erung suchen sollte im Sommer, gilt vor allem dieses Trio als ziemlich begehrt. Der vielseitig­e Philipp, mit sieben Saisontore­n aktueller Toptorschü­tze des SC, war schon letzten Sommer ein Thema beim BVB; auch Mönchengla­dbach, Arsenal und Tottenham aus England sollen ihn beobachten. Laut „Kicker“soll Gladbach noch stärkeres Interesse an Grifo haben, der angeblich per Ausstiegsk­lausel aus seinem eigentlich bis 2019 laufenden Vertrag herausgeka­uft werden könnte. Und Söyüncü, den der SC in der zweiten türkischen Liga entdeckte, soll das Interesse des russischen Spitzenclu­bs Zenit St. Petersburg geweckt haben.

Streich hofft zwar, „dass wir diese Mannschaft so weit wie möglich zusammenha­lten“. Der Wunsch sei „dann vielleicht noch mehr Stabilität reinzubeko­mmen“und „weiter oben mitspielen“zu können. Doch natürlich kennt auch er die Mechanisme­n des Geschäfts. Wenn das Geld – oder der internatio­nale Wettbewerb – locken, sind die allermeist­en Spieler irgendwann schwach geworden. Anderersei­ts: Wer, wenn nicht Streich und den Freiburger­n, wäre es zuzutrauen, die üblichen Mechanisme­n etwas auszuhebel­n? Freiburg: Schwolow – Kübler, Torrejon, Söyüncü, Günter – Frantz, Höfler – Philipp, Grifo – Petersen, Niederlech­ner. – Dortmund: Bürki – Piszczek, Sokratis, Bartra, Schmelzer – Weigl – Castro, Guerreiro – Dembélé, Reus – Aubameyang. 2. Bundesliga (22. Spieltag) Würzburger K. – Greuther Fürth 1:1 (0:0) 1:0 Schröck (47.), 1:1 Junior Diaz (52., Eigentor); Zuschauer: 10 251. Sandhausen – Braunschwe­ig 0:1 (0:0) 0:1 Boland (71.); Zuschauer: 4721. Union Berlin – 1860 München 2:0 (1:0) 1:0 Skrzybski (41.), 2:0 Hedlund (60.); Zuschauer: 20 176.

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FOTO: IMAGO Der Wangener Janik Haberer (re.) muss sich vielleicht andere Kollegen zum Jubeln suchen: Grifo (oben) und Philipp sind begehrt.

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