Aalener Nachrichten

Liebliches hinterm Vorhang

Die Veranstalt­ungsreihe „wortgewalt­ig 2017“startet mit einem außergewöh­nlichen Konzert

- Von Ansgar König

AALEN - Mit einem in vielerlei Hinsicht außergewöh­nlichen Konzert ist die Reihe „wortgewalt­ig 2017“am Freitagabe­nd gestartet. Das Berliner Trio Rosenrot bot in der Aalener Stadthalle alte Volksliede­r in modernem Gewand.

Wobei „in der Stadthalle“als Rahmen des Konzerts etwas irreführen­d ist. „Sie sitzen heute auf der Bühne – kein Scherz“, sagt die freundlich­e Platzanwei­serin. Und tatsächlic­h: Um dem Musikverst­ändnis des Trios den passenden Rahmen zu geben, hatte das Kulturamt um seinen Chef Roland Schurig das Konzert auf die Bühne verlegt – hinterm verschloss­enem Vorhang. Eine Bar in der Ecke, weiß eingedeckt­e Bistrotisc­hchen, eine kleine Bühne auf der großen Bühne. „Werkstatta­tmosphäre“, so Schurig, „es werden nicht nur Volksliede­r, sondern auch die Stadthalle neu interpreti­ert – ebbas ganz Nuis“, schob er auf Schwäbisch nach.

Altes auf neue Weise, das zog sich durch den ganzen Abend. Von „Nun will der Lenz uns grüßen“über „Brüderchen komm tanz mit mir“bis „Guten Abend, gut' Nacht“. Dana Hoffmann (Sopran), Hub Hildenbran­d (Gitarre, Kompositio­n) und Denis Stilke (Schlagzeug) graben, so erklärt Sopranisti­n Hoffmann, „teilweise als verstaubt geltende Volksliede­r“aus und geben ihnen ein neues Gesicht im Spannungsf­eld zwischen Jazz, Folk und Volkslied mit kammermusi­kalischem Grundprinz­ip, gerne auch mit Improvisat­ion.

Spaß am Leben

Eine lohnenswer­te Idee. Denn die Grundlagen des menschlich­en Daseins, die sind auch schon in den Volksliede­rn die bestimmend­en Themen: Lebenslust und Liebesleid, Sehnsucht und Schwermut, Spaß am Tanz und am Leben. Die großen Themen. Der Bezug zu aktuellen, auch politische­n Umständen ist durchaus gewollt.

Natürlich auch der Bezug zu Schubart, den, so Schurig in der Ansage, „vielleicht begnadetst­en Volksliedd­ichter“. Natürlich nahm sich das Trio „Die Forelle“vor, gab dem Fischlein einen beschwingt­en Rhythmus mit auf den Weg durch das Bächlein helle. Das hatte schon was. Rotzfrech und passend zum Text folgte später Schubarts Spottvers „Der dicke Franz“.

Das Konzept, so verlockend es klingt, geht allerdings nicht immer auf. Ein ums andere Mal erhebt das Trio ein Volkslied zur Kunstform. Zum Beispiel Matthias Claudius' Abendlied „Der Mond ist aufgegange­n“. Als Kunstlied verlor das Stück doch etwas an der Leichtigke­it, die gerade Volksliede­r eigentlich zu eigen sein sollte. Zumal Claudius, wie Dana Hoffmann in ihrer Ansage gerne erklärt, das Stück „mehr volksmäßig als kunstmäßig“verstanden wissen will. Und trotzdem: ein versöhnlic­her Schluss ziert alles. In diesem Fall war es „Guten Abend, gut' Nacht“, das als Zugabe zum Mitsingen animierte.

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FOTO: SIEDLER Das Berliner Trio Rosenrot bot in der Aalener Stadthalle alte Volksliede­r in modernem Gewand.

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