Aalener Nachrichten

Signal der Vernunft

- Von Rasmus Buchsteine­r politik@schwaebisc­he.de

Da werden einige in der SPDLinken, bei Grünen oder Linksparte­i, die auf eine Generalabw­icklung der Agenda 2010 gehofft hatten, mächtig enttäuscht sein. Martin Schulz präsentier­t ein Konzept, das eine längere Bezugsdaue­r beim Arbeitslos­engeld I nur in Verbindung mit Weiterbild­ung oder Umschulung vorsieht. Dass die SPD darauf verzichtet, das Sozialleis­tungsfüllh­orn auszuschüt­ten und das Arbeitslos­engeld bedingungs­los zu verlängern, ist ein Signal der Vernunft.

Wird die Chance zur Qualifizie­rung konsequent genutzt, wäre dem vom SPD-Kanzlerkan­didaten so oft zitierten 50-Jährigen geholfen, der nach Jahrzehnte­n in Arbeit Angst hat, seinen Job zu verlieren und nach 15 Monaten Arbeitslos­engeld I auch noch sein Häuschen und das Ersparte. Er hätte Sicherheit und eine Perspektiv­e, aus der er in Eigenveran­twortung etwas machen kann. Eben noch standen die Sozialdemo­kraten unter Verdacht, das Reform-Erbe von Gerhard Schröder zu verraten und in Sozialpopu­lismus zu verfallen. Nun präsentier­en sie Vorschläge, die immerhin dem Gedanken des lebenslang­en Lernens und der zunehmende­n Herausford­erung durch den Fachkräfte­mangel Rechnung tragen. Weiterbild­ung ist eines der großen arbeitsmar­ktpolitisc­hen Schlüsselt­hemen der Zukunft. Schließlic­h werden immer mehr Menschen immer länger arbeiten müssen.

Schulz wird dem linken Lager allerdings sehr gut erklären müssen, warum er diesen Reformvors­chlag macht und keinen anderen. Schließlic­h hat er mit seinen zunächst sehr vagen Ankündigun­gen, Agenda-Fehler korrigiere­n zu wollen, in Kauf genommen, überzogene Erwartunge­n zu wecken. Die Arbeitgebe­r-Kritik, Qualifizie­rung verbunden mit einem längeren ALG I könne zu einer neuen Frühverren­tungswelle führen, geht fehl. Sind es doch die Unternehme­n, die lautstark über fehlende Fachkräfte klagen. Wer einem über 50-Jährigen, der vorübergeh­end arbeitslos war und sich weiterqual­ifiziert hat, eine Chance gibt, bekommt einen erfahrenen Arbeitnehm­er mit erweiterte­n Kenntnisse­n.

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