Nach Grabschändung setzen türkische Mitbürger ein Zeichen
Rund 100 Mitglieder der Türkischen Gemeinde versammeln sich auf dem muslimischen Gräberfeld – Tat wird aufs Schärfste verurteilt
AALEN - Die Grabschändungen von vier muslimischen Gräbern auf dem Wasseralfinger Friedhof haben auch Mitglieder der Türkischen Gemeinde in Aalen schwer getroffen. Am Sonntagnachmittag setzten knapp 100 türkische Mitbürger dort ein Zeichen . „Wir haben uns gemeinsam versammelt, um zu zeigen, dass wir Aalener, egal, welche Herkunft und Glauben wir haben, zusammenhalten. Wir stehen für ein friedvolles Zusammenleben, Toleranz und Respekt in unserer Stadt“, sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Cemil Sahin.
Unter den türkischen Mitbürgern, die sich um 14.30 Uhr an den Gräbern treffen, sind auch Angehörige, deren Familienmitglieder hier ihre letzte Ruhe gefunden haben und deren Gräber in der Nacht auf Mittwoch vergangener Woche verwüstet wurden, zum Teil wurden die Grabsteine mit Hakenkreuzen beschmiert. Es sei immer die Rede von Integration. „Doch kann man sich mehr integrieren, als seine Verstorbenen muslimischen Glaubens hier begraben zu lassen?“, fragt sich ein türkisch-stämmiger Aalener, der wie auch alle anderen über die Tat nach wie vor geschockt ist.
Seit 1999 setze sich die Türkische Gemeinde als Dachverband bestehend aus fünf lokalen Vereinen für die sozialen, kulturellen und religiösen Belange der türkischen und muslimischen Bürger in Aalen ein. „Auch bei der Errichtung des muslimischen Grabfeldes auf dem Wasseralfinger Friedhof haben wir im Jahr 2004 mitgewirkt“, sagt Cemil Sahin, dessen Schwiegereltern auch hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Umso trauriger sei es, dass vor wenigen Tagen die Gräber unschuldiger Verstorbener geschändet wurden. Mit dieser Tat seien auch die Angehörigen verletzt und gedemütigt worden. Ein Grab unabhängig von der Religion, Herkunft und Kultur des Verstorbenen zu zerstören oder zu beschmutzen, sei pietätlos. Insofern sei dieser Tag verabscheuungswürdig und aufs Schärfte zu verurteilen.
Vertrauen in die Polizei ist groß
„Wir sind ein Teil von Deutschland. Wir sind ein Teil von Aalen“, betont Cemil Sahin. „Deshalb rufen wir alle Mitbürger zur Besonnenheit und Geduld auf, um somit voreiligen Schlüssen, Spekulationen oder Schuldzuweisungen zu entgegnen.“Das Vertrauen in die Ermittlungsarbeit der Polizei sei groß, die Täter zu finden. Das Mitgefühl gelte den betroffenen Hinterbliebenen.
Für diese war auch die Rezitation zweier Suren aus dem Koran gedacht, die die beiden Imame der Ditib-Moschee, Mürsel Gökdere und Ali Yavuzyigitoglu, vortrugen.