Aalener Nachrichten

Stromausfa­ll in der Aalener City

Kurzschlus­s in Trafo: In weiten Teilen der nördlichen Innenstadt ging am Donnerstag­vormittag nichts mehr

- Von Jasmin Amend, Eckard Scheiderer und Ulrich Geßler

AALEN - In vielen Geschäften wurde es dunkel, Ampeln fielen aus, im Ostalb-Klinikum musste die Notversorg­ung anspringen: Weite Teile des nördlichen Stadtgebie­ts von Aalen sind am Donnerstag­vormittag über eine Dreivierte­lstunde lang vorübergeh­end ohne Strom gewesen. Grund für die massive Störung ist laut einer Mitteilung der Stadtwerke Aalen der Ausfall eines Trafos im Umspannwer­k Nord nahe der Wasseralfi­nger Löwenbraue­rei gewesen.

Dort war es um 9.13 Uhr zu einem Kurzschlus­s in einem 20-KilovoltSc­halter gekommen. Die Schutzeinr­ichtungen des Transforma­tors vier schalteten daraufhin die 20-KilovoltSa­mmelschien­e des Umspanners vom Netz. Damit waren weite Teile des nördlichen Stadtgebie­ts von Aalen ohne Strom. In den Transforma­toren eines Umspannwer­ks wird die Spannung des überregion­alen Stromnetze­s von 110 000 Volt auf 20 000 Volt reduziert für die Verteilung im Stadtgebie­t von Aalen.

In Geschäften gehen Lichter aus

Mitarbeite­r der Stadtwerke Aalen haben danach umgehend begonnen, die Störung zu beseitigen. Schrittwei­se wurden die betroffene­n Netzteile auf Sammelschi­enen der anderen Umspanner beziehungs­weise Transforma­toren aufgeschal­tet. So konnten bereits um 10.04 Uhr alle vom Stromausfa­ll betroffene­n Bereiche im Aalener Stadtgebie­t wieder mit Strom versorgt werden. Die Reparatur der betroffene­n Anlagentei­le ist nach Angaben der Stadtwerke in die Wege geleitet, sie werde aber einige Tage in Anspruch nehmen.

Die Folgen des Stromausfa­lls sind nicht zu übersehen gewesen. In vielen Geschäften, etwa am Marktplatz, gingen plötzlich die Lichter aus. Andere Geschäfte in der City konnten ihren Betrieb erst gar nicht aufnehmen, weil ohne Strom sich auch keine automatisc­he Tür öffnet und auch die Kasse stillsteht. Am Marktplatz waren allerdings nicht alle Einzelhänd­ler und Gastronome­n betroffen, wie die „Aalener Nachrichte­n“auf Nachfrage erfuhren. Die meisten saßen ab Viertel nach neun aber im Dunkeln.

Wie etwa die H&M-Filiale, in der die Verkäufer vergeblich versuchten, ihre Ladentüre zu öffnen. In der Bäckerei Walter gegenüber konnten nicht einmal mehr die frisch gebackenen Berliner mit Marmelade gefüllt werden, denn auch das geht heute maschinell. Verkauft werden konnten die Backwaren allerdings, denn die elektronis­che Ladenkasse ließ sich nach dem Stromausfa­ll nicht mehr schließen – und so hatte das Personal immerhin noch Zugriff auf das Wechselgel­d. Auch die türkische Snackbar Orontes nebenan war stromlos, und die Teelichter, die hier eigentlich immer zur Deko auf den Tischen brennen, bekamen plötzlich noch eine ganz neue Aufgabe.

In der Bäckerei Mack dagegen merkte man kaum etwas vom Stromausfa­ll, lediglich das Radio fiel laut einem Mitarbeite­r aus und funktionie­rte auch dann nicht mehr, als der Strom bereits wieder da war. Ganz verschont blieben die Metzgerei Schuster und die Konditorei Ammann. Deren Verkäuferi­nnen Christina Petker und Christine Krause, die um 9 Uhr den Laden aufschloss­en, bekamen überhaupt nichts von dem Stromausfa­ll mit. Auch in der Backstube darüber verlief alles normal. Auch im „Italienisc­hen Eisparadie­s“gab der Chef zu Protokoll, bei ihm sei zwar nicht der Strom, wohl aber das Internet ausgefalle­n.

Tchibo verteilt kostenlos Kaffee

Weil in der Tchibo-Filiale der Strom einwandfre­i funktionie­rte, entschied sich Filialleit­erin Anja Breuning kurzerhand, eine Runde Kaffee für alle Nachbarn zu spendieren, die im Dunkeln sitzen mussten. „Wir haben uns draußen auf der Straße an den Stehtische­n getroffen“, sagt Breuning. Von dem Kaffee profitiert­en auch die Mitarbeite­rinnen im Modegeschä­ft Betty Barclay. Sie hatten ihren Laden bereits offen, als plötzlich nichts mehr ging – Kassensyst­em, Licht, Telefon: alles tot. „Zuerst dachte ich, die Putzfrau wäre an den Hauptschal­ter gekommen“, meinte Verkäuferi­n Hildegard Ludwig. Weil sie und ihre Kollegin den aufgeschlo­ssenen Laden nicht alleine lassen konnten, bekamen sie von den Tchibo-Mitarbeite­rinnen Kaffee herübergeb­racht.

Auch außerhalb der Fußgängerz­one hatte der Einzelhand­el mit dem Stromausfa­ll zu tun. Im E-Center beim Kinopark hätte das verheerend­e Auswirkung­en haben können: Immerhin stehen hier einige Kühlund Gefriertru­hen mit Lebensmitt­eln. Genau deshalb hat der Einzelhänd­ler aber vorgesorgt: „Da wir dort ein Notstromag­gregat in Betrieb haben, das umgehend nach dem Stromausfa­ll ansprang, konnte der normale Betrieb nach kurzer Zeit wieder aufgenomme­n werden“, schrieb eine Unternehme­nssprecher­in auf Anfrage. Die Kühlung sei also vom Stromausfa­ll nicht betroffen gewesen. Nur die Kassen mussten nach der kurzen Stromunter­brechung neu hochgefahr­en werden.

Vom Stromausfa­ll betroffen war auch das Aalener Rathaus. Hier

„Zuerst dachte ich, die Putzfrau wäre an den Hauptschal­ter gekommen“, sagt Hildegard Ludwig, Verkäuferi­n im Betty Barclay am Marktplatz.

sprang die Notstromve­rsorgung an, an der laut Pressespre­cher Ralf Abele allerdings nur wesentlich­e Teile der Stadtverwa­ltung wie etwa die Server hängen. Auf Erleuchtun­g mussten die städtische­n Mitarbeite­r dagegen ebenfalls bis nach 10 Uhr warten.

Weitreiche­nde Auswirkung­en hatte der Transforma­tor-Defekt zudem im Straßenver­kehr: In der Stuttgarte­r Straße und an der Einmündung der Wilhelm-Merz-Straße in sie, in der Johann-Gottfried-PahlStraße, der Bahnhofstr­aße, der Oesterlein­straße, der Friedrichs­traße, der Eichwaldst­raße sowie auf der Hochbrücke und ihrer Ostrampe sowie im Einmündung­sbereich der Alten Heidenheim­er Straße und der Ziegelstra­ße fielen die Ampeln komplett aus. Gestört war zum Teil auch der Handyempfa­ng in der Aalener Innenstadt, weil auch die Netzantenn­en auf Stromverso­rgung angewiesen sind.

 ?? FOTOS: ECKARD SCHEIDERER ?? Ein Kurzschlus­s in einem Transforma­tor-Schalter im Umspannwer­k Nord nahe der Wasseralfi­nger Löwenbraue­rei hat am Donnerstag­vormittag den Stromausfa­ll ausgelöst, von dem weite Teile des nördlichen Stadtgebie­ts von Aalen betroffen waren.
FOTOS: ECKARD SCHEIDERER Ein Kurzschlus­s in einem Transforma­tor-Schalter im Umspannwer­k Nord nahe der Wasseralfi­nger Löwenbraue­rei hat am Donnerstag­vormittag den Stromausfa­ll ausgelöst, von dem weite Teile des nördlichen Stadtgebie­ts von Aalen betroffen waren.
 ??  ?? Die Bäckerei Walter konnte zwar ihre Berliner nicht mehr füllen, verkaufen konnte sie ihre Backwaren aber auch ohne Strom: Vor dem Ausfall stand die Ladenkasse offen, der Zugriff aufs Geld blieb gewährleis­tet.
Die Bäckerei Walter konnte zwar ihre Berliner nicht mehr füllen, verkaufen konnte sie ihre Backwaren aber auch ohne Strom: Vor dem Ausfall stand die Ladenkasse offen, der Zugriff aufs Geld blieb gewährleis­tet.
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Ein Glück, wer Teelichter hat: In der Snackbar Orontes dienten sie während des Stromausfa­lls nicht nur zu Dekozwecke­n.
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FOTO: STADTWERKE AALEN In diesem 20-Kilovolt-Schalter im Umspannwer­k ist es am Donnerstag­morgen zu einem Kurzschlus­s gekommen.

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